Die deutschen Zuschauer sollen sie nun nutzen, mit ihr in Interaktion treten. Shilpa kann unter anderem klassische indische Lieder schmettern: Als zuschauerfreundlicher Gesangsroboter bietet sie dem Publikum mit gefrorenem Dauerlächeln und Augenklimpern an, die Eigenschaften ihrer Stimme zu bestimmen, zum Beispiel in Tonhöhe und Anmut:
Mit einschmeichelnder Stimme erteilt sie dem Publikum eine Lektion in Doppelmoral:
Wer sich hierzulande über Vergewaltigungen in Indien empört, rufe sich nicht die 8000 Fälle ins Bewusstsein, die jedes Jahr in Deutschland angezeigt werden. Eine von acht deutschen Frauen erfahre in ihrem Leben sexuelle Gewalt.
Dass über die Hälfte der Täter Familienmitglieder, Partner oder enge Freunde seien, brächten deutsche nicht mit ihrer Kultur in Verbindung, so Pallavi. Ihr Anblick aber sei für das deutsche Publikum im Prinzip austauschbar mit Vergewaltigungsopfern in Indien oder den gesichtslosen indischen Textilarbeiterinnen. Die Regisseurin Sophia Stepf und die Performerin M.D. Pallavi sehen sich sowohl in Bangalore als auch in Berlin mit sexistischen Frauenbildern konfrontiert. Pallavi bringt ihre eigenen Erfahrungen in die Performance unter dem Titel: "Shilpa – the Indian Singer App" mit ein:
"Ich war erst 16 als ich anfing, professionell zu singen. Für Filmmusiken lieh ich Anderen meine Stimme. Einmal sollte ich ein billiges vulgäres Lied singen mit den Textzeilen 'Steck‘ dein Rohr in meine tiefe Quelle, steck dein langes langes Rohr in meine tiefe tiefe Quelle.' Ich war sehr jung und unschuldig, naiv dazu und habe fast geweint, weil ich dieses Lied nicht singen wollte."
Es gehört zu den klugen Schachzügen der Aufführung, dass M.D. Pallavi so ungestüm wie präzise in die Rollen unabhängiger aber auch abhängiger Frauen und deren machtbesessene Gegenüber schlüpfen kann. Sie spielt einen Bollywood-Mogul und befiehlt einer imaginäre Jungschauspielerin eine grotesk anmutende Vergewaltigungsszene zu spielen, als Schauspielerin fordert sie anschließend verzweifelt ihr Honorar ein. Ihre eigene Stimme traktiert sie aus dem Off mit Fragen: Ob es in Ordnung sei für ihren Mann, dass sie so viel, noch dazu unter Männern arbeite oder warum sie so spät nach Hause komme.
Das Wesen Shilpa zeigt die Lebenslagen ganz verschiedener Frauen mit ihren Wünschen, ihren vom Patriarchat vorherbestimmten Lebenswegen und ihrem unbedingten Durchsetzungswillen, auch in der Unterhaltungsindustrie. Die Geschichte von Shilpa ist eine der Selbstbefreiung, wie sie sich in vielen globalisierten Metropolen der Welt ereignen könnte – ob auf der Bühne, im Film oder im Leben. Die Aufführung wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet, und das auf eine durchdacht unterhaltsame Weise.
Mit einschmeichelnder Stimme erteilt sie dem Publikum eine Lektion in Doppelmoral:
Wer sich hierzulande über Vergewaltigungen in Indien empört, rufe sich nicht die 8000 Fälle ins Bewusstsein, die jedes Jahr in Deutschland angezeigt werden. Eine von acht deutschen Frauen erfahre in ihrem Leben sexuelle Gewalt.
Dass über die Hälfte der Täter Familienmitglieder, Partner oder enge Freunde seien, brächten deutsche nicht mit ihrer Kultur in Verbindung, so Pallavi. Ihr Anblick aber sei für das deutsche Publikum im Prinzip austauschbar mit Vergewaltigungsopfern in Indien oder den gesichtslosen indischen Textilarbeiterinnen. Die Regisseurin Sophia Stepf und die Performerin M.D. Pallavi sehen sich sowohl in Bangalore als auch in Berlin mit sexistischen Frauenbildern konfrontiert. Pallavi bringt ihre eigenen Erfahrungen in die Performance unter dem Titel: "Shilpa – the Indian Singer App" mit ein:
"Ich war erst 16 als ich anfing, professionell zu singen. Für Filmmusiken lieh ich Anderen meine Stimme. Einmal sollte ich ein billiges vulgäres Lied singen mit den Textzeilen 'Steck‘ dein Rohr in meine tiefe Quelle, steck dein langes langes Rohr in meine tiefe tiefe Quelle.' Ich war sehr jung und unschuldig, naiv dazu und habe fast geweint, weil ich dieses Lied nicht singen wollte."
Es gehört zu den klugen Schachzügen der Aufführung, dass M.D. Pallavi so ungestüm wie präzise in die Rollen unabhängiger aber auch abhängiger Frauen und deren machtbesessene Gegenüber schlüpfen kann. Sie spielt einen Bollywood-Mogul und befiehlt einer imaginäre Jungschauspielerin eine grotesk anmutende Vergewaltigungsszene zu spielen, als Schauspielerin fordert sie anschließend verzweifelt ihr Honorar ein. Ihre eigene Stimme traktiert sie aus dem Off mit Fragen: Ob es in Ordnung sei für ihren Mann, dass sie so viel, noch dazu unter Männern arbeite oder warum sie so spät nach Hause komme.
Das Wesen Shilpa zeigt die Lebenslagen ganz verschiedener Frauen mit ihren Wünschen, ihren vom Patriarchat vorherbestimmten Lebenswegen und ihrem unbedingten Durchsetzungswillen, auch in der Unterhaltungsindustrie. Die Geschichte von Shilpa ist eine der Selbstbefreiung, wie sie sich in vielen globalisierten Metropolen der Welt ereignen könnte – ob auf der Bühne, im Film oder im Leben. Die Aufführung wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet, und das auf eine durchdacht unterhaltsame Weise.