"Frankreich verbrennt seine Negerlein" steht auf einem der Transparente, dazu rufen die Demonstranten in Sprechchören "Wir haben es satt" und immer wieder "assassins", Mörder. In Paris gingen am Wochenende tausende Menschen auf die Strasse. - Aus Solidarität mit den Opfern der Hausbrände und deren Familien, aber auch aus Wut über eine ungerechte und unsoziale Wohnungspolitik in Frankreich. Kommentare von Demonstranten:
"Wir sind zur Unterstützung der Familien aus den abgebrannten Häusern hier. Wir fordern, dass Sie in richtigen Wohnungen untergebracht werden."
"Man könnte meinen, dass es dem Staat nicht wichtig genug ist. Zumal die Leute, die jetzt bei den Hausbränden umgekommen sind, alle ausländischer Herkunft waren. Wenn Schwarze sterben, ist es verdammt weniger wichtig als wenn Weiße sterben und schlecht leben."
Die Demonstranten und mit ihnen Frankreichs Oppositionsparteien fordern ein Sofortprogramm: die rund 40.000 leer stehenden Wohnungen der Hauptstadt sollen zwangsrequiriert, gefährdete und obdachlose Familien sofort dort untergebracht werden. Doch der französische Innenminister Nicolas Sarkozy hat andere Pläne. Er will zwar die baufälligen und überfüllten Häuser räumen, den betroffenen Familien aber keine Garantien für eine langfristige Unterbringung geben. Die Wohnsituation der Familien stelle vielmehr die Frage nach einer sinnvollen Einwanderungspolitik, so der Minister. Am vergangenen Freitag ließ er denn auch zwei Häuser räumen. Die überwiegend afrikanischen Familien wurden provisorisch in Billighotels oder Zelten untergebracht. Was ihnen nun droht, wie sich der französische Staat um diese Menschen kümmert, zeigt ein Fall aus der Pariser Vorstadt, Aubervilliers.
"Mehr als 50 Polizisten sind gekommen und haben uns mit Gewalt aus dem Haus geholt, obwohl wir Miete an die Stadt gezahlt haben. Sie haben gesagt, dass sie uns Hotelzimmer für drei Nächte besorgen. Wir wollten wissen, wo wir danach mit unseren Frauen und Kindern hin sollen, dass wir eine Wohnung brauchen, sie auch bezahlen können. Aber sie haben nur geantwortet, dass es keine Wohnungen gibt. Dann mussten wir gehen und das Haus wurde abgerissen."
Drei Monate ist es her, dass die 42 Familien aus Westafrika obdachlos wurden. Aber die Familien organisieren sich in ihrer Not. Nur wenige hundert Meter von dem abgerissenen Haus - zwischen Hauptstrasse und Wohnanlage - bauen sie aus Plastikplanen Unterstände und stellen die ersten Zelte auf. Doch sofort greift die kommunale Polizei ein, wegen "Störung der öffentlichen Ordnung". Schlagstöcke kommen zum Einsatz und fünf Personen, darunter zwei Kinder, werden verletzt; eine Frau hat eine Fehlgeburt. Erst als die Pariser Bürgerinitiative "Recht auf Wohnung" mit der Stadtverwaltung verhandelt, gibt diese nach. Seit knapp drei Monaten werden die Zelte, in denen 60 Erwachsene und 50 Kinder leben, von den Behörden "geduldet", - allerdings ohne jede praktische Unterstützung.
Dabei steht ein Grossteil der Familien schon seit mehr als zehn Jahren auf der Warteliste für Sozialwohnungen und erfüllt sämtliche Voraussetzungen: Ihre Papiere sind in Ordnung, sie arbeiten, haben Einkommen und ihre Kinder gehen in die Schule des Viertels. Nafatoumata ist verzweifelt. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass so etwas in Frankreich, im Land der Menschenrechte, möglich ist, sagt sie. Sie zeigt das Zelt Ihrer Familie von innen.
In dem acht Quadratmeter großen Zelt liegen eine Matratze und eine dünne Matte. Hier schlafen die Eltern mit ihren sieben Kindern. An der Zeltwand gegenüber stapeln sich Kleidung, Wäsche, Schulsachen und Spielzeug. In der Ecke steht eine Plastikschale mit Geschirr und zwei Töpfen.
Besonders belastend, erklärt die Mutter, sei die Situation für ihre älteste Tochter, die 13-jährige Kankou. Das junge Mädchen schämt sich vor ihren Mitschülerinnen. Und sie hat vor allem Angst, dass die Polizei wiederkommt oder die Zelte abbrennen. "Wie die Häuser in der Pariser Stadtmitte", sagt Kankou.
Wie lange die Familien noch auf der Strasse leben werden, - in geliehenen Zelten ohne Wasser, Strom und Toiletten - dass weiß hier niemand. Der kommunistische Bürgermeister der Pariser Vorstadt jedenfalls, fühlt sich nicht zuständig. Er erklärt in einem offenen Brief an seine Bürger, dass das Camp illegal sei und er den Polizeipräfekten gebeten habe, für Ordnung zu sorgen. Die afrikanischen Familien rechnen mit dem Schlimmsten. Ihr Misstrauen gegenüber französischen Behörden und Politikern ist groß.
"Leute, die in der Lage sind, Familien mit Kindern unter drei Monaten ohne jede Vorsichtsmassnahme auf die Straße zu setzen, solchen Leuten nehmen wir es nicht mehr ab, wenn sie uns Wohnungen versprechen. Wir glauben es erst, wenn wir die Wohnungen haben."
"Wir sind zur Unterstützung der Familien aus den abgebrannten Häusern hier. Wir fordern, dass Sie in richtigen Wohnungen untergebracht werden."
"Man könnte meinen, dass es dem Staat nicht wichtig genug ist. Zumal die Leute, die jetzt bei den Hausbränden umgekommen sind, alle ausländischer Herkunft waren. Wenn Schwarze sterben, ist es verdammt weniger wichtig als wenn Weiße sterben und schlecht leben."
Die Demonstranten und mit ihnen Frankreichs Oppositionsparteien fordern ein Sofortprogramm: die rund 40.000 leer stehenden Wohnungen der Hauptstadt sollen zwangsrequiriert, gefährdete und obdachlose Familien sofort dort untergebracht werden. Doch der französische Innenminister Nicolas Sarkozy hat andere Pläne. Er will zwar die baufälligen und überfüllten Häuser räumen, den betroffenen Familien aber keine Garantien für eine langfristige Unterbringung geben. Die Wohnsituation der Familien stelle vielmehr die Frage nach einer sinnvollen Einwanderungspolitik, so der Minister. Am vergangenen Freitag ließ er denn auch zwei Häuser räumen. Die überwiegend afrikanischen Familien wurden provisorisch in Billighotels oder Zelten untergebracht. Was ihnen nun droht, wie sich der französische Staat um diese Menschen kümmert, zeigt ein Fall aus der Pariser Vorstadt, Aubervilliers.
"Mehr als 50 Polizisten sind gekommen und haben uns mit Gewalt aus dem Haus geholt, obwohl wir Miete an die Stadt gezahlt haben. Sie haben gesagt, dass sie uns Hotelzimmer für drei Nächte besorgen. Wir wollten wissen, wo wir danach mit unseren Frauen und Kindern hin sollen, dass wir eine Wohnung brauchen, sie auch bezahlen können. Aber sie haben nur geantwortet, dass es keine Wohnungen gibt. Dann mussten wir gehen und das Haus wurde abgerissen."
Drei Monate ist es her, dass die 42 Familien aus Westafrika obdachlos wurden. Aber die Familien organisieren sich in ihrer Not. Nur wenige hundert Meter von dem abgerissenen Haus - zwischen Hauptstrasse und Wohnanlage - bauen sie aus Plastikplanen Unterstände und stellen die ersten Zelte auf. Doch sofort greift die kommunale Polizei ein, wegen "Störung der öffentlichen Ordnung". Schlagstöcke kommen zum Einsatz und fünf Personen, darunter zwei Kinder, werden verletzt; eine Frau hat eine Fehlgeburt. Erst als die Pariser Bürgerinitiative "Recht auf Wohnung" mit der Stadtverwaltung verhandelt, gibt diese nach. Seit knapp drei Monaten werden die Zelte, in denen 60 Erwachsene und 50 Kinder leben, von den Behörden "geduldet", - allerdings ohne jede praktische Unterstützung.
Dabei steht ein Grossteil der Familien schon seit mehr als zehn Jahren auf der Warteliste für Sozialwohnungen und erfüllt sämtliche Voraussetzungen: Ihre Papiere sind in Ordnung, sie arbeiten, haben Einkommen und ihre Kinder gehen in die Schule des Viertels. Nafatoumata ist verzweifelt. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass so etwas in Frankreich, im Land der Menschenrechte, möglich ist, sagt sie. Sie zeigt das Zelt Ihrer Familie von innen.
In dem acht Quadratmeter großen Zelt liegen eine Matratze und eine dünne Matte. Hier schlafen die Eltern mit ihren sieben Kindern. An der Zeltwand gegenüber stapeln sich Kleidung, Wäsche, Schulsachen und Spielzeug. In der Ecke steht eine Plastikschale mit Geschirr und zwei Töpfen.
Besonders belastend, erklärt die Mutter, sei die Situation für ihre älteste Tochter, die 13-jährige Kankou. Das junge Mädchen schämt sich vor ihren Mitschülerinnen. Und sie hat vor allem Angst, dass die Polizei wiederkommt oder die Zelte abbrennen. "Wie die Häuser in der Pariser Stadtmitte", sagt Kankou.
Wie lange die Familien noch auf der Strasse leben werden, - in geliehenen Zelten ohne Wasser, Strom und Toiletten - dass weiß hier niemand. Der kommunistische Bürgermeister der Pariser Vorstadt jedenfalls, fühlt sich nicht zuständig. Er erklärt in einem offenen Brief an seine Bürger, dass das Camp illegal sei und er den Polizeipräfekten gebeten habe, für Ordnung zu sorgen. Die afrikanischen Familien rechnen mit dem Schlimmsten. Ihr Misstrauen gegenüber französischen Behörden und Politikern ist groß.
"Leute, die in der Lage sind, Familien mit Kindern unter drei Monaten ohne jede Vorsichtsmassnahme auf die Straße zu setzen, solchen Leuten nehmen wir es nicht mehr ab, wenn sie uns Wohnungen versprechen. Wir glauben es erst, wenn wir die Wohnungen haben."