Ursula Mense: In Japan ist die Lage noch längst nicht unter Kontrolle. Im Gegenteil sieht es so aus, als hätten die Aktionen der vergangenen Tage keinen Fortschritt gebracht. Die Arbeiter, die dabei waren, Starkstromkabel zu verlegen, um die Brennstäbe wieder kühlen zu können, mussten abgezogen werden, weil Rauch aufstieg, welcher Konsistenz auch immer. Inzwischen durften wir auch lernen, dass in den vergangenen Jahren bei der Wartung der Atommeiler kräftig geschlampt wurde, auch bei den Notstromgeneratoren. Insgesamt 33 Teile seien nicht wie vorgeschrieben überprüft worden. Mittlerweile wächst auch die Angst vor radioaktiver Verstrahlung. Lebensmittel in der Umgebung sind belastet, Milch, Blattgemüse, und auch das Meerwasser vor der Küste ist kontaminiert. - Dagmar Röhrlich aus unserer Wissenschaftsredaktion ist jetzt zu mir ins Studio gekommen, um diese Nachrichten einzuordnen und zu bewerten. Frau Röhrlich, was weiß man über die Art und die Höhe der Belastung von Lebensmitteln?
Dagmar Röhrlich: Überall wo diese Fahne mit den Radionukliden, die ja aus den Reaktoren und den Abklingbecken aufsteigen, hinschwebt, dort kann Kontamination entstehen, und sie ist auch entstanden. In einigen Bereichen anscheinend so stark, dass zum einen Gemüse oder halt auch Milch so hoch belastet sind, dass die einfach aus dem Verkehr gezogen werden müssen, und das Trinkwasser ist auch belastet, weil diese Fahne natürlich auch über die Talsperren hinwegzieht. Wir haben also im Moment die Situation, dass Radiojod und Radiocäsium besonders relevant sind. Radiojod zerfällt ja zum Glück innerhalb von acht Tagen. Das heißt, die Kettenreaktion ist schon vor zehn Tagen zum Stillstand gekommen mit dem Erdbeben. Seitdem entsteht dort kein neues mehr in großen Mengen, sondern nur noch spontan durch spontane Zerfälle ein bisschen. Das klingt jetzt langsam ab, bleibt uns aber noch als kritische Substanz die nächsten Wochen erhalten. Das andere, das Radiocäsium, das hat eine Halbwertzeit von 28 Jahren, da haben wir noch viele Jahre etwas von. Dieses Radiocäsium wird die Böden, wird die Landwirtschaft lange belasten.
Mense: Wie wahrscheinlich sind denn diese sogenannten Hotspots und was bedeutet das für die Bevölkerung?
Röhrlich: Hotspots, das sind Gebiete, wo besonders viel Radioaktivität lokal gelandet ist. Die sind vor allen Dingen auf dem Kraftwerksgelände, aber man hat sie jetzt auch schon außerhalb des Kraftwerksgeländes gefunden, und die sind jetzt besonders wichtig, denn beispielsweise das Radiocäsium, wenn das auf einem solchen Hotspot liegt, dann ist da sehr viel mehr als in der Umgebung, die nicht so stark getroffen worden ist. Dieses Radiocäsium bindet zwar an die Tonminerale im Laufe der Zeit. Das heißt, die Pflanzenwurzeln kommen innerhalb von Monaten und Jahren immer schlechter daran heran, weil das immer fester an diesen Tonmineralen dran ist. Aber das gilt eigentlich nur für landwirtschaftliche Flächen. Wenn ich einen Waldboden habe, weil der im pH-Wert, also im Säuregrad, anders ist, da bleibt das mobil. Deshalb sind heute immer noch die Pilze von Tschernobyl belastet. Wir haben da also ein Problem bei dem Cäsium, das sich nicht schnell erledigen wird, und das Radiojod wird zwar zerfallen, ist aber im Moment in Bereichen, hat mir gestern ein Experte erklärt, die so hoch sind, dass wenn ich regelmäßig diese Milch trinken würde, ich durchaus mit Schäden an der Schilddrüse zu rechnen hätte, und für Kinder wäre das natürlich extrem gefährlich.
Mense: Das heißt, die Lebensmittel müssen vernichtet werden, obwohl ja Lebensmittel knapp sind?
Röhrlich: Obwohl wir ein Hungergebiet dort haben, wo der Tsunami die Schäden hervorgerufen hat, müssen die Lebensmittel vernichtet werden. Das ist eigentlich schon ziemlich schrecklich.
Mense: Auch das Meerwasser soll kontaminiert sein. Wie groß ist denn auch die Gefahr, dass Meerestiere, also auch Fische, Muscheln und so weiter, nicht mehr verzehrt werden dürfen?
Röhrlich: Was jetzt diese Buchten direkt angeht, da ist sie wahrscheinlich recht hoch, dass Muscheln beispielsweise von dort nicht mehr gegessen werden dürften. Was die Fische auf hoher See angeht, da sieht die Lage Gott sei Dank etwas besser aus. Es ist so, dass dieses Cäsium, was ja halt langfristig eine Rolle spielt, zum einen verdünnt wird in dem großen Ozean durch Meeresströmungen. Zum anderen ist es so, dass es immer darauf ankommt, was kommt von diesen radioaktiven Substanzen in meinen Körper rein, was wird in mir wirksam. Und dieses Radiocäsium, das ist für den Körper so ähnlich wie Kalium. Der nimmt es genauso gerne auf wie Kalium. Das Kalium ist im Meerwasser aber in so großen Mengen enthalten, dass ein Fisch dann nicht dazu neigen würde, das Radiocäsium einzubauen. Das heißt, die Belastung eines Fisches wird geringer sein. Bei Landpflanzen, wo die Situation eine andere ist, wo die das Gras fressen mit dem Radiocäsium darauf, ist die Situation so, dass die Belastung der Kühe beispielsweise sehr hoch sein wird und Füttern mit Silage oder irgendwelche Gewächshäuser nützen auch nichts, weil der Luftaustausch da ist und die Belastung sich auch auf Silage-Futter überträgt, oder halt auf Futter beziehungsweise auf Gewächshäuser, auf das, was dort unter Glas gezüchtet wird, oder unter Folie.
Mense: Vielen Dank einstweilen Dagmar Röhrlich für diese Einschätzungen. Wie es weitergeht in Japan, darüber mehr auch in den nachfolgenden Sendungen.
Dagmar Röhrlich: Überall wo diese Fahne mit den Radionukliden, die ja aus den Reaktoren und den Abklingbecken aufsteigen, hinschwebt, dort kann Kontamination entstehen, und sie ist auch entstanden. In einigen Bereichen anscheinend so stark, dass zum einen Gemüse oder halt auch Milch so hoch belastet sind, dass die einfach aus dem Verkehr gezogen werden müssen, und das Trinkwasser ist auch belastet, weil diese Fahne natürlich auch über die Talsperren hinwegzieht. Wir haben also im Moment die Situation, dass Radiojod und Radiocäsium besonders relevant sind. Radiojod zerfällt ja zum Glück innerhalb von acht Tagen. Das heißt, die Kettenreaktion ist schon vor zehn Tagen zum Stillstand gekommen mit dem Erdbeben. Seitdem entsteht dort kein neues mehr in großen Mengen, sondern nur noch spontan durch spontane Zerfälle ein bisschen. Das klingt jetzt langsam ab, bleibt uns aber noch als kritische Substanz die nächsten Wochen erhalten. Das andere, das Radiocäsium, das hat eine Halbwertzeit von 28 Jahren, da haben wir noch viele Jahre etwas von. Dieses Radiocäsium wird die Böden, wird die Landwirtschaft lange belasten.
Mense: Wie wahrscheinlich sind denn diese sogenannten Hotspots und was bedeutet das für die Bevölkerung?
Röhrlich: Hotspots, das sind Gebiete, wo besonders viel Radioaktivität lokal gelandet ist. Die sind vor allen Dingen auf dem Kraftwerksgelände, aber man hat sie jetzt auch schon außerhalb des Kraftwerksgeländes gefunden, und die sind jetzt besonders wichtig, denn beispielsweise das Radiocäsium, wenn das auf einem solchen Hotspot liegt, dann ist da sehr viel mehr als in der Umgebung, die nicht so stark getroffen worden ist. Dieses Radiocäsium bindet zwar an die Tonminerale im Laufe der Zeit. Das heißt, die Pflanzenwurzeln kommen innerhalb von Monaten und Jahren immer schlechter daran heran, weil das immer fester an diesen Tonmineralen dran ist. Aber das gilt eigentlich nur für landwirtschaftliche Flächen. Wenn ich einen Waldboden habe, weil der im pH-Wert, also im Säuregrad, anders ist, da bleibt das mobil. Deshalb sind heute immer noch die Pilze von Tschernobyl belastet. Wir haben da also ein Problem bei dem Cäsium, das sich nicht schnell erledigen wird, und das Radiojod wird zwar zerfallen, ist aber im Moment in Bereichen, hat mir gestern ein Experte erklärt, die so hoch sind, dass wenn ich regelmäßig diese Milch trinken würde, ich durchaus mit Schäden an der Schilddrüse zu rechnen hätte, und für Kinder wäre das natürlich extrem gefährlich.
Mense: Das heißt, die Lebensmittel müssen vernichtet werden, obwohl ja Lebensmittel knapp sind?
Röhrlich: Obwohl wir ein Hungergebiet dort haben, wo der Tsunami die Schäden hervorgerufen hat, müssen die Lebensmittel vernichtet werden. Das ist eigentlich schon ziemlich schrecklich.
Mense: Auch das Meerwasser soll kontaminiert sein. Wie groß ist denn auch die Gefahr, dass Meerestiere, also auch Fische, Muscheln und so weiter, nicht mehr verzehrt werden dürfen?
Röhrlich: Was jetzt diese Buchten direkt angeht, da ist sie wahrscheinlich recht hoch, dass Muscheln beispielsweise von dort nicht mehr gegessen werden dürften. Was die Fische auf hoher See angeht, da sieht die Lage Gott sei Dank etwas besser aus. Es ist so, dass dieses Cäsium, was ja halt langfristig eine Rolle spielt, zum einen verdünnt wird in dem großen Ozean durch Meeresströmungen. Zum anderen ist es so, dass es immer darauf ankommt, was kommt von diesen radioaktiven Substanzen in meinen Körper rein, was wird in mir wirksam. Und dieses Radiocäsium, das ist für den Körper so ähnlich wie Kalium. Der nimmt es genauso gerne auf wie Kalium. Das Kalium ist im Meerwasser aber in so großen Mengen enthalten, dass ein Fisch dann nicht dazu neigen würde, das Radiocäsium einzubauen. Das heißt, die Belastung eines Fisches wird geringer sein. Bei Landpflanzen, wo die Situation eine andere ist, wo die das Gras fressen mit dem Radiocäsium darauf, ist die Situation so, dass die Belastung der Kühe beispielsweise sehr hoch sein wird und Füttern mit Silage oder irgendwelche Gewächshäuser nützen auch nichts, weil der Luftaustausch da ist und die Belastung sich auch auf Silage-Futter überträgt, oder halt auf Futter beziehungsweise auf Gewächshäuser, auf das, was dort unter Glas gezüchtet wird, oder unter Folie.
Mense: Vielen Dank einstweilen Dagmar Röhrlich für diese Einschätzungen. Wie es weitergeht in Japan, darüber mehr auch in den nachfolgenden Sendungen.