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App für Kunstmessen
Smartifizierter Kunstkonsum

Mit der "Art Düsseldorf" als Plattform stellt die New Yorker Software-Schmiede PRNCPL eine App vor, die Aussteller und Kunden verbinden möchte. Eine elegante und zeitgemäße Lösung für den Kunstkauf 2017?

Von Peter Backof | 20.11.2017
    Eine Frau macht mit ihrem Smartphone ein Foto von einem Kunstobjekt
    Bald eine Selbstverständlichkeit? Die "ART-DUS"-App bietet den Katalog der Messe als Anwendung für das Smartphone an (imago stock&people/Florian Gaertner)
    "Was mache ich gerade? Ich scanne ein Kunstwerk, das mir gefällt. Ich muss nur das Handy darauf ausrichten."
    Mit Moenen Erbuer auf der "Art Düsseldorf". Der New Yorker Software-Entwickler mit dem belgischen Namen zückt zwar sein Handy, aber nicht, um ein Foto zu machen.
    "Das kennt man ja: verwackelte Fotos, schlecht ausgeleuchtet, falscher Bildausschnitt, unscharf. Zuhause ist man dann enttäuscht: Das ist nicht, was ich gesehen habe! Mit der 'Art Düsseldorf App' bekommen Sie ein hochwertiges Foto, das ein Werk bestmöglich repräsentiert."
    "ART DUS" - eine Abkürzung wie bei den Initialen von Flughäfen - ist im Kern ein vollständiger Katalog zur Düsseldorfer Messe. Vorab wurden Bilder und Informationen zu jedem der rund 2.000 Werke zu einer Datenbank zusammengetragen. Und wenn man nun entlang der Kojen durch die Messe schlendert, synchronisiert man sich mit dieser Enzyklopädie.
    "Cawing Crows" ein Gemälde von Ben Sledsens, hängt da zum Beispiel: von 2017, 1,20 mal einen Meter groß, Öl, Acryl, Leinwand; und zeigt zwei Krähen, vor rosa Wolken, beim Liebesspiel, wegen der rosa Wolken ... - wobei da auch abgesägte Äste im Bild sind, als so ein Vergänglichkeitssymbol, auf dem die zwei Krähen sitzen.
    "Oder sie haben einfach eine gute Zeit. Die Bedeutungen sind ja unüberschaubar und um die Interpretation geht es nicht bei unserer App, sondern darum: Wie bekomme ich das Werk optimal in mein Handy? Und wie können wir Galeristen und Sammler am besten vernetzen? Wenn Sie so wollen, smartifizieren wir den Kunstverkauf."
    Der Smart-Guide für die Messe
    Das sieht auch elegant aus, wenn man so sein allwissendes Handy als Guide mit sich führt und nicht mühsam das Schildchen mit den Werkdaten als Erinnerungsstütze abfotografieren muss.
    "Als Prototyp entwickelt speziell für die Messe hier, ist das natürlich auch in anderen Kontexten eine Bereicherung: für Museen zum Beispiel, als smarter Guide."
    Online sein muss man dafür nicht. Man lädt sich die 100 Megabyte des Katalogs eingangs down und ist dann bestückt. Und auch andere smarte Features wie das Online-Kommentieren und -Empfehlen klammert Moenen Erbuer bewusst aus:
    "Kunsthandel, das ist ja immer noch eine sehr persönliche, vertrauliche Sache. 'Ich komme jetzt auf Empfehlung eines Online-Buddys hier in Ihre Koje' oder 'Ich muss es euch allen empfehlen, dieses Werk ist ja soooo toll!', derlei Kommentare sind einfach redundant und unpassend; so tickt der Kunstmarkt nicht."
    Was bringt die "ART DUS"-App also? Man scrollt sich damit durch eine visuell sehr ansprechende Bilddatenbank und bekommt Künstlerbiografien und Infos über Galeristen gut aufbereitet geboten. Das ist also eine Ergänzung beim Besuch einer Messe. Man kann ohne. Andererseits wird es angesichts der allgemein voranschreitenden "Smartifizierung" und digitalen Anreicherung wohl auch zur Selbstverständlichkeit, solche Helferlein to go an der Hand zu haben.