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Gesundheitspolitik
Apotheker erwarten Kostensteigerungen durch Streichung von Homöopathie als Kassenleistung

Die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplante Streichung von Homöopathie als Kassenleistung wird nach Einschätzung des Apothekerverbands Nordrhein zu Kostensteigerungen führen.

    Weiße Globuli rollen aus einer Verpackung auf einen Tisch, auf dem zwei Minze-Blätter liegen.
    Homöopathische "Globuli". (imago / Christian Ohde)
    Die Summen, die derzeit für homöopathische Mittel aufgewendet würden, seien noch sehr gering, sagte der Vorstandsvorsitzenden Preis der "Rheinischen Post". Eine Abschaffung dürfte aber dazu führen, dass alternative Therapien mit sehr viel teureren Arzneimitteln umgesetzt würden. Zudem würden wirtschaftlich schwächer gestellte Menschen benachteiligt, da sie sich die homöopathische Behandlung nicht mehr leisten könnten. Das geplante Bezahlverbot ändere auch nichts am Status homöopathischer Produkte als apothekenpflichtig. Globuli etwa dürften weiterhin nur dort verkauft werden.

    Lauterbach: Einsparungen von bis 50 Millionen Euro

    Lauterbach hatte gestern eine gesetzliche Regelung angekündigt, um Homöopathie als Kassenleistung zu streichen, und auf mögliche Einsparungen der Krankenkassen von jährlich bis zu 50 Millionen Euro verwiesen. Im Online-Dienst X begründete Lauterbach den Schritt damit, dass die Grundlage der Politik die wissenschaftliche Evidenz sein müsse. "Auch den Klimawandel können wir nicht mit Wünschelruten bekämpfen", schrieb der SPD-Politiker. Die Union kritisierte, der Minister verliere sich in Details, statt die Finanzen der Kassen grundlegend zu stabilisieren. Auch die Grünen übten Kritik.

    Wirksamkeit nicht belegt

    Bislang konnte keine wissenschaftliche Studie eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel belegen. Wenn Kranke ihre Heilung diesen zuschreiben, wird dies durch einen Placebo-Effekt, eine ohnehin stattfindende Spontanheilung oder andere Gründe erklärt.
    Der Hersteller von homöopathischen Mitteln, DHU, argumentiert hingegen mit einer guten Verträglichkeit und der guten Kombinierbarkeit mit schulmedizinischen Arzneimitteln. Zudem eigneten sich homöopathische Mittel bei Alltagsbeschwerden auch für die Selbstmedikation. DHU warnt aber auch, dass die Homöopathie ihre Grenzen habe und beispielsweise keine notwendigen Operationen ersetzen könne.

    Krankenkassen entscheiden bislang selbst

    Dem GKV-Spitzenverband zufolge haben die Krankenkassen im Jahr 2021 für homöopathische und anthroposophische Arzneimittel rund 22 Millionen Euro ausgegeben. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Die Gesamtausgaben der Krankenkassen lagen 2023 schätzungsweise bei knapp 300 Milliarden Euro. Die Krankenkassen entscheiden selbst, ob sie homöopathische Behandlungen bezahlen. Von den 94 Kassen übernimmt nach Angaben des GKV-Spitzenverbands der Großteil die Kosten in unterschiedlicher Höhe. Teilweise zahlen die Kassen die Therapie, teilweise die homöopathischen oder anthroposophischen Arzneimittel ganz oder anteilig bis zu unterschiedlichen Obergrenzen. Grundlage der Kostenübernahme seien Sondervorschriften mit geringeren Anforderungen an den Nachweis der Wirksamkeit bei besonderen Therapierichtungen. Künftig sollen jedoch Zusatzversicherungen bei den Krankenkassen möglich sein, kündigte Lauterbach an.
    Diese Nachricht wurde am 12.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.