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Italien
Anteilnahme nach Tod von Ex-Ministerpräsident Berlusconi

Die italienische Ministerpräsidentin Meloni hat die politische Leistung des gestorbenen Ex-Regierungschefs Berlusconi gewürdigt. Meloni erklärte in Rom, mit seinem Mut und seiner Entschlossenheit sei Berlusconi einer der einflussreichsten Männer der italienischen Geschichte geworden.

    Berlusconi in einer schwarz-weiß-Aufnahme. Er stützt den Kopf mit der Hand.
    Italiens früherer Ministerpräsident Berlusconi. (Andrew Medichini/AP/dpa)
    2008 wurde die heutige Regierungschefin Meloni unter Berlusconi Jugendministerin. Auch Italiens Staatspräsident Mattarella sagte, Berlusconi habe die Geschichte der Republik geprägt.
    Berlusconis Partei "Forza Italia" würdigte ihren Vorsitzenden ebenfalls. Papst Franziskus erklärte, er bete um ewigen Frieden für den Verstorbenen und um Trost für die Trauernden. Hunderte Fans der Fußballvereine AC Mailand und AC Monza, die Berlusconi gehörten, versammelten sich vor Berlusconis Residenz in der Gemeinde Arcore und legten Blumen vor dem Eingang nieder.

    Putin: "Ein enger und weiser Freund"

    Trauerbekundungen kamen zudem aus dem Ausland: Der russische Präsident Putin nannte Berlusconi einen engen und weisen Freund. Ungarns Regierungschef Orban bezeichnete ihn als einen "großen Kämpfer". Die Bundesregierung erklärte, sie spreche dem italienischen Volk und der italienischen Regierung ihre Anteilnahme aus.

    Schon seit Jahren Gesundheitsprobleme

    Der 86-Jährige starb in der vergangenen Nacht in einem Krankenhaus in Mailand. Er soll am Mittwoch im Mailänder Dom ein Staatsbegräbnis erhalten. Berlusconi litt an Leukämie. Schon in den vergangenen Jahren hatte er immer wieder mit schweren Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Berlusconi prägte als Politiker, Medienunternehmer und Eigentümer der Fußball-Erstligisten AC Mailand und AC Monza das öffentliche Leben in Italien über Jahrzehnte.

    Dreimal Regierungschef

    Zwischen 1994 und 2011 war Berlusconi dreimal Ministerpräsident, einmal über zwei Amtszeiten. Seine letzte Amtszeit endete im Zuge der Finanzkrise, als Italien an den Rand des Staatsbankrotts geriet. In diese Zeit fiel zudem der Skandal um so genannte "Bunga Bunga"-Partys, bei denen auch Minderjährige anwesend gewesen sein sollen. Es folgten jahrelange Verfahren vor diversen Gerichten. Er musste sich mehrfach wegen mutmaßlicher Wirtschafts- und Korruptionsdelikte verantworten. 2013 war er wegen Steuerhinterziehung rechtskräftig verurteilt worden. Vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs und der Förderung der Prostitution Minderjähriger wurde Berlusconi dagegen ebenso freigesprochen wie zuletzt in einem Prozess wegen Zeugenbestechung.

    Verständnis für Russlands Präsident Putin

    Bei der Europawahl 2019 schaffte Berlusconi den Einzug in das EU-Parlament. Im vergangenen September wurde er bei den italienischen Parlamentswahlen in den Senat gewählt. Seine Partei Forza Italia koaliert aktuell in der Regierung mit den ultrarechten Fratelli d'Italia von Meloni sowie der ebenfalls rechtsgerichteten Lega. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine fiel Berlusconi mehrmals mit Äußerungen auf, in denen er Verständnis für Russlands Präsidenten Putin zeigte.

    Eigene TV-Sender halfen beim Einstieg in die Politik

    Berlusconi wurde am 29. September 1936 in Mailand als Sohn eines Bankangestellten und einer Hausfrau geboren. Er studierte Jura und arbeitete unter anderem als Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen. Sein Aufstieg begann in den 60er Jahren in der Baubranche. In den 70er und 80er Jahren entdeckte er dann den Fernsehmarkt für sich. Er gründete eigene TV-Sender, die er später zum Einstieg in die Politik nutzte.
    Sie können um 23.15 Uhr im Dlf ein Interview mit Nino Galetti von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rom hören.
    Diese Nachricht wurde am 12.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.