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Anschlag in China
Xi kündigt hartes Vorgehen an

Drei Menschen sind bei einem Anschlag auf einen Bahnhof in Urumqi in Chinas konfliktreicher Provinz Xinjiang ums Leben gekommen. Präsident Xi Jinping war zeitgleich zu Besuch in der mehrheitlich von muslimischen Uiguren bewohnten Region - und kündigte harte Schritte an.

01.05.2014
    Sicherheitspersonal am Südbahnhof in Urumqi in der Region Xinjiang, China
    Sicherheitspersonal am Südbahnhof in Urumqi (dpa / picture-alliance / An He)
    Die mit Messern und Sprengsätzen bewaffneten Angreifer hätten zudem 79 Menschen verletzt, berichteten chinesische Medien am Mittwochabend. Die Nachrichtenagentur Xinhua zitiert Augenzeugen, wonach zwei Sprengsätze am Abend nahe dem Ausgang des Bahnhofs explodiert seien. Angreifer hätten zudem Passanten mit Messern attackiert. Es gebe vier Schwerverletzte.
    Der Bahnhof wurde vorübergehend geschlossen und der Bahnbetrieb ausgesetzt. Xinhua sprach von einem "gewaltsamen Terrorangriff", doch bekannte sich zunächst niemand zu der Tat.
    Xi: "Schlacht ohne Nachlassen führen"
    Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping, aufgenommen am 28.03.2014 während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Merkel.
    Staats- und Parteichef Xi Jinping kündigt harte Maßnahmen an. (dpa / picture-alliance / Soeren Stache)
    Präsident Xi, der bereits zuvor eine Verstärkung des "Anti-Terror-Kampfes" gefordert hatte, kündigte ein unnachgiebiges Vorgehen gegen die Täter an.
    Xi befand sich am Mittwoch zu einer "Inspektionsreise" in der Wüstenprovinz im äußersten Westen Chinas, dazu gehörten auch mehrere Termine in Ürümqi. Es war sein erster Besuch in der mehrheitlich von muslimischen Uiguren besiedelten Region seit dem Amtsantritt. Bei dem Besuch sprach er sich für eine "Erstschlag-Strategie" aus und rief dazu auf, "die Schlacht zur Bekämpfung von Gewalt und Terrorismus" in Xinjiang ohne Nachlassen zu führen.
    Zugleich versprach er, dass sich Peking für ein harmonisches Zusammenleben aller ethnischen Gruppen einsetzen werde.
    Muslimische Uiguren sehen sich unterdrückt
    Straßenszene in der Stadt Kashgar in Xinjiang
    Straßenszene in der Stadt Kashgar in Xinjiang (dpa / picture-alliance / Stephan Scheuer)
    Xinjiang gilt wegen der Spannungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen als Konfliktherd. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen. Das muslimische Turkvolk der Uiguren fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt. Und fürchtet nach den Ankündigungen Xis weitere Benachteiligungen.
    Die Regierung macht regelmäßig religiöse Extremisten mit Verbindungen zu ausländischen Terrorgruppen für Gewalttaten in Xinjiang verantwortlich. Menschenrechtler und Exilvertreter der Uiguren werfen der Regierung dagegen vor, die Terrorgefahr bewusst zu übertreiben, um weitere Repressionen gegen die Uiguren zu rechtfertigen.
    Ein Sprecher des in München sitzenden Weltkongresses der Uiguren, Dilxat Raxit sagte, es seien nach dem Angriff am Mittwoch mehr als hundert Menschen festgenommen worden. Die Uiguren erwarteten von Xi, dass er "konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der turbulenten Situation" mache. Stattdessen ermutige die Regierung weiter die "bewaffnete Unterdrückung" der Uiguren, klagte Raxit. Die Exilorganisation betont immer wieder, dass die Ursache der Gewalt in der sozialen und kulturellen Benachteiligung der Minderheit liegt. China wirft dem Weltkongress vor, zu Unruhen und Anschlägen anzustacheln.
    Ähnlicher Anschlag im Februar 2014
    Der Angriff am Mittwoch erinnerte an die Attacke auf den Bahnhof von Kunming am 28. Februar. Damals hatten mehrere schwarzgekleidete Angreifer mit langen Messern den Bahnhof der Hauptstadt der Provinz Yunnan gestürmt und Jagd auf die dort wartenden Reisenden gemacht. 29 Menschen wurden getötet und 143 weitere verletzt. Die Behörden machten Aufständische aus Xinjiang verantwortlich. Vor fünf Jahren waren bei schweren Ausschreitungen in Urumqi fast 200 Menschen getötet worden.
    (nch/jcs)