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Annäherung an Friedrich Schiller?

In seiner 1967 erschienenen Studie "Sprache und Schweigen" hat der Literaturwissenschaftler George Steiner die zentrale Rolle der Sprache in komplexen Gesellschaften untersucht und die Herrschaft der Nationalsozialisten unter anderem aus einer Sprachverrohung erklärt. Eine Trauerreaktion darauf sei das Schweigen.

    Jetzt hat Ulrich Raulff, der Direktor des Deutschen Literatur-Archivs und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach den mittlerweile 76-jährigen Steiner zu einem Festvortrag eingeladen - zu Schillers 200.Todestag. Das ist insofern bemerkenswert, als Schiller ja auch während des Dritten Reichs in Dienst genommen und später von der DDR vereinnahmt wurde.

    Steiner aber geht es darum, Schiller aus solchen Umklammerungen zu befreien und seine Sprache wieder produktiv zu machen. "Gibt es noch eine Annäherung an Friedrich Schiller" hieß der Vortrag, den George Steiner gestern in Marbach gehalten hat und den wir im folgenden in Auszügen dokumentieren.