Der Çubuk-Stausee war einmal ein beliebtes Ausflugsziel der Ankaraner. Hier, nur wenige Kilometer vor den Toren der Hauptstadt, gab es schattige Picknickplätze unter Pinien, Ausflugslokale luden zu einer Tasse Kaffee mit Blick auf den randvoll gefüllten Stausee ein. Heute sind die Gebäude verfallen, die Bäume vertrocknet und in dem Stausee, den einst Staatsgründer Atatürk erbauen liess, schwimmt eine grünlich-trübe Brühe, die nur noch den Boden bedeckt. Ein Bild so alarmierend wie die Versorgungslage im ganzen Land, sagt Süleyman Çetin von der türkischen Umweltorganisation TEMA :
" Die Region um die mittelanatolische Stadt Konya erlebt eine so schlimme Trockenheit, dass die Behörden vor Ort den Notstand ausrufen wollte. Die Weizenernte dort ist längst verdorrt. Die Seen der Nationalparks führen so wenig Wasser, dass die Zugvögel dort keine Nahrung mehr finden. Viele Flüsse führen kaum noch Wasser, entsprechend leer sind die Stauseen. Die Grünflächen nehmen ab, die Wüstenbildung schreitet voran."
Seit Jahren warnen türkische Umweltorganisationen und Wissenschaftler vor den Folgen von Klimaveränderung, Trockenheit und Bodenerosion. Doch Staat und Kommunen sahen bislang kein en Anlass, ihr Wassermanagement zu verbessern. Schätzungen sprechen davon , dass bis zu 20 Prozent des Trinkwassers in maroden Leitungen versickern. Der Bau zusätzlicher Stauseen wurde zugunsten anderer Infrastrukturprojekte wie Strassen auf Eis gelegt. Das rächt sich nun besonders bitter in Ankara: Nach regenarmen Winter und Frühjahr und einem extrem trockenen Sommer verfügt die Hauptstadt nur noch über 5 Prozent der üblichen Wasserreserven. Angesichts dieses Notstandes dreht die Stadtverwaltung seit vergangener Woche einzelnen Stadtteilen für 48 Stunden das Wasser ab. Der Restaurantbesitzer Sinan Ersan hat in seiner Küche grosse Wasserkanister gebunkert. Daraus zapfen seine Angestellten das Wasser für den Abwasch:
" Ein Restaurant lässt sich ohne Wasser nicht betreiben. Denken Sie allein an die Hygiene, die Toiletten! Das können sie doch auf Dauer nicht mit herbeigeschleppten Kanistern lösen. Und abgestandenes Wasser ist auch nicht gesund. Es gibt in der Nachbarschaft schon Fälle von schwerer Diarrhöe, mich hatte es auch erwischt:"
Ankaras Bürgermeister Melih Gökcek, ein Mann der regierenden religiös-konservativen AKP, reagiert hilflos. Mal droht er seinen Bürgern mit schweren Strafen, wenn sie ihr Auto weiter mit einem sprudelnden Gartenschlauch waschen, mal ruft er dazu auf, auf die Hilfe Allahs zu vertrauen. Derweil werden an fast jeder Straßenecke der Stadt Wasserkanister verkauft. Eine Hausfrau ersteht mit saurer Miene für umgerechnet 7 Euro einen 20-Liter-Kanister:
" In den vergangenen Tagen konnten wir nicht kochen, nicht duschen und nicht waschen. Unsere Nerven liegen blank."
Der Istanbuler Bürgermeister Kadir Topbas hat erkannt, dass das Hauptproblem der Türkei die Wasserverschwendung ist. Deshalb verlangt er von den Bürgern Sparsamkeit - und gibt in großflächigen Anzeigen dazu auch gleich Vorschläge: Etwa während des Rasierens oder Zähneputzens nicht das Wasser laufen zu lassen. Auch auf höchster staatlicher Ebene hat die Wasserkrise offenbar zu einem Umdenken in der Umweltpolitik geführt: So überlegt die Regierung, nun doch noch das Kyoto-Protokoll zur Begrenzung von Treibhausgasen zu unterzeichnen. Außerdem will sie künftig auf CO2-neutrale Energieträger wie Atom - und Windkraftwerke setzen. Für den Umweltschützer Süleyman Çetin darf es dabei aber nicht bleiben:
" Wir brauchen eine nationalen Plan für die zukünftige Verwendung und verteilung der Wasserressourcen. Dazu gehört, die Erziehung zur Wassersparsamkeit , aber vor allem die Bekämpfung der Wüstenbildung . Jedes Jahr wird ein Fläche von der Größe Zyperns durch Erosion zur Wüste. Dagegen muss die Regierung dringend etwas tun."
Unter den Folgen der Trockenheit leiden in der Türkei nicht allein die Städter. Der türkische Bauernverband rechnet in diesem Jahr mit so grossen Ernteeinbussen, dass die Türkei gezwungen sein könnte, Weizen zu importieren. In vielen Dörfern Anatoliens versammeln sich die Bauern in diesen Tagen und bitten Allah mit einem Gebet um Regen. In dem Dorf Bogazköy fielen vorgestern noch während des Gebets tatsächlich einige Tropfen. Nun soll der erfolgreiche Dorf-Imam von Bogazköy auf Türkei-Tournee gehen.
" Die Region um die mittelanatolische Stadt Konya erlebt eine so schlimme Trockenheit, dass die Behörden vor Ort den Notstand ausrufen wollte. Die Weizenernte dort ist längst verdorrt. Die Seen der Nationalparks führen so wenig Wasser, dass die Zugvögel dort keine Nahrung mehr finden. Viele Flüsse führen kaum noch Wasser, entsprechend leer sind die Stauseen. Die Grünflächen nehmen ab, die Wüstenbildung schreitet voran."
Seit Jahren warnen türkische Umweltorganisationen und Wissenschaftler vor den Folgen von Klimaveränderung, Trockenheit und Bodenerosion. Doch Staat und Kommunen sahen bislang kein en Anlass, ihr Wassermanagement zu verbessern. Schätzungen sprechen davon , dass bis zu 20 Prozent des Trinkwassers in maroden Leitungen versickern. Der Bau zusätzlicher Stauseen wurde zugunsten anderer Infrastrukturprojekte wie Strassen auf Eis gelegt. Das rächt sich nun besonders bitter in Ankara: Nach regenarmen Winter und Frühjahr und einem extrem trockenen Sommer verfügt die Hauptstadt nur noch über 5 Prozent der üblichen Wasserreserven. Angesichts dieses Notstandes dreht die Stadtverwaltung seit vergangener Woche einzelnen Stadtteilen für 48 Stunden das Wasser ab. Der Restaurantbesitzer Sinan Ersan hat in seiner Küche grosse Wasserkanister gebunkert. Daraus zapfen seine Angestellten das Wasser für den Abwasch:
" Ein Restaurant lässt sich ohne Wasser nicht betreiben. Denken Sie allein an die Hygiene, die Toiletten! Das können sie doch auf Dauer nicht mit herbeigeschleppten Kanistern lösen. Und abgestandenes Wasser ist auch nicht gesund. Es gibt in der Nachbarschaft schon Fälle von schwerer Diarrhöe, mich hatte es auch erwischt:"
Ankaras Bürgermeister Melih Gökcek, ein Mann der regierenden religiös-konservativen AKP, reagiert hilflos. Mal droht er seinen Bürgern mit schweren Strafen, wenn sie ihr Auto weiter mit einem sprudelnden Gartenschlauch waschen, mal ruft er dazu auf, auf die Hilfe Allahs zu vertrauen. Derweil werden an fast jeder Straßenecke der Stadt Wasserkanister verkauft. Eine Hausfrau ersteht mit saurer Miene für umgerechnet 7 Euro einen 20-Liter-Kanister:
" In den vergangenen Tagen konnten wir nicht kochen, nicht duschen und nicht waschen. Unsere Nerven liegen blank."
Der Istanbuler Bürgermeister Kadir Topbas hat erkannt, dass das Hauptproblem der Türkei die Wasserverschwendung ist. Deshalb verlangt er von den Bürgern Sparsamkeit - und gibt in großflächigen Anzeigen dazu auch gleich Vorschläge: Etwa während des Rasierens oder Zähneputzens nicht das Wasser laufen zu lassen. Auch auf höchster staatlicher Ebene hat die Wasserkrise offenbar zu einem Umdenken in der Umweltpolitik geführt: So überlegt die Regierung, nun doch noch das Kyoto-Protokoll zur Begrenzung von Treibhausgasen zu unterzeichnen. Außerdem will sie künftig auf CO2-neutrale Energieträger wie Atom - und Windkraftwerke setzen. Für den Umweltschützer Süleyman Çetin darf es dabei aber nicht bleiben:
" Wir brauchen eine nationalen Plan für die zukünftige Verwendung und verteilung der Wasserressourcen. Dazu gehört, die Erziehung zur Wassersparsamkeit , aber vor allem die Bekämpfung der Wüstenbildung . Jedes Jahr wird ein Fläche von der Größe Zyperns durch Erosion zur Wüste. Dagegen muss die Regierung dringend etwas tun."
Unter den Folgen der Trockenheit leiden in der Türkei nicht allein die Städter. Der türkische Bauernverband rechnet in diesem Jahr mit so grossen Ernteeinbussen, dass die Türkei gezwungen sein könnte, Weizen zu importieren. In vielen Dörfern Anatoliens versammeln sich die Bauern in diesen Tagen und bitten Allah mit einem Gebet um Regen. In dem Dorf Bogazköy fielen vorgestern noch während des Gebets tatsächlich einige Tropfen. Nun soll der erfolgreiche Dorf-Imam von Bogazköy auf Türkei-Tournee gehen.