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Angriff der Scheiben

Die Kinobranche steckt tief in der Krise. Um bis zu ein Viertel sank 2005 die Zahl der Besucher, ausgelöst nicht nur durch umsatzschwache Filme, sondern auch durch die immer größer werdende Konkurrenz von DVD und Raubkopien. Wie will die Filmbranche auf diesen Trend reagieren?

Von Michael Meyer |
    Kaum eine andere Branche musste im vergangenen Jahr so deutliche Umsatzeinbußen einstecken wie die Kinobranche. Je nach Berechnung und Kinosparte lagen die Rückgänge bei den Besucherzahlen zwischen 18 und 25 Prozent. Schlechte Filme habe es gegeben – so das einhellige Urteil der Kinobetreiber. Nun hofft man auf ein starkes Filmjahr mit attraktiven Filmen. Die kann man jedoch oft bereits wenige Monate später auf DVD sehen – ein Trend, der den Kinos immer mehr das Wasser abgräbt.

    Dies ist jedoch nicht die erste Krise des Kinos. Die schwierigen Phasen sind fast so alt, wie das Medium selbst. Bereits nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gab es in der Filmgeschichte eine Art Umbruch, denn: Das zunehmend gebildete und zahlungskräftige Publikum war damals genervt von den meist recht billig gemachten Komödien, Melodramen und Einaktern. Die amerikanische Kinozeitschrift "Photoplay" kommentierte 1918:

    "Weder die Produzenten noch die Kinos verdienen derzeit Geld, und die Kritiker verreißen einen Großteil der aktuellen Kinoproduktionen. Die Produzenten bringen nicht genügend guter Filme auf den Markt - wenn sie es nicht bald tun, kann die Filmindustrie nicht darauf hoffen, lange zu überleben."

    Die erste Krise des Mediums Film vor 85 Jahren ähnelt in gewisser Weise der heutigen Situation: Es gibt keinen Mangel an Filmen, im Gegenteil, bis zu zehn neuer Filme kommen pro Woche in die deutschen Kinos. Doch Quantität ist nicht gleich Qualität, und sagt schon gar nichts über die Anziehungskraft der Filme aus. Ganz besonders enttäuscht vom vergangenen Kinojahr sind die großen Kinobetreiber wie der Marktführer, die Lübecker Cinestar-Gruppe oder die Nummer zwei in Deutschland, die etwas kleinere Cinemaxx AG aus Hamburg mit mehr als 40 Kinos. Beide Kinokonzerne schreiben seit Jahren Verlust – bei der Cinemaxx-Gruppe lag das Minus im Jahr 2004 bei rund acht Millionen Euro. Arne Schmidt, Pressesprecher der Cinemaxx AG, meint aber, dass nicht die Vielzahl der neu anlaufenden Filme das wesentliche Problem sei:

    "Die Problematik ist vielmehr, dass nicht jeder Film, der in den Markt kommt, auch wirklich Kinopotential hat. Viele Filme sind einfach nicht für die große Leinwand gemacht, möglicherweise schon in der Konzeption für die nachrangigen Auswertungsstufen gedacht, also eher DVD- und Fernseh-bezogen, als Kino oder Leinwand-bezogen. Und das macht sich dann natürlich auch bemerkbar."

    Eines ist klar: Die Kinos sind, und das seit Bestehen des Mediums, abhängig von der Qualität der produzierten Filme, sozusagen von der angelieferten "Software". Gleich eine ganze Reihe von Filmen hat sich in 2005 nicht so gerechnet, wie die Kinowirtschaft sich das vorgestellt hat. Diese so genannten Blockbuster-Filme, die drei Millionen Zuschauer und mehr in die Kinos locken, sind für große Kino-Unternehmen äußerst wichtig für gute Umsatzzahlen. Im Windschatten dieser großen Erfolge rechnen sich dann auch weniger populäre Filme, sagt Arne Schmidt:

    "Das heißt, wenn wir Filme sehen wie 'King Kong', wo alle erwartet haben, OK, ein Blockbuster wird es, dann wird er das auch schaffen, aber er hätte noch ein bisschen mehr Potenzial haben müssen. Unterm Strich sind zu wenig Filme, von denen man das erwarten konnte, im Markt gewesen. Natürlich ein "Star Wars" erreicht seine drei Millionen Zuschauer immer, genauso ein "Harry Potter", unterm Strich brauchen wir aber viel mehr solcher Filme und sind froh, dass wir für das laufende Jahr 2006 entsprechend mehr Filme haben, bei denen wir von Blockbuster-Ambitionen ausgehen können."

    Große Erwartungen verbinden die Kinobetreiber in diesem Jahr etwa mit der Verfilmung des Dan-Brown Romans "Der Da-Vinci-Code" oder mit deutschen Produktionen wie "Das Parfüm" von Tom Tykwer oder dem neuen Film von Michael Bully Herwig "Hui Buh".

    Dennoch bleibt die Lage auf dem Kinomarkt angespannt: Die Zahl der Multiplex–Kinos, also jener Häuser, die 6 oder manchmal sogar 20 Kinosäle unter einem Dach versammeln, ist in den vergangenen zehn Jahren rasant gewachsen. Nach dem überwältigenden Erfolg mancher Filme, wie etwa des Steven Spielberg-Films "Jurassic Park", stampften Mitte der 90er Jahre die Kinobetreiber ein Multiplex-Kino nach dem anderen aus dem Boden. Mittlerweile gibt es mehr als 1300 solcher Kinosäle in Deutschland, 500 bis 600 zuviel, wie Marktbeobachter meinen.

    Die Boomjahre sind jedenfalls vorüber. In Berlin beispielsweise gab es bereits den Fall einer Schließung eines Multiplex-Kinos, ein weiteres steht derzeit auf der Kippe - und das, obwohl oft bereits rund 30 Prozent Platzauslastung ausreichen, um ein Kino profitabel zu betreiben. Kino sei eben nicht wie Theater, wo es pro Abend nur eine Vorstellung gebe, sagt Arne Schmidt von der Cinemaxx-AG, sondern müsse sich die ganze Woche mit mehreren Vorstellungen pro Tag rechnen. Ganz besonders unerfreulich für die Kinobetreiber ist das Wegbleiben der jungen Filmfans zwischen 16 und 29. Diese Zielgruppe geht zwar immer noch ins Kino, aber: deutlich weniger als früher. Stattdessen wird die Altersgruppe der über 40- und 50-jährigen Kinogänger immer wichtiger. Die aber haben deutlich andere Erwartungen ans Kino. Sie schätzen eine ruhigere Atmosphäre im Foyer und langsamer erzählte Filmstoffe auf der Leinwand. Um die ältere Klientel besser anzusprechen, bedarf es noch einer Reihe von Maßnahmen, wie etwa zeitversetzte Anfangszeiten, um die Schlangen an den Kassen zu reduzieren, meint Arne Schmidt:

    "Was wir machen wollen, ist, dass wir Kinos teilweise umgestalten wollen, dass wir in Foyers ruhigere Ecken integrieren wollen. Das heißt Ecken, wo man sich mal gemütlich zurückziehen kann, und ähnliches. Das zählt natürlich auch zu diesen Maßnahmen, ja."

    Die Zielgruppe der älteren Zuschauer sprechen häufig deutlich besser die kleineren, mittelständischen Kinobetreiber an. Von rund 120 Millionen Kinobesuchern im Jahr 2004 entfiel mehr als die Hälfte, etwa 64 Millionen, auf diese kleineren Kinos. Ein Beispiel ist die Yorck-Kinogruppe in Berlin, mit 13 Kinos in der Hauptstadt einer der Marktführer – deutschlandweit jedoch eher ein kleines Unternehmen. In den Kinos der Yorck-Gruppe geht es eher familiär zu, es sind kleinere Häuser, meist bis 500 Plätze groß. Zur Firmenphilosophie gehört auch ein deutlich weniger aufdringliches kulinarisches Angebot. Ein-Liter-Popcorn Eimer und stark riechende Tortilla-Chips werden hier nicht angeboten.
    In diesen Kinos werden oft auch abseitigere Filme gezeigt, etwa unabhängige Produktionen aus Europa, Lateinamerika oder Asien - so genannte Arthouse-Filme. Auf dem Programmplan stehen aber durchaus auch erfolgreiche Produktionen aus Hollywood. Nur die Blockbuster wie "Harry Potter" oder "Star Wars" findet man in den Kinos der Yorck-Gruppe nicht.

    Geschäftsführer Hans-Georg Kloster ist selbst Filmfan und sucht die Filme für seinen Programmplan persönlich aus. Obwohl die Besucher der kleineren Kinos meist Filmfans mit gehobenem Anspruch und höherer Bildung sind, bekam auch die Yorck-Gruppe das schwache Kinojahr 2005 zu spüren:

    "Was fehlte, waren gerade im Arthouse-Bereich große Filme, die Furore machten, so dass Häuser wie bei mir das 'International' mit über 500 Plätzen oder das 'Delphi' mit über 700 Plätzen im letzten Jahr kaum zu füllen waren. Ich habe schon gelästert: Eigentlich bräuchte man nur 100-Platz-Kinos, was natürlich schade ist, weil gerade die großen Säle das Erlebnis und Ereignis ausmachen. Das neue Jahr fängt mit einem Riesenerfolg an, erst 'Matchpoint', dann eine Woche später 'Sommer vom Balkon', der auch diese besagten großen Häuser füllt, das erfreut mich doch, und das zeigt, dass es letztendlich der Film ist, der interessieren muss, das Publikum ansprechen muss, und das hat im letzten Jahr wirklich gefehlt."

    Dennoch räumt auch Hans-Georg Kloster ein, dass die Konkurrenz der DVD mit glasklarer Bild- und Tonqualität auch auf die kleineren Kinobetreiber wirkt. Was zum Beispiel gar nicht mehr ginge, seien Retrospektiven oder Wiederaufführungen von Filmklassikern. Dieser Bereich sei heutzutage fast komplett in den DVD- Bereich abgewandert. Die DVD ermöglicht immerhin neben scharfen Bildern und gutem Ton auch die Möglichkeit, einen Film im Original zu sehen oder zusätzliches Bonusmaterial anzuschauen. In den USA ist die Entwicklung zugunsten der DVD ähnlich weit fortgeschritten wie in Deutschland: Dort wird mehr als doppelt so viel Geld für DVDs ausgegeben wie für Kinokarten. In Deutschland werden 700 Millionen Euro mit Kinokarten umgesetzt und 2,3 Milliarden Euro mit DVD-Verkäufen.

    Der Verbandsvorsitzende der Kinobetreiber, Thomas Negele, will dennoch den Einbruch bei den Besucherzahlen nicht ausschließlich der Konkurrenz der DVD zuschreiben:

    "Wie VHS damals gekommen ist, hat es auch einen Einbruch gegeben, es hat eine bestimmte Zeit gedauert, bis eine Sättigung eingetreten ist, und die ist ja jetzt auch schon eingetreten. Wenn Sie sehen, dass das heuer die DVD zwar in den Units noch einen höheren Verkauf hat, aber in der Gesamtsumme schon einbricht um 4,5 Prozent, dann hängt es auch damit zusammen, mit den Zielgruppen. Es gibt eine bestimmte Zielgruppe, die wird auch nicht ins Kino gehen, die sitzt zu Hause und wird es auch immer sein. Wir sehen das nicht so dramatisch, weil wir auch eines wissen, dass das Kino eigentlich das Produkt Kino erst richtig rausbringt. Die Bedeutung des Kinos, wenn man es denn richtig einschätzt, wird in jedem Fall erhalten bleiben. Natürlich hat man die DVD in den letzten Jahren auch extrem mit Werbemitteln gepusht, das Kino hat in dem Sinn niemand gepusht, jeder hat gesagt: Das Kino, die Premiummarke, die hält das locker aus."

    Beim Verband der audiovisuellen Medien in Hamburg sieht man die Situation gelassen: Der Erfolg eines Filmes im Kino begünstige immerhin den Verkauf der DVD. Manchmal ist es sogar so, dass ein Film, der im Kino nicht gut lief, auf DVD durchaus ein Erfolg werden kann, sagt der Geschäftsführer des Verbands der audiovisuellen Medien, Joachim Birr:

    "Die DVD hat sich ja emanzipiert, das ist ein eigenständiger Markt geworden, das heißt, durch unsere Marktforschung wissen wir zum Beispiel, dass wir sehr stark die Verbrauchergruppen über 40 ansprechen, selbst die Gruppen über 50 und über 60 sind heute für den Film auf DVD zu gewinnen, da haben das die Kinos, wie bekannt ist, deutlich schwerer, über 40-Jährige in die Kinos zu bekommen, geschweige denn über 60-jährige, also junge Alte, die 'BestAger' in die Kinos zu bringen. Das können wir mit der DVD mehr machen, weil die Vertriebswege auch wesentlich breiter gestreut sind. Wir können also, um mal ein plakatives Beispiel zu nehmen, im Seniorenheim DVD zur Vermietung anbieten. Also es gibt ganz unterschiedliche Formen, wie man die DVD anbieten kann, was man mit dem Kino so nicht machen kann. "

    Für die Filmkonzerne und Vertriebsfirmen ist der DVD–Vertrieb mittlerweile ein einträgliches Geschäft: Es müssen nicht, wie beim Kino, aufwändig Kopien gezogen und diese per Post durch die Republik transportiert werden. Anschließend stellt sich auch noch die Frage des Recyclings der Celluloid- oder Polyester-Filmrollen. Insofern sei es kein Wunder, dass der DVD–Vertrieb auf dem Vormarsch ist, stellt der Berliner Medienwissenschaftler Klaus Goldhammer fest:

    "Meines Erachtens ist das für die Filmbranche ein Supergeschäft, weil heute schon der Umsatz mit den Kinotickets nur noch 15 Prozent ausmacht. Der weitaus größte Teil ist der Verleih und der Verkauf von Videos und DVDs, der liegt heute beim Gesamtumsatz der Branche ungefähr bei 50 Prozent. Insofern, wenn man dort neue Wege findet, das noch bequemer zu machen oder noch attraktiver, oder andere Wege, die Kaufbereitschaft von Konsumenten zu erschließen, durch Verleih oder Abosystem, dann kann das nur der Filmbranche mehr als gut tun. Die Kinobranche ist sicherlich durch das Aufkommen von DVD-Spielern, Beamern- und Dolby-Surround-Systeme, sozusagen durch die Verlagerung des Schuhschachtel-Kinos in die eigenen vier Wände am meisten leiden dürfte. Allerdings ist das ein Prozess, der den Filmproduzenten am wenigsten weh tut, und insofern ist das zwar ärgerlich, aber auch dort, muss ich sagen, es gibt genug 14, 18 und 28-Jährige, die es klasse finden, nicht zu Hause sitzen zu müssen und sich mit ihren Eltern irgendwelche Filme anzuschauen, die es klasse finden, im Dunkeln zu sitzen und dort Filme zu erleben, also: Es gibt für Welten ein Angebot."

    Mittlerweile sind sogar DVD-Verleiher per Internet sehr erfolgreich. Plattformen wie Amazon.de oder RTL.de haben zweistellige Zuwachsraten. Das Prinzip ist einfach: Gegen eine monatliche Mitgliedsgebühr, die, je nach Anzahl der DVDs gestaffelt ist, können sich die Nutzer die Filme im Internet aussuchen und bekommen sie dann per Post nach Hause geschickt. Anschließend müssen sie die DVDs allerdings wieder zurückschicken. Dass dieses Geschäftsmodell funktioniert, ist erstaunlich, immerhin entstehen durch den Postversand erhebliche Portogebühren, aber: Das DVD-Aussuchen am heimischen Computer sei eben recht bequem, meint Klaus Goldhammer:

    "Das funktioniert deshalb ganz gut, weil der Aufwand für den Verleiher im Prinzip sehr gering ist, die müssen keine großen Shops betreiben, mit 24 Stunden Öffnungszeiten und so weiter und so fort. Der größte Kostenblock ist tatsächlich der Postversand, und für die Nutzer ist es ganz offensichtlich bequem, weil man nicht zum Verleihgeschäft fahren muss, sich ärgert, dass man vergessen hat, das Video wieder zurückzubringen und wieder zwei Euro mehr bezahlt. Das ist eine Frage der Bequemlichkeit und wenn man das noch ein paar Jahre weiterzieht mit DSL-Verbindungen und Breitbandzugängen, dann kann man das Ganze auch per Internet downloaden und dann denke ich, wird es noch sehr viel bequemer und für die Anbieter noch sehr viel profitabler."

    Die digitale Revolution, die das Produkt Kinofilm künftig sozusagen per Knopfdruck via Internet verfügbar macht, wird die Kinobranche verändern – das ist bereits heute spürbar. Denn einmal abgesehen von den Annehmlichkeiten für die Konsumenten birgt das Internet auch jede Menge Möglichkeiten für schwarze Schafe – die Raubkopierer. Auf 750 Millionen Euro schätzt der Bundesverband der audiovisuellen Medien den jährlichen Schaden durch illegal hergestellte Filmkopien. Der Geschäftsführer des Verbands, Joachim Birr:

    "Das ist die größte Bedrohung der Filmauswertung in Deutschland, egal, ob auf Kino, auf DVD oder auch später im Fernsehen – das ist der digitale Datenklau. Das heißt, das sind die Nutzer, die mit am Tisch sitzen, die ohne was zu zahlen, in den Genuss des Films bringen. Unser gemeinsames Problem der Filmverwerter ist die illegale Nutzung des Films. Und wenn das durch legale Filmportale ersetzt würde, das der Endverbraucher dann für die Nutzung des Films ein Entgelt bezahlen muss, wie das momentan bei der Musik ja ganz langsam eingeführt wird, dann ist das der richtige Schritt in die richtige Richtung."

    Die Kinobetreiber sehen mit gemischten Gefühlen auf die digitale Revolution des Kinogewerbes. Denn zu dieser technischen Entwicklung gehören nicht nur die Internetportale, die womöglich noch mehr Publikum abziehen, sondern auch die"digitale Filmkopie. Das heißt, in einigen Jahren sollen nicht mehr aufwändig Celluloid-Kopien hergestellt werden, sondern: Die neuen Filme sollen per Datenleitung auf die Leinwände der Filmtheater überspielt werden. Für die Verleihfirmen wäre dies eine enorme Ersparnis – für die Kinos weniger, denn sie müssten erst einmal die Kosten der technischen Umrüstung tragen. Wer soll das zahlen? Die Verleiher oder die Kinobetreiber? Die Debatte darüber ist derzeit voll im Gange. Wenn die Technik ausgereift und erschwinglich ist, könne er sich durchaus vorstellen, sie in seinen Kinos einzuführen, meint Hans-Georg Kloster von der Yorck-Gruppe:

    "Die Kosten lassen sich derzeit nicht abschätzen. Sie kennen es aus allen elektronischen Bereichen, ein Gerät kostet heute soviel, ein halbes Jahr später nur noch die Hälfte. Und: Setzt sich irgendwas auf dem Markt durch, purzeln irgendwann auch die Preise. Die Investitionskosten, das Problem dieser Kosten betrifft wahrscheinlich alle Kinos gleichermaßen, weil auch die großen Kinoketten sind nicht auf Rosen gebettet, sondern schreiben Verluste und haben keine Ressourcen für weitere Investitionen. Das hat der gesamte Markt kaum, andererseits muss man gestehen, und das muss man mal laut sagen, in allen Ländern, in denen ich war, und alle Kinos, die ich kenne, die deutschen Kinos, seien es die Center, die Multiplexe, oder auch die Arthäuser, halten jeden Vergleich stand, sind einfach topp, so derart Weltspitze, das zeugt davon, dass die deutschen Kinobetreiber in den letzten Jahren sehr, sehr viel investiert haben."

    Das Problem ist nur, ob sich künftig weitere Investitionen in die Kinos noch rechnen – angesichts der immer stärker werdenden Konkurrenz der DVDs und einer negativen demografischen Entwicklung. Die Kinos werden sich verändern müssen – allein auf gute Filme hoffen, wird wohl nicht ausreichen. Doch egal, wie stark die Konkurrenz der DVD werden wird, das Kino wird immer als gemeinschaftliches Erlebnis interessant bleiben, glaubt Arne Schmidt von der Cinemaxx-AG:

    "Das Kino ist ja immer wieder Umbrüchen ausgesetzt gewesen. Erst kam das Fernsehen, in immer besserer Qualität, es kam Video, auch in besserer Qualität, jetzt in Form von DVD. Natürlich gibt es da weitere Veränderungen, und auch wir müssen uns weiterentwickeln, keine Frage, aber unter dem Strich ist eines festzustellen: Wenn wir in die Vergangenheit sehen und Menschen fragen, was war der eindrucksvollste Film? Da wird kaum jemand auf einen Film zurückgreifen, den er im Fernsehen gesehen hat, sondern er wird einen Film nennen, den er im Kino, auf einer großen Leinwand gesehen hat, bei dem er sich richtig mit dem Helden identifiziert hat oder Frauen, die gerne eine 'Pretty Woman' sein wollen, oder mit Leonardo di Caprio am Bug eines Schiffs stehen wollen. Das sind nach wie vor Szenen und Gefühle, die es einfach nur im Kino gibt. Insofern ist das nicht austauschbar."