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APOEL im Ausnahmezustand

Noch im Rennen um die Krone im europäischen Klubfußball ist eine Mannschaft, die vor der Saison wohl kein Experte auf der Rechnung hatte: APOEL Nikosia. Für die Fans des kleinen Hauptstadtklubs ist das Champions League-Viertelfinale gegen Real Madrid ein Jahrhundert-Spiel.

Von Simon Riesche |
    Schon heute drücken viele Autofahrer in Nikosia auf die Hupe, wenn sie am Stadion von APOEL vorbeifahren. Das soll Glück bringen für das Spiel gegen Real Madrid – vor allem aber zeigt es, wie groß die Vorfreude ist.
    "Das werden morgen die schönsten Momente unseres Fan Lebens, sagt APOEL-Anhänger Michael Antoniades, der seinen Verein seit 40 Jahren begleitet. Jetzt zähle man zu den besten acht Teams Europas – was für eine Sensation."

    13 Millionen Euro umfasst der vergleichsweise winzige Etat von APOEL Nikosia. 13 Millionen - das ist in etwa so viel wie allein Reals Superstar Cristiano Ronaldo im Jahr verdient. Und doch versprüht APOELs serbischer Trainer Ivan Jovanovic jede Menge Optimismus. Auf die Frage eines Journalisten, was er sich denn für die Spiele gegen Madrid wünsche, antwortet er in der Pressekonferenz mit einem Lächeln:
    "Ich möchte Real schlagen und in die nächste Runde einziehen."

    Auf dem Rasen setzt APOEL auf eine Multikulti-Mannschaft. Im Gegensatz dazu gelten die Fans des Vereins als stramm nationalistisch. Als türkische Truppen 1974 den Norden Zyperns besetzten, schlossen sich viele APOEL-Anhänger dem Wiederstand an. 1986 bekam der Verein im Europapokal Besiktas Istanbul zugelost, die Zyprer weigerten sich, gegen die Türken anzutreten. APOEL wurde von der UEFA deswegen für zwei Jahre gesperrt.
    Politik und Fußball gehören auf Zypern zusammen. APOEL ist der Verein für die Rechten, Lokalrivale Omonia Nikosia der für die Linken. Viele Omonia-Anhänger drücken daher morgen auch Real Madrid die Daumen.

    Ihm gehe es aber nur um den Sport, sagt APOEL-Fan Michael Antoniades. Trotz aller Zuversicht glaubt er nicht an ein Weiterkommen seiner Mannschaft.

    "Für uns war es schon schwer, überhaupt so weit zu kommen, sagt er, So einen Erfolg werden wir vielleicht nie wieder erleben. Daher sollten wir jetzt jeden Augenblick genießen."

    Und das tun sie. Das kleine Nikosia hupt sich warm für den Showdown gegen das große Real Madrid.