Samstag, 04. Mai 2024

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Anschlag auf BVB-Spieler
Die IP-Adresse verriet den Verdächtigen

Die Polizei hat einen Tatverdächtigen für den Anschlag auf die Fußball-Mannschaft des BVB festgenommen. Sie kam ihm über verdächtige Aktiengeschäfte am Tag des Anschlags auf die Schliche, berichtet der Investigativ-Journalist Georg Mascolo im DLF. Der Verdächtige nutzte dabei die IP-Adresse des BVB-Mannschaftshotels, in dem er ebenfalls zu Gast war.

Georg Mascolo im Gespräch mit Ann-Kathrin Büüsker | 21.04.2017
    Auf einem Computerbildschirm ist der Schriftzug "IP-Adresse" zu lesen.
    Der Verdächtige wickelte über die IP-Adresse des BVB-Hotels ungewöhnliche Aktiengeschäfte ab (picture alliance / dpa / Franz-Peter Tschauner)
    So soll der Tatverdächtige über die IP-Adresse des Mannschaftshotels ein sehr ungewöhnliches Börsengeschäft abgewickelt haben, nämlich den Kauf von 15.000 Verkaufsoptionen mit einer sehr kurzen Laufzeit, sagte Georg Mascolo aus dem Rechercheverbund NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, der die Ermittlung beobachtet hat. "Der Verdächtige muss darauf spekuliert haben, dass in den nächsten Wochen und Monaten ein Ereignis eintritt, das dazu führen würde, dass die Aktie des BVB erheblich an Wert verliert. Nur dann würde man mit diesen Optionen viel Geld verdienen können. All das hat zu dem Zugriff geführt."
    Der Hinweis sei bereits vor Ostern gekommen. Bereits ab diesem Zeitpunkt gingen die Ermittler davon aus, dass man gar nicht nach Terroristen zu suchen hat, "sondern dass man es mit einem sehr heimtückischen Verbrechen zu tun hat, das eher in den Bereich der allgemeinen Kriminalität gehört. Es war der schlichte Versuch, mit einem gemeinen Verbrechen viel Geld zu verdienen."
    Auswirkungen hätten weitaus verheerender sein können
    Eine Untersuchung der Kriminaltechnik des Bundeskriminalamtes habe zudem ergeben, dass der mittlere der drei Sprengsätze etwa in Höhe von einem Meter deponiert wurde, während die anderen auf dem Boden einer Hecke platziert waren. Die Metallstifte, die sich in dieser Bombe befunden haben, hätten den Bus verfehlt. "Die Ermittlungsbehörden sagen: Hätte dieser mittlere Sprengsatz den Bus getroffen, wären die Folgen noch weit verheerender gewesen", berichtet Mascolo. "Man muss davon ausgehen, dass es viel Glück gewesen ist, dass es bei diesem schrecklichen Anschlag nicht zu vielen Toten und Verletzten gekommen ist."
    Ein solches Verbrechen kenne man eher aus Büchern und Filmen. "Mir ist kein anderes Verbrechen bekannt, in dem jemand in Kauf nimmt, eine komplette Bundesligamannschaft und ihre Betreuer und ihre Trainer umzubringen, um damit Geld zu verdienen – das ist schon ein ganz ungewöhnliches und heimtückisches Verbrechen."
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.