Nehmen wir einmal Ulrich Seidl. Der stammt aus Österreich und ist schon seit vielen Jahren mit seinem sarkastischen Blick auf die menschliche Gesellschaft, auf Sex, Gefühlsausbeutung und Gewalt regelmäßiger Gast des Festivals ist. Mit seinem neuen Film "Import-Export" legt er plötzlich ein echtes Meisterwerk hin. Der gnadenlose Blick, oft halbdokumentarisch auf schreckliche Zustände in der Ukraine und im österreichischen Pflegeheim ist immer noch da, doch hinter dem Zorn auf die Verhältnisse kann man auch die Liebe zum Leben entdecken. Import: Eine Ukrainerin wird im Pflegeheim in Österreich zum mitfühlenden Engel. Export: Ein junger Mann aus Österreich entdeckt am Rande der windigen Geschäfte seines Stiefvaters in der Ukraine wieder seine Seele. Verglichen mit dem Blick hinter den Wohnungsverschlag in einer ukrainischen Stadtrandsiedlung wirken die drastischen Sexszenen des Films geradezu unschuldig.
Unschuld ist auch das Thema von Gus van Sants Film "Paranoid Park". Der hat zwar schon einmal eine Goldene Palme gewonnen, legt aber mit diesem Film seine reifste Arbeit vor. Der 16jährige Alex liebt sein Skateboard und das Herumhängen mit seinem besten Freund. Er ist auch eher verschlossen und schweigsam. Aber es ist etwas passiert. Ein Unfall eigentlich. Aber er kann, obwohl alle freundlich sind, mit niemanden darüber reden. "Die Erwachsenen machen alles nur wegen Geld. Es steckt nichts weiter dahinter." Sagt Alex bester Freund. Diese Welt, in der die Erwachsenen nur unscharfe oder gesichtslose Schatten sind, für das wahre Leben am Rande der Super-Skateboard-Pipe Paranoid Park, beschreibt Gus van Sant mit Bildern ganz nah an seinen Figuren, gedreht von Wong Kar Wais Kameramann Christopher Doyle. Im Goldfischglas der Pubertät wirkt selbst das Albtraumbild eines schrecklichen Unfalls - umgeben von fast banalen Alltagszenen und Dialogen - seltsam surreal. Gus van Sant ist die Quadratur des Kreise gelungen - das filmischer Erzählen so zu Erneuern, als habe es nie Regeln und Konventionen dafür gegeben.
Großen Beifall gab es heute morgen - kaum zu glauben - für einen Deutschen. In Fatih Akins Film "Auf der anderen Seite" wird allerdings nur selten deutsch gesprochen. Dafür viel Türkisch und jede Menge Englisch.
So schreit der Sohn seinen halsstarrigen Vater an, der mit einer Prostituierten zusammenlebt und mit Raki und Zigaretten einen erneuten Herzanfall riskiert. Die Prostituierte Yeter hat eine Tochter in der Türkei, der sie Geld schickt als angebliche Schuhverkäuferin. Und dann ist da noch Lotte, die bei ihrer Mutter Susanne lebt und sich in die politische Aktivistin Ayten verliebt, die in Deutschland kein Asyl bekommt. Diese jeweils drei Figuren der jüngeren und der älteren Generation schickt Fatih Akin auf die andere Seite - in die Türkei. Zwei von ihnen finden den Tod. Und so sehen wir einen Sarg, der in die Türkei geflogen wird und einen der nach Deutschland zurückkehrt. Der Tod und wie man damit fertig wird und das Leben zwischen den nationalen Identitäten ist das eigentliche Thema des Films, in dem es Fatih Akin mühelos gelingt die Geschichten seiner sechs Figuren kunstvoll miteinander zu verschränken. "Eigentlich" sagt Fatih Akin ist es auch ein Film über das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei." Und es ist ein Anwärter auf einen der großen Preise.
Unschuld ist auch das Thema von Gus van Sants Film "Paranoid Park". Der hat zwar schon einmal eine Goldene Palme gewonnen, legt aber mit diesem Film seine reifste Arbeit vor. Der 16jährige Alex liebt sein Skateboard und das Herumhängen mit seinem besten Freund. Er ist auch eher verschlossen und schweigsam. Aber es ist etwas passiert. Ein Unfall eigentlich. Aber er kann, obwohl alle freundlich sind, mit niemanden darüber reden. "Die Erwachsenen machen alles nur wegen Geld. Es steckt nichts weiter dahinter." Sagt Alex bester Freund. Diese Welt, in der die Erwachsenen nur unscharfe oder gesichtslose Schatten sind, für das wahre Leben am Rande der Super-Skateboard-Pipe Paranoid Park, beschreibt Gus van Sant mit Bildern ganz nah an seinen Figuren, gedreht von Wong Kar Wais Kameramann Christopher Doyle. Im Goldfischglas der Pubertät wirkt selbst das Albtraumbild eines schrecklichen Unfalls - umgeben von fast banalen Alltagszenen und Dialogen - seltsam surreal. Gus van Sant ist die Quadratur des Kreise gelungen - das filmischer Erzählen so zu Erneuern, als habe es nie Regeln und Konventionen dafür gegeben.
Großen Beifall gab es heute morgen - kaum zu glauben - für einen Deutschen. In Fatih Akins Film "Auf der anderen Seite" wird allerdings nur selten deutsch gesprochen. Dafür viel Türkisch und jede Menge Englisch.
So schreit der Sohn seinen halsstarrigen Vater an, der mit einer Prostituierten zusammenlebt und mit Raki und Zigaretten einen erneuten Herzanfall riskiert. Die Prostituierte Yeter hat eine Tochter in der Türkei, der sie Geld schickt als angebliche Schuhverkäuferin. Und dann ist da noch Lotte, die bei ihrer Mutter Susanne lebt und sich in die politische Aktivistin Ayten verliebt, die in Deutschland kein Asyl bekommt. Diese jeweils drei Figuren der jüngeren und der älteren Generation schickt Fatih Akin auf die andere Seite - in die Türkei. Zwei von ihnen finden den Tod. Und so sehen wir einen Sarg, der in die Türkei geflogen wird und einen der nach Deutschland zurückkehrt. Der Tod und wie man damit fertig wird und das Leben zwischen den nationalen Identitäten ist das eigentliche Thema des Films, in dem es Fatih Akin mühelos gelingt die Geschichten seiner sechs Figuren kunstvoll miteinander zu verschränken. "Eigentlich" sagt Fatih Akin ist es auch ein Film über das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei." Und es ist ein Anwärter auf einen der großen Preise.