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Anreizprogramm Energieffizienz
"Ein Schritt in die richtige Richtung"

Der Bund will Gebäude energieeffizienter machen und stellt dafür in den kommenden drei Jahren jeweils 165 Millionen Euro bereit. Für Norbert Allnoch (IWR) ein richtiger Schritt: Man werde sich dadurch bewusster, dass auch der Wärmesektor zum Klimaschutz beitragen müsse, sagte er im DLF.

Norbert Allnoch im Gespräch mit Britta Fecke | 22.12.2015
    Gasheizung in einem Heizungskeller
    Mit einem Förderprogramm will die Bundesregierung Anreize zum Einbau energieeffizienterer Heizungen setzen (picture alliance / dpa / Foto: Sven Hoppe)
    Britta Fecke: Mehr Geld im neuen Jahr stellt der Bund für den Einbau effizienterer Heizungen zur Verfügung. Das neue Maßnahmenpaket umfasst ein Fördervolumen von 165 Millionen Euro pro Jahr, und das für die nächsten drei Jahre. Wer seine Heizung austauscht oder das Gebäude energetisch sanieren will, kann Zinsverbilligungen und Zuschüsse beantragen.
    Ich bin jetzt verbunden mit Dr. Norbert Allnoch, Geschäftsführer des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien, kurz IWR, in Münster. Herr Allnoch, was wird denn mit dem sogenannten Anreizprogramm Energie-Effizienz genau gefördert?
    Es geht um Heizungen und Lüftungsanlagen
    Norbert Allnoch: Schönen guten Tag, Frau Fecke. Zunächst einmal geht es, glaube ich, in die richtige Richtung, dass jetzt erst mal der Wärmesektor dran ist. Nachdem wir lange Zeit über den Stromsektor immer geredet haben und den Beitrag zum Klimaschutz, geht es jetzt an den Wärmesektor. Hier liegt natürlich vieles brach, vor allen Dingen, weil alte Heizungen noch im Keller sind. Dieses Programm knüpft hier an, nämlich zwei große Pakete gibt es. Das eine ist das Heizungspaket, indem man eine alte Heizung durch eine modernere Heizung austauscht, die aber effizienter sein muss als die bisherige. Und ein Lüftungspaket: Hier gibt es die Möglichkeit, eine Lüftungsanlage einzubauen, allerdings die nur in Kombination mit einer weiteren förderfähigen Maßnahme, beispielsweise wenn eine Außenhülle saniert wird oder wenn neue Fenster hineinkommen. Dies beides muss sein. Das sind die zwei Richtungen.
    Fecke: Das heißt, auch Gasheizungen werden gefördert, wenn ich vorher eine Ölheizung hatte?
    Allnoch: Die muss effizienter sein. Man muss zum Beispiel eine normale Gasheizung haben und dann eine Brennwertheizung installieren. Es muss schon ein Effizienz-Vorsprung dann dabei herumkommen.
    Übergeordnetes Ziel CO2-Reduzierung
    Fecke: Sie sprachen davon, es geht in die richtige Richtung. Geht es denn in Richtung Paris, dem Versprechen, die Dekarbonisierung voranzutreiben?
    Allnoch: Ich glaube, das ist natürlich das übergeordnete Ziel. Es geht in die Richtung, dass wir uns bewusst werden müssen, dass auch der Wärmesektor zum Klimaschutz beiträgt. Die meisten denken ja nur an die Heizung, wenn entweder der Öltank leer ist, oder wenn die Heizung kaputt ist, dass dann eine neue hinein muss. Darüber nachzudenken, dass die jetzt schon alt ist und dass man hier eine effizientere Anlage einbaut, das ist, glaube ich, erst mal der Grundtenor und eigentlich dies, dass man sich damit vertraut macht. Man muss ja auch die Lebenssituation vieler Menschen sehen. Viele leben in Altbauten, die oftmals alleine bewohnt werden, ältere Menschen, die sich überlegen, lohnt sich das für mich überhaupt noch, eine Heizung dort einzubauen, oder sollen das die Erben hinterher machen. Insofern muss man auch immer diese Situation der Menschen vor Ort sehen.
    "In Zukunft werden wir über Kühlung reden"
    Fecke: Die Bundestagsfraktion der Grünen wirft diesem Förderprogramm vor, dass es keinesfalls so viel zum Energiesparen beigetragen hätte oder wird, wie der ursprünglich versprochene Steuerbonus für energetische Sanierung. Was meinen Sie dazu?
    Allnoch: Dem kann man wohl zustimmen. Aber ich glaube, das Wichtigste ist eigentlich – das muss man noch einmal betonen – die Bewusstseinsbildung bei den Menschen, dass hier ein Austausch vorgenommen werden soll. Und bei der Sanierung und dem Austausch von Heizungsanlagen muss man immer die Lebenssituation der Menschen mit berücksichtigen. Das bedeutet, dass viele, auch wenn es hohe Steueranreize geben würde, nicht sanieren würden. Insofern muss man immer vom Ende her sehen und durch den Klimawandel werden wir sowieso Änderungen noch bekommen, dahingehend, dass wir heiße Sommer haben. Wir werden über Kühlung in Zukunft reden. Nur in Bezug auf Wärmedämmung das Ganze zu sehen, wird wahrscheinlich auch in Zukunft den Ansprüchen nicht gerecht werden.
    Fecke: Vielen Dank für diese Einschätzung - Dr. Norbert Allnoch vom IWR in Münster war das.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.