Wenn es in der Kunst keine Unterschiede zwischen wahr und unwahr geben kann, muss ich als Bürger fragen: Was ist wahr, was ist unwahr. Denn Politiker, so eine der Thesen Pinters, verzerren und verfälschen die Wahrheit zu ihren Gunsten
Pinter sprach vielleicht fünfzehn Minuten als Künstler und Dramatiker, und über 30 Minuten als Bürger. Über die Amerikaner, ihre Kriegshetzerei, nicht nur im Irak, immer schon haben sie, so Pinter, in der ganzen Welt Staatsterrorismus verbreitet, lügen, haben Banditenakte verübt und Zitat, 2die absolute Verachtung des Prinzips von internationalem Recht demonstriert". Es war eine gnadenlose, in sich kohärente, schlüssige und in ihrem dramatischen Bogen gewaltige Verurteilung der USA, ihrer Unterstützung für rechte Diktaturen, und pointiert fragte Pinter, warum wir eigentlich so viel über die Missetaten der Sowjetunion lernen und so wenig über die der Amerikaner.
Es war ein Pinter, den die Briten sehr gut kennen: Der gleiche, der auch die Freilassung von Slobodan Milosevic fordert, solange, bis die wahren Missetäter im Balkankrieg, Bill Clinton und Tony Blair nicht vors Kriegsverbrechertribunal gestellt werden. Der gleiche, dessen Anti-Kriegslyrik in den letzten Jahren immer schriller wurde - zersetzt von unbändigem Hass und einer mehr und mehr mit Fäkalienausdrücken angereicherten Sprache.
Die Briten haben lange darüber diskutiert, ob der Preis nicht insgeheim auch für Printers politische Aktivität verliehen wurde. Es hat ja Tradition, mit Literaturnobelpreisen politische Signale auszuschicken - als Solschenizyn, der Nigerianer Wole Soyinka, vielleicht war sogar Günter Grass ein solches Signal. Und die Damen und Herren vom Nobelpreiskomitee wussten, dass Harold Pinter sie nicht im Stich lassen würde.
Wird Pinter ernst genommen? Seine Attacken auf Blair sind Routine. Wenn es um die Anklageerhebung gegen den Premier geht sind hier in Großbritannien, bis hinein ins Parlament, berufenere am Werk. Das Wort eines Schriftstellers hat bei den Briten, anders als in Deutschland, nicht allein deshalb schon moralisches Gewicht, weil es von einem Schriftsteller kommt. Als Antikriegsprotestler ist Harold Pinter einer unter vielen.
Aber es war doch ein großer theatralischer Auftritt, auf den man in Großbritannien heute doch ein bisschen stolz ist. Der Guardian ist nicht der einzige, der Pinters Nobelpreisrede heute von seinem Theaterkritiker besprechen ließ. "Wie Hamm in Becketts Endspiel", schrieb er. Wie Pinter da im Londoner Studio saß, im Rollstuhl, eine rote Decke über den Knien, abgemagert, gezeichnet von seiner Krebskrankheit, mit heiserer Stimme sprach, mit einer eigentümlich kalten Präzision den ganzen Hass seines jahrzehntelangen Antiamerikanismus noch einmal aufbot und in diese, sichtlich anstrengende Rede umsetzte - das war eine großartige Abschiedsvorstellung für den Sterbenden. Es war vielleicht doch einer der seltenen Momente, wo Pinter der Dramatiker und Pinter der Aktivist zusammenkamen und der eine, den anderen bestärkte.
Pinter sprach vielleicht fünfzehn Minuten als Künstler und Dramatiker, und über 30 Minuten als Bürger. Über die Amerikaner, ihre Kriegshetzerei, nicht nur im Irak, immer schon haben sie, so Pinter, in der ganzen Welt Staatsterrorismus verbreitet, lügen, haben Banditenakte verübt und Zitat, 2die absolute Verachtung des Prinzips von internationalem Recht demonstriert". Es war eine gnadenlose, in sich kohärente, schlüssige und in ihrem dramatischen Bogen gewaltige Verurteilung der USA, ihrer Unterstützung für rechte Diktaturen, und pointiert fragte Pinter, warum wir eigentlich so viel über die Missetaten der Sowjetunion lernen und so wenig über die der Amerikaner.
Es war ein Pinter, den die Briten sehr gut kennen: Der gleiche, der auch die Freilassung von Slobodan Milosevic fordert, solange, bis die wahren Missetäter im Balkankrieg, Bill Clinton und Tony Blair nicht vors Kriegsverbrechertribunal gestellt werden. Der gleiche, dessen Anti-Kriegslyrik in den letzten Jahren immer schriller wurde - zersetzt von unbändigem Hass und einer mehr und mehr mit Fäkalienausdrücken angereicherten Sprache.
Die Briten haben lange darüber diskutiert, ob der Preis nicht insgeheim auch für Printers politische Aktivität verliehen wurde. Es hat ja Tradition, mit Literaturnobelpreisen politische Signale auszuschicken - als Solschenizyn, der Nigerianer Wole Soyinka, vielleicht war sogar Günter Grass ein solches Signal. Und die Damen und Herren vom Nobelpreiskomitee wussten, dass Harold Pinter sie nicht im Stich lassen würde.
Wird Pinter ernst genommen? Seine Attacken auf Blair sind Routine. Wenn es um die Anklageerhebung gegen den Premier geht sind hier in Großbritannien, bis hinein ins Parlament, berufenere am Werk. Das Wort eines Schriftstellers hat bei den Briten, anders als in Deutschland, nicht allein deshalb schon moralisches Gewicht, weil es von einem Schriftsteller kommt. Als Antikriegsprotestler ist Harold Pinter einer unter vielen.
Aber es war doch ein großer theatralischer Auftritt, auf den man in Großbritannien heute doch ein bisschen stolz ist. Der Guardian ist nicht der einzige, der Pinters Nobelpreisrede heute von seinem Theaterkritiker besprechen ließ. "Wie Hamm in Becketts Endspiel", schrieb er. Wie Pinter da im Londoner Studio saß, im Rollstuhl, eine rote Decke über den Knien, abgemagert, gezeichnet von seiner Krebskrankheit, mit heiserer Stimme sprach, mit einer eigentümlich kalten Präzision den ganzen Hass seines jahrzehntelangen Antiamerikanismus noch einmal aufbot und in diese, sichtlich anstrengende Rede umsetzte - das war eine großartige Abschiedsvorstellung für den Sterbenden. Es war vielleicht doch einer der seltenen Momente, wo Pinter der Dramatiker und Pinter der Aktivist zusammenkamen und der eine, den anderen bestärkte.