Montag, 06. Mai 2024

Fehlende Medikamente
Apotheker rechnen erneut mit Lieferengpässen ab Herbst

Der Apothekerverband Nordrhein rechnet erneut mit Lieferengpässen ab dem Herbst.

09.08.2023
    Nahaufnahme: Hand in blauem Hygienehandschuh hält Tabletten, die aus einem kleinen Glasbehälter geschüttet wurden.
    Der Apothekerverband Nordrhein rechnet erneut mit Lieferengpässen (imago images / Addictive Stock / Cien X Cien Studio)
    Zur Zeit sei auf der Südhalbkugel Winter und dort grassiere eine ungewöhnlich heftige Infektionswelle, von der besonders Kinder betroffen seien, sagte Verbandschef Preis der "Rheinischen Post". Meistens wiederhole sich die Entwicklung später in der nördlichen Hemisphäre. Schon jetzt seien zahlreiche Antibiotika für Kinder in Deutschland nicht zu bekommen. Die derzeitige Situation sei schon so schwierig, dass man antibiotische Säfte, die eigentlich für die USA oder Polen vorgesehen seien, an hiesige Kinder abgeben müsse.
    Seit Langem wird vor Lieferengpässen in Europa gewarnt. Experten sehen als Hauptgrund die Verlagerung von Produktionsstätten auf andere Kontinente, wo die Medikamente billiger hergestellt werden können. Sie drängen langfristig auf Rückverlagerungen.
    Die Novartis-Tochter Sandoz ist einer der wenigen Pharmaunternehmen, die noch in Europa produzieren. Die Schweizer bauen derzeit ein Werk im österreichischen Kundl aus. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, soll die Anlage im vierten Quartal dieses Jahres in Betrieb gehen. Vergangene Woche stimmte die Europäische Kommission einer staatlichen Beihilfe in Höhe von 50 Millionen Euro zu. Das entspricht etwa einem Viertel der Investitionssumme.

    "Ein neuer Produktionsstandort lässt sich nicht mal eben in zwei Jahren hinstellen"

    So ein Standort wie in Kundl lasse sich nicht mal eben in zwei Jahren hinstellen, sagte Sandoz-Manager Hannes Woerner der SZ. Es dauere Jahre, um ihn aufzubauen und eine Auslastung zu erreichen wie sie aktuell gegeben sei. Die Margen seien derzeit zu gering, um auf der grünen Wiese ein neues Werk aufzubauen, die Erstattungen durch die Krankenkassen in Deutschland zu niedrig.
    Im vergangenen Monat ist ein Gesetz erlassen worden, mit dem Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) Engpässe bei wichtigen Medikamenten verhindern oder zumindest abmildern will: Für wichtige Arzneien müssen die Hersteller einen Halbjahres-Vorrat anlegen, für Kindermedikamente gibt es keine Rabattverträge mehr und Apotheken wird bei nicht verfügbaren Präparaten ein Ausweichen auf wirkstoffgleiche Mittel erleichtert.
    Diese Nachricht wurde am 08.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.