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Angst in der Schule?

Es ist nicht zu leugnen: wir haben diese Thema bewusst zu einem Termin gewählt, an dem sich der "Amoklauf von Erfurt" jährt - denn die Tat des Schülers Robert Steinhäuser wird in den Medien noch einmal reflektiert werden. Die Schule selbst wird in einer Feierstunde der Opfer gedenken, und die Erfurter Universität lädt Wissenschaftler und Bürger zu einer öffentlichen Tagung ins Rathaus, Titel "Stadt unter Schock".

Moderation: Mirko Smiljanic |
    Die Tat und ihre Hintergründe dürfen nicht vergessen, aber auch nicht verallgemeinert werden: Es ist nicht so, dass deutsche Schüler täglich schwerbewaffnet zum Unterricht gehen. Aber viele Schüler gehen voller Angst zur Schule: Ihre Angst ist nicht nur die vor schlechten Noten - die ließe sich erklären, sondern eher eine diffuse: vor stärkeren Mitschülern, vor Hänseleien wegen scheinbarer Nichtigkeiten, aber auch vor "alltäglicher" körperlicher Gewalt, die zu "petzen" sich niemand traut... Gute Schüler werden als "Streber" terrorisiert und körperlich schwache als Schlappschwänze. Und auch Lehrer haben oft genug Angst - zu versagen, ausgelacht, nicht ernstgenommen, "gemobbt" zu werden, von Kindern, Eltern, Kollegen. 52 Prozent der vorzeitig aus dem Dienst ausscheidenden Lehrer sind psychisch krank .

    Manchmal gibt es einen Punkt, an dem der Knoten platzt: wenn irgendjemand dann doch zur Polizei geht, weil eine angeblich tolerierbare Grenze überschritten wurde - so geschehen an der Schlossparkschule in Stadthagen. Und wenn dann solche Fälle öffentlich diskutiert werden, hört man von Eltern oft genug "aber mein Kind macht so etwas nicht!" oder von Schulleitern "bei uns kann so etwas nicht passieren!" Auch der Schüler Robert Steinhäuser war einmal ein Kind, von dem man "so etwas" nie gedacht hätte... Auch "alltägliche Not" von Kindern , "normaler Wahnsinn" in der Schule darf nicht toleriert werden.

    Gesprächspartner:

    Christiane Alt Leiterin des Gutenberg-Gymnasiums Erfurt

    Hans-Joachim Keine Leiter einer Beratungsstelle für Schulprobleme, Hamburg rebus.eimsbuettel@hamburg.de

    Literatur zum Thema:

    Dresche von Herzen. Die Zeit, S.13-16. vom 27. Februar 2003. Von Roland Kirbach und: Leserbriefseite, Die Zeit, S. 20. vom 13. März 2003

    Konflikte gewaltfrei lösen. Eine Handreichung für die Schulpraxis. Zu beziehen über: Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung, Geschäftsstelle, Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern Karl Marx-Straße 1 19048 Schwerin Telephon 0385-588-2460 http://www.kriminalpraevention-mv.de e-mail: lfk@kriminalpraevention-mv.de

    Gewalt in der Schule. Von Klaus Hurrelmann, Norbert Rixius, Heinz Schirp, Gunhild Böth, Ingrid Engert, Benedikt Sturzenhecker

    Forschung über Gewalt an Schulen. Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention. Von Heinz Günter Holtappels (Herausgeber), Wilhelm Heitmeyer (Herausgeber), Wolfgang Melzer (Herausgeber)

    Schulangst. So helfen Sie Ihrem Kind. Von Monika Niederle

    Schulangst. Ein Ratgeber für Eltern und Lehrer. Von Wolfgang Oelsner, Gerd Lehmkuhl

    Von Aggression bis Zärtlichkeit. Das Erziehungslexikon. Von Astrid Friesen

    Die heimlichen Erzieher. Von der Macht der Gleichaltrigen und dem überschätzten Einfluss der Eltern. Von Hubert Wißkirchen

    Abschied von der Spaßpädagogik. Für einen Kurswechsel in der Erziehung. Von Albert Wunsch

    Große Pause. Nachdenken über Schule. Von Marga Bayerwaltes.

    Links zum Thema:

    http://www.stadt-unter-schock.de

    http://idw-online.de 1

    Streitschlichter an öffentlichen Schulen:

    http://www.ankum.in-berlin.de

    http://www.fen-net.de

    http://idw-online.de 2

    http://www.kriminalpraevention-mv.de

    http://idw-online.de

    Anti-Aggressions-Programm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:

    http://www.bzga.de

    Weitere Links zum Thema:

    http://idw-online.de 3

    http://idw-online.de 4

    http://www.tu-berlin.de

    Ihre Fragen und Meinungen erwarten wir während der Sendung unter: Hörertelefon: 00800 44 64 44 64 Hörerfaxnummer: 00800 44 64 44 65 E-Mail: forumpisa@dradio.de

    Die nächste Sendung:

    2. Mai, 10.10 Uhr bis 11.30 Uhr Selbstständige Schule -selbstverwalteter Mangel oder Reformchance? Moderation: Ulrike Bajohr

    Von allen Sendungen können Sie einen Kassettenmitschnitt bestellen. Senden Sie einen Verrechnungsscheck über EUR 10,- an: DeutschlandRadio Marketing GmbH Raderberggürtel 40 50968 Köln

    Außerhalb der Sendung erreichen Sie die Redaktion unter: 0221/345 1527/1503