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Antinori und die Klonbabys

Genetik. - Anfang Januar soll der erste geklonte Mensch zur Welt kommen - das kündigte der umstrittene italienische Arzt Severino Antinori am Dienstag Abend in Rom an. Antinori hat sich zum Ziel gesetzt, kinderlosen Paaren doch noch zu Nachwuchs zu verhelfen. Dabei setzt er die Methode ein, mit der auch das Klonschaf Dolly gezeugt wurde. Unter Genforschern ist Antinoris Ankündigung nicht nur moralisch umstritten, auch wissenschaftlich halten viele den italienischen Frauenarzt für einen Scharlatan.

    In der Wissenschaftswelt wird Antinoris Ankündigung nicht ernst genommen. Bei deutschen und italienischen Reproduktionsmedizinern hält man nichts mehr von Antinori, weil er seine vollmundigen Behauptungen bislang noch nie belegen konnte. Laborergebnisse von Antinori gibt es keine. Professor Rudolf Jaenisch, Klonexperte vom Whitehead Institut am MIT in Boston, hat eine eindeutige Meinung: "Ich habe Antinori getroffen und andere von dieser Sorte: Ich habe große Probleme mit diesen Leuten. Das sind rücksichtslose Leute, die meiner Ansicht nach überhaupt nicht wissen, was sie machen, die wissenschaftlichen Grundlagen nicht verstehen oder bewusst die Öffentlichkeit irreführen."

    Unter einem flüchtigen Blick mag Antinoris Ankündigung plausibel klingen. Schließlich hat die Methode auch bei Klonschaf Dolly funktioniert. Allerdings haben renommierte Wissenschaftler bereits versucht, Affen auf diese Art zu klonen, und sie brauchten dafür sehr viele Versuche. Antinori will nun bei nur 30 Eizellen drei Mal erfolgreich gewesen sein. Drei Frauen sollen angeblich mit geklonten Babys schwanger sein. Das wiederum glauben viele Forscher nicht. Er müsste ein völlig neues Verfahren entwickelt haben, um eine so hohe Erfolgsquote zu erzielen. Da aber niemand, der in der Reproduktionsmedizin Rang und Namen hat, mit Antinori zusammen arbeitet, ist fraglich, ob er das nötige Fachwissen dafür hat. Zudem halten es Wissenschaftler wie Rudolf Jaenisch auch für verantwortungslos, zumindest mit dem jetzigen Wissensstand einen Klonversuch beim Menschen zu unternehmen: "Wenn es gelingt, ein geklontes Baby zur Welt zu bringen, dann wird es nicht normal sein." Bei seinen eigenen Versuchen an Mäusen fand Jaenisch praktisch keine Maus, die nicht irgendwelche Schäden hatte.

    [Quelle: Michael Lange]