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Angeschlagener Aufklärer bei Jupiter

Raumfahrt. - Mehr als 30 Mal passierte die US-Sonde "Galileo" inzwischen die Monde des Jupiter und versorgte bislang die Ingenieure und Astronomen in der Heimatbasis mit spektakulären Informationen. Allerdings bewegt sich das Vehikel in der Tat auf einem schmalen Grad - technisch wie physikalisch. Immer wieder setzt die vergleichsweise geringe Nähe zum Gasriesen Jupiter die Sonde einem starken Strahlenbeschuss aus. Daher fürchten die Techniker um die empfindliche Ausrüstung von "Galileo". Schließlich ist die Sonde inzwischen fast vier Jahre länger in Dienst als ursprünglich geplant. Jetzt drohen zunehmende Pannen die Mission zu gefährden. Die Daten über Jupiter und seine Monde geben den Astronomen indes einige Rätsel auf.

    "Der nahe Vorbeiflug der Sonde in 138 Kilometern Entfernung vom Jupitermond Callisto verlief technisch einwandfrei", beteuerte gestern Eilene Theilig vom Galileo-Projektmanagement am Jet Propulsion Laboratory der NASA. Dabei hatten die Experten der US-Raumfahrtbehörde durchaus mit Problemen gerechnet: "Wir wussten, dass die dort herrschende Strahlung die Hauptkamera beeinträchtigen würde", so die Wissenschaftlerin weiter. Wie gut die Aufnahmen wirklich geworden sind, werde man aber erst in Kürze erfahren, wenn Galileo eine der Erde zugewandte Position erreicht und die Bilder absetzen kann.

    Weil Callisto quasi als "hässliches Entlein" unter den Jupitermonden gegolten hatte, so Projektwissenschaftler Torrence Johnson, sei der Trabant eigentlich nur dazu ausgewählt worden, um mit seiner Gravitation die Sonde in eine gute Ausgangsposition für den Flug zum Mond Io im August und Oktober zu bringen. Io gilt als besonders interessant, weil auf ihm Wasservorkommen vermutet werden. Trotzdem birgt Callisto mit seinen Milliarden Jahre alten Kratern wichtige Informationen: "Magnetische Messungen deuten darauf hin, dass Callisto unter seinem schmutzigen Eispanzer tatsächlich einen flüssigen Ozean verbirgt", so Johnson.

    Neben der optischen Kamera liefern auch andere Sensoren zahlreiche unterschiedliche Daten zur Erde, darunter ein Photopolarimeter-Radiometer, mit dem Galileo die Polarität des Lichts misst, das von den Wolken Jupiters reflektiert wird. Infrarotdetektoren ermitteln Zusammensetzung der Atmosphäre sowie die herrschenden Temperaturen. Das "Near Infrared Mapping Spectrometer" erstellt Landkarten und sucht nach Mineralienvorkommen an den Oberflächen. Das Ultraviolett-Spektrometer erforscht schließlich die Oberflächenzusammensetzung des Io-Plasmas sowie der Jupiterwolken. Alle vier Kameras stehen auf einer Plattform, die die Bewegungen der Sonde nicht mit vollzieht und so Verwischungen der Aufnahmen verhindert.

    "Bei der großen Annäherung an Callisto konnten wir etwas erkennen, das an eine Schutzschicht über den Kratern erinnert. Möglicherweise besteht dabei eine Verbindung zu der Kohlendioxidatmosphäre des Mondes und der Überzug entstand aus der Verdunstung des Eises", spekuliert Johnson.

    [Quelle: Armin Amler]