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Anschub aus dem Inkubator

Bin ich eine Gründerpersönlichkeit? Diese Frage sollte man sich unbedingt stellen, bevor man sein eigenes Unternehmen gründet. Neben vielen Formalia braucht es auch Durchhaltevermögen und den Wille zum Erfolg.

Von Philipp Schnee | 02.06.2011
    "Wir haben in Moment ein paar Sachen zur Auswahl, aber wir sind uns noch nicht sicher. Genau sagen kann ich es jetzt natürlich noch nicht."

    Auch wenn er nichts verraten möchte - das Wichtigste hat Daniel Kuppe schon für eine Unternehmensgründung. Eine Idee. Coaching für Hilfsbedürftige - diese Richtung, so viel verrät er. Und mit der Idee steht er vor dem Stand des Gründungsbüros der Universität Köln. Marc Kley gibt hier erste Tipps, auf einer Karrieremesse in der Kölner Sporthochschule; lädt ein zu einem ersten ausführlichen Beratungstermin: Kommt es soweit, verrät Kley, lässt er sich dort die Geschäftsidee ausführlich beschreiben:

    "Ja und dann würde ich eben so typische Fragen stellen, manchmal ein bisschen böse formuliert: "Wer braucht den Quatsch". Und dann müssen wir eben die Frage beantworten, gibt's dafür einen Bedarf?"

    Um das herauszufinden, gibt es dann nach der ersten Beratung eine Hausaufgabe:

    "Erstmal die Idee zu Papier bringen, auf wenigen Seiten."

    Der erste Schritt auf dem Weg zum Businessplan. Der ist für das erste eigene Unternehmen unerlässlich - ohne Businessplan braucht man bei Banken gar nicht erst vorzusprechen, meint Kley. Die Geschäftsidee muss ausgearbeitet, die Marktchancen ausgelotet, Marketing und Vertrieb, das Personal geplant, die Finanzierung durchgerechnet werden: Klingt kompliziert. Den Businessplan aber deshalb ganz von einem Steuerberater, einem Unternehmensberater erstellen zu lassen, von solchen verlockenden Angeboten rät Marc Kley ab:

    "Da kann ich nur sagen: No way. Bitte selbst die Arbeit machen, auch wenn es vielleicht weh tut. Aber davon haben Sie später einen unglaublichen Nutzen von. Spätestens wenn Sie dann bei der Bank sitzen und die fragt, wann erreichen Sie eigentlich Ihren Break Even und sie müssen dann sagen: Ja, weiß ich jetzt auch nicht, muss ich in meiner Finanzplanung mal suchen. Das macht schon einen schlechten Eindruck. Wenn Sie es selbst entwickelt haben, dann können Sie auch sagen: Break Even im zweiten Jahr nach sechs Monaten."

    Unterstützung bei der Erstellung des Businessplans geben viele Anlaufstellen. Gründerberater wie Marc Kley gibt es an den meisten Unis, auch viele Handelskammern helfen hier weiter, das Arbeitsamt. Eine große Falle, vor der die Berater warnen können: Viele Existenzgründer verkalkulieren sich bei den Kosten:

    "Häufig vergessen wird, dass man Zwangsmitglied bei der IHK wird. Hat man halt einen Jahresbeitrag von der IHK. Muss man einplanen in die Finanzplanung. Oder gerne vergessen werden auch die Sozialversicherungskosten für Angestellte."

    Viele würden auch vor der Marktanalyse zurückschrecken, die notwendig ist, um herauszufinden, welche Chancen eine Geschäftsidee überhaupt hat. Dabei, so Kley, sei es gar nicht so schwer, an die relevanten Daten zu gelangen. Auch hier können Gründungsberater der Uni helfen:

    "Volksbanken, Sparkassen haben sogenannte 'Branchenbriefe', wo aktuelle Entwicklungen dargestellt werden. IHKs geben da manchmal Branchenstudien raus, es gibt ein Landesstatistikamt, es gibt ein Bundesstatistikamt. Zum Teil haben sie Wettbewerber, die ihre Jahresbilanzen veröffentlichen müssen, da kann man auch versuchen dran zu kommen, Pressemitteilungen."

    Eine wichtige Frage, die vielleicht auch mit einem Anwalt besprochen werden muss: Welche Rechtsform soll mein Unternehmen haben? Eine GmbH - eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung kann Vorteile im Falle der Insolvenz haben. Der Gründer muss nur bis 25.000 Euro für Verluste einstehen. Ein klarer Vorteil, der aber in manchen Branchen auch zum Nachteil werden kann:

    "Wenn das Image wirklich kriegsentscheidend ist, um Kunden zu gewinnen. Das ist für Banken auch immer eine ganz wesentliche Frage: OAGs, KGs kriegen schon mal leichter ein Kredit als eine GmbH, weil da die Vollhaftung dahinter steckt."

    Der eigentlich rechtliche Akt der Gründung geht dann schnell. Drei Wochen sagt Marc Kley. Zuerst muss ein Gewerbe angemeldet, beim Finanzamt eine Steuernummer beantragen werden. Sein Tipp: Manche Handelskammern bieten auch extra Starter-Zentren an. Hier muss alles nur einmal ausgefüllt werden. Und wird dann an die entsprechenden Stellen - Finanzamt, Berufsgenossenschaften usw. - weitergereicht.

    Alles halb so schlimm. Wichtiger ist, ehrlich mit sich ins Gericht zu gehen. Bin ich ein Gründer? Denn ein Gründer, so Kley braucht ganz bestimmte Voraussetzungen:

    "Der muss ein Erfolgsstreben haben, den unbedingten Willen zum Erfolg, muss auch nach Rückschlägen wieder aufstehen. Muss auch in der Lage sein, Dinge abzugeben. Man muss Leute delegieren können, man muss Leute begeistern, motivieren können, sowohl Mitarbeiter, Kollegen, als auch Kunden."

    Auch die Sportstudentin Desiree Landrock steht am Stand und fragt sich jetzt, ob sie eine "Gründerpersönlichkeit" ist, genug Durchhaltevermögen hat. Letztendlich aber meint sie, von den vielen Formalitäten will sie sich nicht abschrecken lassen:

    ""Andere Leute haben nicht studiert und machen sich selbstständig, die kriegen das auch hin. Das kann ja gar nicht so schwer sein, wenn man sich damit beschäftigt und den Willen dafür hat."