Rainer Berthold Schossig: Ein Kubus mit 5000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, mitten in der Stadt, immerhin in exponierter Lage. Aber das klingt erstmal nüchtern, funktional, eher nach Pflicht als nach Kür?
Christian Gampert: Ja, das ist ein geometrischer Bau, der aber an diesem Platz eigentlich ganz gut hinpasst, weil er nämlich einerseits, sozusagen die Form des Schlossplatzes, die quadratische Form aufnimmt, andererseits die klassizistische Nüchternheit des Königsbaus, der daneben steht und der doch auch so ein bisschen abweisend ist, auch versucht weiter zu erzählen. Das Gebäude, das die Architekten Hascher und Jehle dort hingesetzt haben, musste ja mit sehr begrenztem Raum auskommen und dafür, also für die Vorgaben, die sie hatten, ist das wirklich eine geniale Lösung, so was klassisch-modernes dahin zu stellen. Es ist ein Kubus, der mit einer Glasfassade verkleidet ist, innen aber noch mal natürlich einen Kern hat, mit Beton, der mit Muschelkalk verkleidet ist, und der dann nachts angestrahlt werden kann. Das heißt, je nach Tageszeit und Tageslicht verändert dieses Haus seine Erscheinungsform. Es ist manchmal durchsichtig und manchmal steht es eben als Klotz da und abends wird es angestrahlt und ist selbst eine Skulptur. Der eigentliche Gag dieses Gebäudes ist, dass er zwei stillgelegte Straßentunnelröhren, die direkt unter dem Gebäude verlaufen sind und eben stillgelegt waren, in dieses Museum integriert. Dort wird moderne Kunst auch ausgestellt und dann steigt man in diesen Kunststollen ein und nähert sich der Gegenwartskunst.
Schossig: "Angekommen - die Sammlung im eigenen Haus", so der Titel der großen Eröffnungsausstellung jetzt. Was an Kunsthighlights ist denn dort angekommen?
Gampert: Die Sammlung konzentriert sich auf schwäbische Kunst, alles, was mit Stuttgart oder der Region in irgendeiner Form Berührung hat in der Klassischen Moderne, das soll da gezeigt werden. Es gab ja auch so etwas, wie einen schwäbischen Impressionismus, mit Hermann Pleuer zum Beispiel. Es gab Adolf Hölzel, der ein großer Lehrer auch der Expressionisten war und der dort gezeigt wird, auch bis hin zum Schritt in die Abstraktion, bis in die Ornamentik und in die Kirchenbilder. Es gibt einen ganz starken Werkblock: Willi Baumeister. Und natürlich, wofür die Sammlung ja berühmt ist: Otto Dix. Diese Sammlung hat die weltweit berühmteste Otto Dix Sammlung.
Schossig: Wie kommt eigentlich dieser große Otto-Dix-Bestand nun ausgerechnet aus Thüringen, das muss man ja sagen, Otto Dix, nun ausgerechnet nach Stuttgart?
Gampert: Dix hat nach dem 2. Weltkrieg am Bodensee gelebt und war hocherfreut, dass die Stuttgarter Galerie Bilder von ihm erworben hat, unter anderem eben dieses großartige Großstadt-Triptychon und dann hat er eben dafür gesorgt, dass die immer weiter kaufen konnten, zu relativ günstigen Preisen damals und die Schwaben haben sehr genau kapiert, dass, wenn man in Kunst investiert, dass sich das auch lohnt, dass der Wert sich ja steigert. Und dann haben die halt gekauft und man kann jetzt also in der obersten Etage des Kubus, wenn man also dann heraustritt und diesen Panoramablick auf den Stuttgarter Kessel hat, kann man in den Ausstellungsräumen Bilder sehen, die wirklich Klassiker sind aus den zwanziger Jahren. Das sind die ganzen Straßenszenen, die Portraits der heruntergekommenen Tänzerinnen, Anita Berber, die ganzen Hurenportraits, also die ganze Lust am Hässlichen oder Wolllust am Hässlichen muss man sagen.
Schossig: Dennoch, trotz Willi Baumeister und trotz Otto Dix, wird dieses Kunstmuseum Stuttgart mit der Staatsgalerie konkurrieren können was die Publikumszahlen anbetrifft?
Gampert: Das muss sich herausstellen. Die Staatsgalerie hat ja eine andere Ausrichtung, die macht internationale Kunst und das Kunstmuseum Stuttgart will sich eben mit Künstler beschäftigen, die mit der Region Stuttgart etwas zu tun haben. Die wollen die Sammlung natürlich auch erweitern und es gibt Dinge, die fehlen. Anton Stankovski, der Konstruktivist, der sehr wichtig ist, die HFG in Ulm, solche Sachen müssen hinzu gekauft werden und sie wollen natürlich die Sammlung an Gegenwartskunst, die auch beträchtlich ist und eben auch hier in Reibung gebracht wird mit der Klassischen Moderne, die wollen sie auch erweitern. Wir haben da ganz viele Bilder und Installationen von Dieter Roth, die ganzen Schimmelbilder. Wir haben Installationen von Rebecca Horn, diese Folterstühle. Wir haben Installationen von Wolfgang Leib, der eine Bienenwachshöhle quasi gebaut hat. Das sind wichtige Künstler der Gegenwart, die alle mit Stuttgart zu tun haben. Leib kommt aus Metzingen, das ist ganz in der Nähe. Das ist der Schwerpunkt und der soll weiter ausgebaut werden.
Christian Gampert: Ja, das ist ein geometrischer Bau, der aber an diesem Platz eigentlich ganz gut hinpasst, weil er nämlich einerseits, sozusagen die Form des Schlossplatzes, die quadratische Form aufnimmt, andererseits die klassizistische Nüchternheit des Königsbaus, der daneben steht und der doch auch so ein bisschen abweisend ist, auch versucht weiter zu erzählen. Das Gebäude, das die Architekten Hascher und Jehle dort hingesetzt haben, musste ja mit sehr begrenztem Raum auskommen und dafür, also für die Vorgaben, die sie hatten, ist das wirklich eine geniale Lösung, so was klassisch-modernes dahin zu stellen. Es ist ein Kubus, der mit einer Glasfassade verkleidet ist, innen aber noch mal natürlich einen Kern hat, mit Beton, der mit Muschelkalk verkleidet ist, und der dann nachts angestrahlt werden kann. Das heißt, je nach Tageszeit und Tageslicht verändert dieses Haus seine Erscheinungsform. Es ist manchmal durchsichtig und manchmal steht es eben als Klotz da und abends wird es angestrahlt und ist selbst eine Skulptur. Der eigentliche Gag dieses Gebäudes ist, dass er zwei stillgelegte Straßentunnelröhren, die direkt unter dem Gebäude verlaufen sind und eben stillgelegt waren, in dieses Museum integriert. Dort wird moderne Kunst auch ausgestellt und dann steigt man in diesen Kunststollen ein und nähert sich der Gegenwartskunst.
Schossig: "Angekommen - die Sammlung im eigenen Haus", so der Titel der großen Eröffnungsausstellung jetzt. Was an Kunsthighlights ist denn dort angekommen?
Gampert: Die Sammlung konzentriert sich auf schwäbische Kunst, alles, was mit Stuttgart oder der Region in irgendeiner Form Berührung hat in der Klassischen Moderne, das soll da gezeigt werden. Es gab ja auch so etwas, wie einen schwäbischen Impressionismus, mit Hermann Pleuer zum Beispiel. Es gab Adolf Hölzel, der ein großer Lehrer auch der Expressionisten war und der dort gezeigt wird, auch bis hin zum Schritt in die Abstraktion, bis in die Ornamentik und in die Kirchenbilder. Es gibt einen ganz starken Werkblock: Willi Baumeister. Und natürlich, wofür die Sammlung ja berühmt ist: Otto Dix. Diese Sammlung hat die weltweit berühmteste Otto Dix Sammlung.
Schossig: Wie kommt eigentlich dieser große Otto-Dix-Bestand nun ausgerechnet aus Thüringen, das muss man ja sagen, Otto Dix, nun ausgerechnet nach Stuttgart?
Gampert: Dix hat nach dem 2. Weltkrieg am Bodensee gelebt und war hocherfreut, dass die Stuttgarter Galerie Bilder von ihm erworben hat, unter anderem eben dieses großartige Großstadt-Triptychon und dann hat er eben dafür gesorgt, dass die immer weiter kaufen konnten, zu relativ günstigen Preisen damals und die Schwaben haben sehr genau kapiert, dass, wenn man in Kunst investiert, dass sich das auch lohnt, dass der Wert sich ja steigert. Und dann haben die halt gekauft und man kann jetzt also in der obersten Etage des Kubus, wenn man also dann heraustritt und diesen Panoramablick auf den Stuttgarter Kessel hat, kann man in den Ausstellungsräumen Bilder sehen, die wirklich Klassiker sind aus den zwanziger Jahren. Das sind die ganzen Straßenszenen, die Portraits der heruntergekommenen Tänzerinnen, Anita Berber, die ganzen Hurenportraits, also die ganze Lust am Hässlichen oder Wolllust am Hässlichen muss man sagen.
Schossig: Dennoch, trotz Willi Baumeister und trotz Otto Dix, wird dieses Kunstmuseum Stuttgart mit der Staatsgalerie konkurrieren können was die Publikumszahlen anbetrifft?
Gampert: Das muss sich herausstellen. Die Staatsgalerie hat ja eine andere Ausrichtung, die macht internationale Kunst und das Kunstmuseum Stuttgart will sich eben mit Künstler beschäftigen, die mit der Region Stuttgart etwas zu tun haben. Die wollen die Sammlung natürlich auch erweitern und es gibt Dinge, die fehlen. Anton Stankovski, der Konstruktivist, der sehr wichtig ist, die HFG in Ulm, solche Sachen müssen hinzu gekauft werden und sie wollen natürlich die Sammlung an Gegenwartskunst, die auch beträchtlich ist und eben auch hier in Reibung gebracht wird mit der Klassischen Moderne, die wollen sie auch erweitern. Wir haben da ganz viele Bilder und Installationen von Dieter Roth, die ganzen Schimmelbilder. Wir haben Installationen von Rebecca Horn, diese Folterstühle. Wir haben Installationen von Wolfgang Leib, der eine Bienenwachshöhle quasi gebaut hat. Das sind wichtige Künstler der Gegenwart, die alle mit Stuttgart zu tun haben. Leib kommt aus Metzingen, das ist ganz in der Nähe. Das ist der Schwerpunkt und der soll weiter ausgebaut werden.