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Anschlag in der Normandie
Ein Täter wurde mit Fußfessel überwacht

Ermittler haben einen der beiden Attentäter identifiziert, die in einer nordfranzösischen Kirche einen Priester umgebracht haben. Der 19-Jährige habe bereits wegen Terrorverdachts in Untersuchungshaft gesessen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Seit seiner Entlassung im März habe er eine elektronische Fußfessel getragen.

    Ein Mädchen betet am Rathaus von Saint-Étienne-du-Rouvray in der Normandie, wo zwei Attentäter einen Priester getötet hatten.
    Ein Mädchen betet am Rathaus von Saint-Étienne-du-Rouvray in der Normandie, wo zwei Attentäter einen Priester getötet hatten. (AFP / Charly Triballeau)
    Er wurde unter Hausarrest gestellt und durfte seine Wohnung nur vormittags kurzzeitig verlassen. Den Freigang nutze er offenbar zur Tat. Wie die Ermittler weiter mitteilten, versuchte er im vergangenen Jahr zweimal, nach Syrien zu gelangen. Dabei sei er einmal in Deutschland und einmal in der Türkei aufgefallen und festgenommen worden.
    Bei den Tätern seien eine Pistole, Messer und Sprengstoffattrappen gefunden worden. Sie hatten am Dienstag während einer Morgenmesse eine Kirche in Saint-Étienne-du-Rouvray in der Normandie gestürmt und Geiseln genommen. Den 85 Jahre alten Priester töteten sie, einen Mann verletzten sie schwer. Laut Staatsanwaltschaft stürzten sich die Männer beim Verlassen der Kirche mit dem Ruf "Allahu akbar" auf die Polizisten und wurden seien erschossen. Den Angriff beanspruchte die Terrormiliz IS für sich.
    Der Tatort einer Geiselnahme, eine Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray in der Normandie in Frankreich am 26.07.2016.
    Der Tatort einer Geiselnahme, eine Kirche im französischen Saint-Etienne-du-Rouvray in der Normandie. (picture alliance / dpa / POLICE NATIONALE)
    Hollande ruft zur Einigkeit auf
    Bewohner von Saint-Étienne-du-Rouvray gedachten am Dienstagabend des Priesters. Trauernde brachten Blumen und Kerzen an ein spontan errichtetes Denkmal am Rathaus. Bürgermeister Hubert Wulfranc rief die Anwohner zum Zusammenhalt auf. Sie dürften nicht zulassen, dass die Attacke verschiedene Gesellschaftsgruppen gegeneinander aufwiegele, mahnte er.
    Auch der französische Präsident François Hollande appellierte an die Bürger, zusammenzustehen und sich nicht gegeneinander aufhetzen zu lassen. "Was diese Terroristen wollen, ist uns zu spalten." Für den Mittwoch hat der Staatschef Vertreter der Religionsgemeinschaften in den Elysée-Palast geladen. Anschließend berät er mit seinem Sicherheitskabinett über die Lage, danach folgt eine Kabinettssitzung.
    Frankreich war in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder das Ziel schwerer Anschläge. Zuletzt tötete ein 31-jähriger Tunesier 84 Menschen, als er am Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf dem Strandboulevard von Nizza raste. Die Polizei erschoss den Mann. Erst vergangene Woche hatte das Parlament den nach den Pariser Anschlägen vom 13. November verhängten Ausnahmezustand um weitere sechs Monate verlängert.
    (adi/hba)