Archiv


"Antiimperialismus mit islamischen und patriotischen Elementen"

Vermummte Gesichter, Köpfe, im Gegenlicht gefilmt - während die Aktionen und Waffen der Aufständischen im Irak nur allzu gut bekannt sind, bleiben sie selbst als Personen meist verschwommen. Noch weniger deutlich sind ihre Ideen. Wofür kämpfen sie; welche Art Land wollen sie der US-Vision vom "neuen Irak " entgegensetzen oder dem System, das die neue irakische Regierung vertritt?

Von Marc Thörner |
    Ein Morgen in Bagdad. Durch eine enge Wohnstraße, zwängt sich eine Kolonne aus zehn Humvees, den Geländefahrzeugen der US-Armee, im ersten und im letzten Wagen spähen MG-Schützen angespannt nach möglichen Angriffszielen aus - reine Routine, meint Sergeant Mike.


    "In diesem Viertel sind unsere Beziehungen zur Bevölkerung sehr gut. Wir fahren hier nur durch, um immer wieder sicherzustellen, dass sich dort keine Feindschaft gegenüber der multinationalen Koalition entwickelt. Sie werden sehen, viele gehen auf uns zu und begrüßen uns. Wir wollen den Leuten das Gefühl vermitteln, dass wir ihnen nichts Böses wollen, sondern dass wir nur hier sind, um unseren Job zu tun."

    Das Erscheinungsbild des waffenstarrenden Konvois spricht eine andere Sprache. Jeder, der hier auf Patrouille geht, weiß, dass der Aufstand sich ausweitet. "Albasrah.net" eine Website des Widerstandes, meldet Anschläge beinahe im Stundentakt.

    "Heute um 14 Uhr ist eine Bombe des Widerstandes an der Autobahn zwischen Bagdad und Barwanah explodiert. Vier US-Soldaten wurden getötet, zwei verletzt."

    "Um 16 Uhr ist nahe der Stadt al Musayibh eine Bombe neben einer Patrouille von vier US-Humvees explodiert."

    "Streitkräfte des Widerstandes haben den lokalen US-Stützpunkt von at-Tarimiyah, nördlich von Bagdad angegriffen. Rauchfahnen zeugen von starken Explosionen im Inneren des Komplexes."

    Wie das Ergebnis solcher Angriffe aussehen kann, lässt sich am Ende der Wohnstraße in Augenschein nehmen. Dort ist eines der sandfarbenen Häuschen in sich zusammengesackt.

    Eine Mörsergranate der Mudschaheddin, so berichten zwei junge Männer, sei bei einem Bekannten eingeschlagen. Der Mann habe jetzt keine Bleibe mehr. Patrouillenführer Staff Sergeant Tim begutachtet die Einschlagstelle.

    Totalschaden, stellt er fest. Das sei schon etwas anderes, als der regelmäßige Beschuss von US-Stützpunkten. Auf den riesigen Kasernenanlagen richteten die Mörser kaum nennenswerten Schaden an, aber hier, in dieser dicht besiedelten Wohngegend? Das Haus könne man wohl nicht mehr retten. Und falls die Granate noch nicht explodiert sei und sich in den Boden gebohrt habe, dann müsse man das ganze Gebäude wohl erst mal abtragen, um an das Projektil zu kommen.

    Selbstmordanschläge, Straßenbomben, Beschuss aus Mörsern oder leichten Waffen - während die Aktionen und die Waffen der Aufständischen nur allzu gut bekannt sind, bleiben die Menschen dahinter schattenhaft, im wahrsten Sinne des Wortes: vermummte Gesichter. Köpfe, im Gegenlicht gefilmt; Gestalten auf verschwommenen Videoaufnahmen. Noch weniger deutlich sind ihre Ideen. Wofür kämpfen sie; welche Art Land wollen sie der US-Vision vom "neuen Irak " entgegensetzen oder dem System, das die neue irakische Regierung vertritt?

    "Ich selber komme von der Arabischen Sozialistischen Partei. Wir stehen dem arabischen Nationalismus nahe, wie er auch von der Baath-Partei verfochten wird. Außerdem glauben wir an die Demokratie. Unser Ziel ist, alle arabischen Länder zu einem gemeinsamen Staat zu vereinen, die irakische Wirtschaft zu fördern und die Lebensqualität der Iraker zu verbessern."

    Auni al Kalamschi, ein ehemaliger Armeeoffizier und innerparteilicher Dissident gegen Saddam Hussein, ist heute einer der Führer der "Irakischen Patriotischen Allianz", eines Zusammenschlusses diverser Widerstandsgruppen, deren Hauptströmungen aus Baathisten und Islamisten bestehen.

    Die Allianz, kurz "IPA ", ist nicht um Anonymität bemüht. Sie verfügt über eine Internetseite, auf der Bilder erfolgreicher Aktionen des Widerstands zu sehen sind: Brennende US-Panzer, im Hinterhalt liegende Aufständische.

    Weiter unten auf der Seite stößt man auf eine Telefonnummer. Eine kurze Kontaktaufnahme reicht, um nach Koog bei Amsterdam eingeladen zu werden, in eine der westeuropäischen Dependancen der "Irakischen Patriotischen Allianz".

    In einer unscheinbaren Privatwohnung finden dort regelmäßig Treffen statt, auf denen die Widerständler neue Aktionen innerhalb und außerhalb Iraks planen - mehrheitlich Herren zwischen 50 und 60 mit graumelierten Schnurrbärten, die, wie Auni al Kalamschi, wie pensionierte Beamte aussehen.

    Worin genau die nächsten Aktionen bestehen werden, das will der Ex-Offizier nicht verraten. Nur so viel stellt er klar: Man stehe in ständigem Kontakt mit den Aktionsgruppen im Irak. Aktionen gegen Unschuldige seien nicht geplant.

    Ausschließlich ausländische Truppen und ihre "Kollaborateure " seien im Zielvisier. Dieser Begriff, so al Kalamschi, umfasse die irakische Polizei, sämtliche Mitarbeiter der gegenwärtigen irakischen Regierung und Abgeordnete der im Parlament vertretenen politischen Parteien. Auch Angestellte in- und ausländischer Firmen, die sich am Aufbau des Irak beteiligen, seien als feindliche Aggressoren zum Abschuss freigegeben. Der Sieg zeichne sich ab.

    "Der irakische Widerstand hat das gesamte Land erfasst, von Nord bis Süd. Natürlich ist er mal in der einen Region stärker und mal in der anderen, das liegt in der Natur der Sache. Wir werden alles tun, um Feuer zu legen, unter jeden einzelnen Zentimeter, auf den die Amerikaner ihre Füße setzen!"

    Nicht nur Baathisten haben sich an jenem Nachmittag zum Kriegsrat versammelt. Den anderen Flügel der Widerstandsgruppe stellen Islamisten. In der "Irakischen Patriotischen Allianz", werden sie von der "Islamisch Kurdischen Armee" vertreten.

    Religiös und säkular Orientierte galten in der arabischen Welt bisher als unversöhnliche Gegner. Von Gamal Abdel Nasser über Hafis al Assad bis zu Saddam Hussein haben arabisch-national orientierte Regime Islamisten stets unnachgiebig verfolgt, gefoltert und umgebracht. Baathisten und Islamisten in einer Einheitsfront - wie passt das zusammen?

    In der holländischen Privatwohnung ist das Bücherregal mit einschlägigen Werken gut gefüllt. Den gemeinsamen Nenner in der "Irakischen Patriotischen Allianz" bilden die Visionen von Michel Aflaq, dem Begründer der Baath-Ideologie.

    Unsere Liebe zum Geist der Nation und ihrem Erbe wird unseren Elan steigern, unseren Vormarsch anspornen und uns Orientierung geben.
    Der Sozialismus ist die ideale soziale Ordnung, die es dem arabischen Volk erlaubt, seine Möglichkeiten zu realisieren und seinen Genius aufblühen zu lassen
    Wenn unser Ausgangspunkt klar ist, getränkt mit dem Geist der Nation, so werden wir nicht anfällig sein für künstliche Ideen oder die Nachahmung anderer.


    Tatsächlich schien Aflaqs Baath-Ideologie in den 50’er Jahren eine mögliche Alternative zu den korrupten spätkolonialen Monarchien der Nachkriegszeit zu sein, die sämtlich am Gängelband Englands oder Frankreichs hingen. Experimente mit Bodenreform, Bildung auch für Frauen, Verstaatlichung des Ölsektors oder anderer von Europa dominierter Industrien, eine kurze wirtschaftliche Blüte die der Verstaatlichung ausländischen Besitzes folgte - dies alles schien erfolgversprechend.

    Dort, wo sie Staatsdoktrin wurde, in Syrien und im Irak, entwickelte sich diese Einheits-Ideologie der Baath-Partei weniger in Richtung Sozialismus und dafür eher in Richtung Tribalismus.

    Ein Volk, eine Religion, ein Führer - für Clanfürsten wie Hafis al Assad und Saddam Hussein war dieses Ideal in erster Linie Mittel, die eigene unumschränkte Macht zu rechtfertigen. Auni al Kalamschi hält das für kein Gegenargument. Der wahre Baathismus, meint er, sei noch niemals ausprobiert worden:

    "Wenn die Baath-Partei das selbstgesteckte Ziel nicht erreichen konnte oder Saddam Hussein ein Diktator war, dann ändert das nichts an daran, dass das Ziel an sich gut ist. Das ist doch ein weltweites Phänomen. Dass beispielsweise einige Führer kommunistischer Parteien hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, ändert doch nichts daran, dass diese Ideologie in der Zukunft Erfolg haben kann."

    Als sich mit den durch Saddam angezettelten Kriegen und den UNO-Sanktionen die Lebensqualität rapide verschlechterte, blieb mangels Reformen vom Ideal der Einheit nur die einheitliche Unterdrückung.

    Um die schwindende Popularität neu zu gewinnen, wandte sich das Saddam-Regime im Laufe der 90’er Jahre dem in der arabischen Welt bewährten Kitt zu.
    Nada al Ruba’i, Sprecherin der IPA:

    "Damals, als der Irak unter den Sanktionen litt, haben die irakische Regierung und die Partei mit der Islamisierung eines Teils der Baath begonnen. Dieser Teil der Baath-Partei ist damit beauftragt worden, das islamische Bewusstsein in der irakischen Bevölkerung zu stärken. Im Parteiprogramm wurden diese Bemühungen als "die islamische Phase " charakterisiert.
    Früher haben wir gedacht, dass unsere Unterschiede unüberbückbar sind. Aber in dieser Phase erkennen wir unsere Gemeinsamkeiten - deshalb funktioniert die Allianz."

    Rund 65 Prozent der Iraker sind Schiiten. Die Stadt Najaf, im Süden des Landes, ist nicht nur ihre heimliche Hauptstadt, sondern eines der Weltzentren der Schia.

    Die heilige Stadt wird von der golden glänzenden Kuppel der Imam Ali Moschee dominiert. Das Straßenbild prägen religiöse Schiiten in Turban und Gewand; viele studieren oder lehren an der Haussa, der weltweit wichtigsten schiitischen Theologiehochschule.

    Mangelndes Interesse an Religion kann man den Einwohnern von Najaf nicht nachsagen. Die islamistisch-baathistischen Konzepte der "Irakischen Patriotischen Allianz" finden in der Hochburg der Schia jedoch wenig Unterstützung.

    Die meisten Wahlberechtigten Najafs hier sind im Januar 2005 dem Aufruf des Großayatollah Sistani gefolgt, und haben sich an der Abstimmung beteiligt, aus der die jetzige Regierung hervorgegangen ist. Auch Sayed Mohammed, ein schiitischer Geistlicher, der gerade auf dem Weg ins Seminar ist, stimmt mit den Ideen des Schiitenführers überein.

    "Alle Gelehrten der Haussa-Hochschule sind gleichberechtigt. Aber mein persönlicher spiritueller Führer ist Großayatollah Sistani, möge Gott ihn uns erhalten.
    Ich wünsche mir, so wie Sistani, eine islamisch geprägte, demokratische Regierung, die alle im Irak vertretenen Bevölkerungsgruppen repräsentiert."

    Scheich Bakr Hamum al Hammudi vom Zentralkomitee des SCIRI ist Präsident der irakischen Verfassungskommission. Unter seiner Ägide entsteht der Entwurf einer Konstitution, die Mitte September fertig gestellt sein soll.
    Sein Credo lautet: Pluralismus. Das multipolare Denken, so unterstreicht er, sei in der schiitischen - und damit in der irakischen - Geisteshaltung angelegt.

    "Das künftige irakische System sollte auf die Idee der Vielfalt aufgebaut sein.
    Ein wesentlicher Punkt wird die Idee der Gewaltenteilung sein. Der Souverän wäre das irakische Volk. Der Islam sollte den Rang einer Staatsreligion erhalten.
    Wir nehmen uns also nicht das türkische Modell zum Vorbild, sondern eher das von Pakistan. Auch die pakistanische Verfassung erwähnt ja den Islam als Staatsreligion. Praktisch bedeutet dies, dass die Prinzipien des Islam vor allen wichtigen Entscheidungen in Rechnung gestellt werden müssen, so wie das in anderen islamischen und arabischen Ländern der Fall ist."

    Bei den Wahlen am 30. Januar 2005 hat eine breite Mehrheit der Wahlberechtigten sich für das föderal-parlamentarische Modell der Vereinigten Schiitenliste "UIA" ausgesprochen.

    Aus Sicht des Widerstandes gibt das der Regierung keine Legitimation. Die in der "Irakischen Patriotischen Allianz" organisierten Aktivisten lassen wenig Zweifel daran, wie mit Geistlichen vom Schlage Sistanis und mit der schiitischen Partei am besten zu verfahren sei.

    Auni al Kalamschi:
    "Niemand kann sich schützen, egal ob er ein Geistlicher ist, ob er reich ist, ob er arm ist. Jeder, der mit den Besatzern zusammenarbeitet, ist für uns ein..."


    - Einwurf von Nada al Ruba’i: "legitimes Ziel."

    "Nicht nur wir, die meisten Iraker sehen die augenblickliche Regierung als Verräter, als …"

    - Einwurf von Nada al Rub’ai: "Kollaborateure"

    "… als Kollaborateure an. Sie kooperieren mit den Besatzern."

    Doch was genau setzt eine Widerstandsorganisation wie die "IPA" dem von Scheich Hammudi favorisierten Pluralismus entgegen?

    "Antiimperialismus mit islamischen und patriotischen Elementen", so lautet der Gegenentwurf, der sich in einem Thesenpapier der "Irakischen Patriotischen Allianz" findet. Geistig, so ließe sich die dahinterstehende Botschaft zusammenfassen, sollten die Araber sich auf ihre Blütezeit besinnen, auf die Geschlossenheit und Einheit, die sie in der Urgemeinde stark gemacht hat.

    Diese Besinnung auf die Kraftquellen der arabo-islamischen Kultur schließe den technischen Fortschritt nicht aus, im Gegenteil, meint Nada al Ruba’i:

    "Ich habe Biopharmazie studiert und ich erzähle immer gern ein Beispiel aus diesem Bereich. Wussten Sie, dass auch unter den Mikroben Selbstmordattentate verbreitet sind? Wenn bestimmte Bakteriengruppen von einem Feind angegriffen werden, bereiten sich einige von ihnen auf einen Selbstmordangriff vor. Sie bewegen sich auf den Feind zu und versprühen ein Gift, das sie selber tötet. Aber gleichzeitig töten sie den Feind! Und das sind bloß winzig kleine Bakterien, ohne Kultur, ohne Religion. Nur Zellen, denen ihre DNA aufträgt, was sie tun sollen. Und jetzt stellen Sie sich eine ganze Nation vor, mit einer 7000-jährigen Geschichte. Mit einer sehr stark ausgeprägten arabischen, islamischen Kultur. Wenn Sie das kleine Beispiel mit den Bakterien verstehen, dann verstehen Sie auch, weshalb Menschen bereit sind, zu warten bis sie an der Reihe sind, um im Kampf gegen die Besatzung zu sterben."

    Der Mix aus nationalistischen und islamistischen Elementen spricht einen Trend an, der sich, dank der neuen Satellitenmedien, in der arabischen Welt immer mehr durchsetzt und der sich als Arabo-Islamismus beschreiben ließe. Arabische Gesellschaften, lautet die Grundannahme, seien idealistisch und gottverbunden. Deshalb seien sie der materialistischen Gesellschaft des Westens auf lange Sicht weit überlegen. Das Selbstwertgefühl, das sich mit dieser Anschauung verbindet, ist besonders für viele enttäuschte und marginalisierte Jugendliche attraktiv.

    Aus ihnen rekrutiert sich das Fußvolk des Widerstandes. Die Drahtzieher und Organisatoren haben einen anderen Hintergrund, wie Nada al Ruba’i erklärt:

    "Der Kern des Widerstandes besteht aus Elementen der alten irakischen Armee und der Baath-Partei. Dieser Kern ist absolut geschlossen. Keiner wird dort aufgenommen und keiner verlässt ihn. Niemand, weder Iraker noch Amerikaner können ihn zerstören. Aus der Nähe betrachtet, ist er aufgebaut wie die olympischen Ringe, bei denen mehrere Kreise einander überlappen und dadurch in Verbindung stehen. Jeder Kreis setzt sich aus etwa sieben Leuten zusammen, ist von den anderen unabhängig, kann aber mit ihnen kooperieren.

    Von dem so aufgebauten Kern des Widerstandes gehen parallele Linien aus. Jede davon stellt eine Gruppe dar, etwa die islamischen Gruppen wie Ansar al Sunna, Ansar al Islam und so weiter. Auch sie können bei Bedarf kommunizieren, arbeiten aber normalerweise nebeneinander, ohne direkte Verbindung. Worauf es ankommt ist, dass wir dasselbe Ziel verfolgen."

    Wie einst die europäischen Kolonialsoldaten, bewegen sich heute die US-Militärs durch das Gewirr der Gassen - einen Vergleich, den sich die GI’s sicher verbitten würden. Anders, als ihre britischen oder französischen Vorgänger, sind viele von ihnen nicht nur überzeugt, ihrem Imperium ein neues Territorium zu sichern. Sie glauben auch, dass sie das Gute auf der Welt verbreiten helfen. Staff Sergeant Tim, der die Patrouille führt, ist ganz entschieden dieser Meinung.


    "Wenn die Menschen sich gegenseitig nicht kennen, dann baut sich leicht unnötige Furcht auf und aus Furcht entstehen Aggressionen. Alle Soldaten sollten, dort wo sie eingesetzt sind, zuerst Bekanntschaft mit den Kindern schließen. Unser Job hier ist es, den Kindern eine positive Botschaft zu vermitteln. Die Kinder sind die Zukunft dieses Landes. Sie sind alle kleine Engel, sie tun nichts Böses, sie haben keine Schuld."

    Das Gute kann ein ziemlich relativer Begriff sein. Wenn Nada al Ruba an gute Kinder denkt, gehen ihr andere Bilder im Kopf herum:

    "Einer unserer Freunde saß bei Bekannten zu Hause, man sprach über den irakischen Widerstand: wie wichtig er sei, für den Irak und für die ganze Welt. Und eines der Kinder, die zuhörten, ein elfjähriger Junge fing plötzlich an zu lachen. Der Junge gehörte nämlich selbst zum Widerstand, zu einer kleinen Gruppe, die sich in der Stadt gebildet hatte. Ihre Aufgabe war, auf einen Knopf zu drücken und eine Bombe auszulösen, sobald Amerikaner vorbeikamen. Die Großen redeten über den Widerstand und der Junge leistete ihn Tag für Tag, vor Ort. Aber zwei Tage später wurde der Junge getötet, bei dem Versuch, am Straßenrand eine Bombe zu legen. Er tat das unsachgemäß und die Bombe ging mit ihm zusammen hoch. Das ist großartig: Ein kleiner Junge! Andere Kinder in seinem Alter interessieren sich für Schokolade und Coca Cola. Aber dieser kleine Junge hat sich dafür entschieden, die Besatzer zu bekämpfen."