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Anti-Doping
Ex-WADA-Präsident Pound kritisiert das IOC

Die positiven Dopingproben zweier russischer Biathletinnen sorgten für Schlagzeilen. Sie waren während der Olympia-Vorbereitung getestet worden. Für den ehemaligen WADA-Präsidenten Richard Pound eher die Ausnahme – er kritisiert die wenig intelligenten Testprogramme von IOC und internationalen Verbänden.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    “Das größte Problem ist, dass man scheinbar nicht weiß, wen man kontrolliert und auf welche Substanzen.“
    beschreibt Richard Pound, der ehemalige Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, einen wesentlichen Mangel im Anti-Dopingkampf. Das IOC-Mitglied hat im vergangenen Jahr mit anderen Experten einen Report zu diesem Thema verfasst.
    “Sicherlich können heute mehr Substanzen entdeckt werden als früher. Wir haben eine Menge Zeit und Geld in die Forschung investiert. Die Lücke zwischen Dopingbekämpfern und Betrügern hat sich verkleinert. Aber es ist uns nicht gelungen, dafür zu sorgen, dass die Anti-Doping-Organisationen effektive Test-Programme haben.“
    Der Inhalt des WADA-Codes wird nach Meinung des Kanadiers nicht intelligent umgesetzt. Verbände und Anti-Doping-Organisationen setzen auf Quantität statt auf Qualität.
    “Die meisten Kontroll-Agenturen, internationale Verbände und Anti-Doping-Organisatoren sagen einfach: Wenn ich 500 Tests im Jahr mache, erfülle ich die Standards des WADA-Codes. Also machen sie 500 Tests im Jahr ohne darauf zu achten, wann und auf welche Substanzen sie testen.“
    Auch das Internationale Olympische Komitee verfährt nach diesem Prinzip. IOC-Präsident Thomas Bach hat für Sotchi bei der Welt-Anti-Doping-Konferenz in Johannesburg im November vergangenen Jahres stolz eine Rekordzahl an Kontrollen verkündet. Bis zu den Winterspielen sollen insgesamt 1260 Proben genommen werden, während Olympia 2453. Laut Pound müssen die Kontrollen jedoch nach den Kriterien “Welche Dopingmittel für welche Sportart“ und “Wann ist der Einsatz der verbotenen Substanzen sinnvoll“ durchgeführt werden. Der Kanadier verdeutlicht es am Beispiel der Skilangläufer
    “Womit dopt ein Langläufer? Ist es EPO, ist es Testosteron oder was auch immer. Danach müssen wir schauen und wann nehmen die Betrüger die Substanzen, um am effektivsten zu dopen. Dann nehmen sie es sechs Wochen vor dem Ereignis, denn während der Spiele wollen sie nicht positiv getestet werden. Also muss man die Doper sechs Wochen vor den Spielen auf EPO oder Testosteron testen, dann hat man die besten Chancen, sie zu erwischen.“
    Bestes Beispiel: Die russischen Biathletinnen wurden während der Vorbereitung auf Olympia positiv getestet.