Arndt Reuning: Herr Professor Leitzmann, können Sie sich den plötzlichen Appetit der Chinesen auf Milchprodukte erklären?
Claus Leitzmann: Ja, durchaus, die Chinesen haben mit ihrem Geld die Möglichkeit, teurere Produkte zu kaufen, und dazu zählen auch Milchprodukte. Sie vertragen diese Produkte in der Regel in kleineren Mengen recht gut, weil diese Laktoseintoleranz, die Sie ansprechen, nicht 100 Prozent ist. Sie ist auf etwa fünf bis zehn Prozent reduziert, so dass kleinere Mengen ohnehin ertragen werden.
Reuning: Wie sieht das denn aus mit den unterschiedlichen Produkten wie Joghurt, Quark, Butter?
Leitzmann: Das ist ein wichtiger Unterschied, denn die fermentierten Produkte wie Joghurt und mancher Hartkäse sind weniger laktosehaltig und mit dem Joghurt wird zum Beispiel auch die Fähigkeit, Laktose abzubauen mit den darin enthaltenen Bakterien, gleich mitgeliefert. Dadurch erklärt sich auch die Verträglichkeit dieser Produkte.
Reuning: Wie kommt es denn überhaupt zu diesem Unterschied, wie Menschen auf der ganzen Welt auf diesen Milchzucker reagieren?
Leitzmann: Wir als Kaukasier, als Nordeuropäer sind eher die Ausnahme, die von einer Mutation, die vor etwa 10.000 Jahren eingetreten ist, profitieren. Alle anderen Völker reduzieren ihre Laktaseaktivität auf etwa fünf bis zehn Prozent.
Reuning: Das Ganze ist also auch genetisch festgelegt?
Leitzmann: Ja, es ist genetisch festgelegt und man kann, wenn man den Milchkonsum nach dem Stillen beibehält, diese Fähigkeit auch etwas fördern, aber es wird nie den gleichen Umfang annehmen wie es bei uns möglich ist.
Reuning: Wie kann man sich denn dann erklären, dass dieses genetische Programm gestartet wurde? Was war denn in der Evolution der Auslöser?
Leitzmann: Der Auslöser waren ja unsere Veranlagungen und die eine Erklärung, die ja auch relativ logisch ist, dass eine Mutation, Milch auch im Erwachsenenalter zu vertragen, mit einem Überlebensvorteil zusammenhängt, der durch die Viehhaltung und dadurch durch den Milchkonsum bedingt wurde.
Reuning: Um noch einmal auf China zurückzukommen, kann sich denn diese Verträglichkeit im Lauf eines Menschenleben auch ändern?
Leitzmann: Wie gesagt, es ist ja genetisch festgelegt, aber es gibt eine gewisse Gewöhnung: Menschen, die fortwährend Milch und Milchprodukte verzehren, vertragen es mit der Zeit auch etwas besser, aber nie so gut wie wir, da wir diese volle Aktivität beibehalten. Aber die Mengen, die verzehrt werden müssen, um eine Laktoseintoleranz zu [gewärtigen], sind ja auch sehr individuell unterschiedlich. Kleinere Mengen werden von vielen Asiaten und von Afrikanern ganz gut vertragen, aber eben größere Mengen nicht.
Reuning: China ist ja nur ein Land in Asien, gibt es denn schon Erfahrungen mit anderen Ländern, wo schon seit längerem vielleicht Milchprodukte konsumiert werden, etwa Südkorea oder Japan?
Leitzmann: Das sind sehr gute Beispiele für Länder, die diesen Reichtum, der eine gewisse Voraussetzung für den Milchkonsum war, bereits hinter sich haben. Und dort sind Milchprodukte relativ häufiger als in China, sicher nicht so häufig wie bei uns, weil die genetische Veranlagung der Laktoseintoleranz dort natürlich auch vorhanden ist.
Claus Leitzmann: Ja, durchaus, die Chinesen haben mit ihrem Geld die Möglichkeit, teurere Produkte zu kaufen, und dazu zählen auch Milchprodukte. Sie vertragen diese Produkte in der Regel in kleineren Mengen recht gut, weil diese Laktoseintoleranz, die Sie ansprechen, nicht 100 Prozent ist. Sie ist auf etwa fünf bis zehn Prozent reduziert, so dass kleinere Mengen ohnehin ertragen werden.
Reuning: Wie sieht das denn aus mit den unterschiedlichen Produkten wie Joghurt, Quark, Butter?
Leitzmann: Das ist ein wichtiger Unterschied, denn die fermentierten Produkte wie Joghurt und mancher Hartkäse sind weniger laktosehaltig und mit dem Joghurt wird zum Beispiel auch die Fähigkeit, Laktose abzubauen mit den darin enthaltenen Bakterien, gleich mitgeliefert. Dadurch erklärt sich auch die Verträglichkeit dieser Produkte.
Reuning: Wie kommt es denn überhaupt zu diesem Unterschied, wie Menschen auf der ganzen Welt auf diesen Milchzucker reagieren?
Leitzmann: Wir als Kaukasier, als Nordeuropäer sind eher die Ausnahme, die von einer Mutation, die vor etwa 10.000 Jahren eingetreten ist, profitieren. Alle anderen Völker reduzieren ihre Laktaseaktivität auf etwa fünf bis zehn Prozent.
Reuning: Das Ganze ist also auch genetisch festgelegt?
Leitzmann: Ja, es ist genetisch festgelegt und man kann, wenn man den Milchkonsum nach dem Stillen beibehält, diese Fähigkeit auch etwas fördern, aber es wird nie den gleichen Umfang annehmen wie es bei uns möglich ist.
Reuning: Wie kann man sich denn dann erklären, dass dieses genetische Programm gestartet wurde? Was war denn in der Evolution der Auslöser?
Leitzmann: Der Auslöser waren ja unsere Veranlagungen und die eine Erklärung, die ja auch relativ logisch ist, dass eine Mutation, Milch auch im Erwachsenenalter zu vertragen, mit einem Überlebensvorteil zusammenhängt, der durch die Viehhaltung und dadurch durch den Milchkonsum bedingt wurde.
Reuning: Um noch einmal auf China zurückzukommen, kann sich denn diese Verträglichkeit im Lauf eines Menschenleben auch ändern?
Leitzmann: Wie gesagt, es ist ja genetisch festgelegt, aber es gibt eine gewisse Gewöhnung: Menschen, die fortwährend Milch und Milchprodukte verzehren, vertragen es mit der Zeit auch etwas besser, aber nie so gut wie wir, da wir diese volle Aktivität beibehalten. Aber die Mengen, die verzehrt werden müssen, um eine Laktoseintoleranz zu [gewärtigen], sind ja auch sehr individuell unterschiedlich. Kleinere Mengen werden von vielen Asiaten und von Afrikanern ganz gut vertragen, aber eben größere Mengen nicht.
Reuning: China ist ja nur ein Land in Asien, gibt es denn schon Erfahrungen mit anderen Ländern, wo schon seit längerem vielleicht Milchprodukte konsumiert werden, etwa Südkorea oder Japan?
Leitzmann: Das sind sehr gute Beispiele für Länder, die diesen Reichtum, der eine gewisse Voraussetzung für den Milchkonsum war, bereits hinter sich haben. Und dort sind Milchprodukte relativ häufiger als in China, sicher nicht so häufig wie bei uns, weil die genetische Veranlagung der Laktoseintoleranz dort natürlich auch vorhanden ist.