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Antisemitismus im Netz
"Die Muster kehren in den Mainstream zurück"

Im Kampf gegen Antisemitismus im Netz plädiert die Publizistin Ingrid Brodnig dafür, Rechtsextremismus stärker durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Zudem müsse man den Antisemitismus ernster nehmen, sagte sie im Dlf. Dieser sei nicht nur ein Phänomen der Nische.

Ingrid Brodnig im Gespräch mit Brigitte Baetz |
Die österreichische Autorin und Journalistin Ingrid Brodnig während einer Diskussionsrunde zum Thema "Fakenews" im Rahmen der 24. Österreichischen Medientage in Wien
Die Autorin und Journalistin Ingrid Brodnig hält es für "kompletten Unsinn", die Gamerszene für den rechtsextremistischen Terror in Halle verantwortlich zu machen (picture alliance / APA / Georg Hochmuth )
Der Anschlag von Halle in der letzten Woche hat das Problem des Antisemitismus in Deutschland wieder auf die Tagesordnung geholt. Vor allem im Netz werde dieser sehr stark sichtbar, sagte Ingrid Brodnig in @mediasres. Die Österreicherin ist Publizistin und Autorin mehrerer Bücher über die Kommunikationsprobleme des Internets.
Blumen und Kerzen mit der Aufschrift Shalom vor der Synagoge in Halle.
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Antisemitismus in der Nische - aber auch im Mainstream
Dabei sei der Antisemitismus nicht nur ein Phänomen der Nische, auch "abseits der dunkelsten Orte des Web" kämen Nutzer häufig mit antisemitischen Mustern in Kontakt. Diese würden vor allem in den Kommentarspalten der großen Medien oder in sozialen Medien sichtbar werden: "Die Muster kehren in den Mainstream zurück", so Brodnig.
Daneben gebe es kleine Communities, bei denen ein enormes Radikalisierungspotenzial herrsche. Dazu gehörten beispielsweise Foren wie 4Chan, in denen der Täter aus Halle aktiv gewesen sei.
Eine Frau schreibt auf der Tastatur eines Computers.
4Chan & Co.: Online-Foren der neuen Rechten
Traditionelle rechte US-Medien spielten bei der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten eine wichtige Rolle. Aber auch obskure Online-Foren und vermeintlich unpolitische Blogger- und Gamer-Communities haben ihren Anteil am sogenannten Alt-Right-Phänomen.
Antisemiten würden hier sehr geschickt vorgehen, erläuterte Brodnig: Mit Humor oder Elementen der Jugendkulturen würden sie versuchen, auf eine niedrigschwellige Weise, junge Männer auf ihre Seite zu bringen.
"Kompletter Unsinn", Gamerszene verantwortlich zu machen
Beispielsweise nutzten Rechtsextreme eine Videospielästhetik, "um cool zu wirken", so Brodnig: "Man muss davon ausgehen, dass Rekrutierung in diesem Bereich stattfindet, dass Rechtsextremisten dorthin gehen, wo junge Männer sind. Ein winziger kleiner Teil dieser jungen Männer ist dann vielleicht erreichbar für solche Rhetorik."
Es sei aber "kompletter Unsinn", die Gamerszene für Attentate wie das in Halle verantwortlich zu machen, da der allergrößte Teil der Szene unbedenklich sei.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit einem Vertreter der jüdischen Gemeinde.
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Vielmehr sei der Rechtsextremismus viel zu lange ausgeblendet worden. Dieser müsse vor allem vom Verfassungsschutz stärker beobachtet werden, meint Brodnig. Zudem sei es wichtig, den Antisemitismus ernster zu nehmen - "das würde, glaube ich, in manchen Fällen schon helfen, dass manch ein Material nicht so extrem sichtbar ist".
Auf einer Computertastatur steht auf einer Taste das Wort "Hass"
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