Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Anti-Doping-Zusammenarbeit
Russland wehrt sich gegen Kollektivverdacht

Das russische Sportministerium will bei der Aufklärung der neuesten Doping-Vorwürfe mit der Welt-Anti-Doping-Agentur kooperieren - hat sich aber erneut gegen eine drohende Bestrafung sauberer Sportler ausgesprochen. Der Kreml zeigt außerdem Unverständnis für die US-Justiz.

Von Markus Sambale | 18.05.2016
    Schild der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA an einer Gebäudewand in Moskau am 10.11.2015.
    Russische Anti-Doping-Agentur RUSADA bleibt weiterhin supendiert. (picture alliance / dpa / MAXIM SHIPENKOV)
    Dass über einen möglichen Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio diskutiert wird, sorgt in Moskau für Unruhe. Sportminister Mutko ließ eine Erklärung verbreiten, dass Russland zur vollen Zusammenarbeit mit der Welt-Anti-Doping-Agentur bereit sei. Gleichzeitig verwahrte er sich gegen eine Kollektivstrafe, also etwa gegen einen Olympia-Ausschluss. Sauberen Athleten, die jahrelang trainiert und alle Regeln eingehalten haben, dürfe die Teilnahme an Wettbewerben nicht verweigert werden, hieß es aus dem Ministerium.
    Im russischen Staatsfernsehen äußerten sich ehemalige Profisportler, die heute Parlamentsabgeordnete sind - wie etwa der Boxer Nikolaj Walujew: "Die Bedingungen, unter denen ein Land komplett aus der Olympia-Bewegung ausgeschlossen werden kann, sind unklar. Meiner Meinung nach gibt es keine Möglichkeit, ein ganzes Land wegen irgendwelcher Erklärungen zu disqualifizieren."
    Und die frühere Eisschnell-Läuferin Swetlana Schurowa wies den Verdacht zurück, im russischen Sport werde systematisch manipuliert: "Es wurde über ein System gesprochen, über staatliche Einmischung. Ich kann nur sagen: ich weiß, dass es das nicht gegeben hat."
    Kritik an den USA
    Untersuchungen wurden nicht nur von der Welt-Anti-Doping-Agentur und vom Internationalen Olympischen Komitee eingeleitet. Nach Medienberichten hat auch die amerikanische Justiz Ermittlungen aufgenommen - was den Sprecher von Russlands Präsident Putin zu Kritik veranlasst: "Es geht wohl um Fälle, wenn unsere Sportler an Wettbewerben in den USA teilgenommen haben. Mit Skepsis und Unverständnis beobachten wir, dass sich amerikanische Gerichte in jüngster Zeit zunehmend auch in anderen Ländern zuständig fühlen."
    Die Diskussion um Doping im russischen Sport hat sich noch einmal verschärft, seit der ehemalige Leiter des Moskauer Doping-Kontroll-Labors vergangene Woche von systematischen Manipulationen gesprochen hat. Er selbst habe diese während der Olympischen Winterspiele in Sotschi vor zwei Jahren mitorganisiert, sagte er, 15 russische Medaillen-Gewinner seien gedopt gewesen. Unabhängige Beweise für den Vorwurf gibt es nicht.