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"Apple fordert immer noch die Konkurrenz heraus"

Mobilität.- Innerhalb nur eines Jahres konnte das mobile Betriebssystem Android von Google ein Wachstum von 600 Prozent verzeichnen. Nokias Symbian wird indes bereits für tot erklärt. Wissenschaftsjournalist Gerd Pasch erläutert im Gespräch mit Manfred Kloiber die aktuellen Entwicklungen auf dem Smartphone-Markt.

19.02.2011
    Manfred Kloiber: Auch im letzen Jahr war Android in Barcelona schon ein Thema, aber niemand hätte gedacht, dass sich dieses System mit einem Wachstum von über 600 Prozent in nur einem Jahr so gewaltig durchsetzen wird. Und auch kaum jemand hätte prognostiziert, dass das Betriebssystem Symbian von Nokia – bislang das stärkste von allen – so schnell für tot erklärt werden würde, wie es in Barcelona den Anschein hatte. Gerd Pasch, hat Sie diese Entwicklung auch überrascht?

    Gerd Pasch: Absolut. MeeGo wurde ja als eigenes Betriebssystem von Nokia erst vor einem Jahr vorgestellt. Mit dabei war der Chiphersteller Intel. Und der setzt MeeGo auch bei seinen Settop-Boxen für Internetfernsehen ein. Probleme haben wohl alle Hersteller von Handys und Smartphones beim Übergang von Featurephone zum Smartphone mit dem Betriebssystem. Denn diese neuen Geräte sind ja alle hochgezüchtete Computer auf kleinstem Raum. Da haben Hersteller wie Palm oder Research in Motion mit dem Blackberry, Motorola und Samsung mit Bada auch eigene Betriebssysteme entwickelt. Und auch auf Open Source gesetzt. Das ist sehr aufwendig und auch sehr kostenintensiv. Da scheint es nur sehr konsequent zu sein von Nokia zu sagen, okay, wir verzichten auf Symbian und setzen auf Windows Phone 7, einem Produkt von Microsoft. Das ist schon ein sehr leistungsfähiges und ausgereiftes Betriebssystem. Microsoft als Softwareschmiede braucht ja auch einen Gerätehersteller als starken Partner. Und ein großer Teil der Hersteller, vor allem aus Fernost, setzt auf das andere, von Google entwickelte System Android. Und das ist eine Konkurrenz. Google kreierte vor etwa zwei Jahren dieses linuxbasierte Android als Alternative auch zum dem damaligen Windows Mobile mit einer Mannschaft aus der Open-Source-Szene. Richtig unter Druck sind aber die Hersteller jetzt gekommen durch den Erfolg von Apple mit dem iPhone und dem iPad. Und da hat das entsprechende Betriebssystem, das iOS, ja auch die Entwicklung der Apps für die anderen Betriebssysteme vorgegeben.

    Kloiber: Wie sehen denn die Anforderungen an ein Betriebssystem für Smartphones aus und vor allen Dingen auch für Tablet-PCs?

    Pasch: Ein Smartphone ist ja fast schon ein kleiner PC, wie ein Netbook. Mit Schnittstellen, mit Bildschirm – berührungsempfindlich. Geeignet, um auch hochauflösendes Video darzustellen. Das ist eine große Herausforderung auch an den Prozessor. Also für so ein komplexes Gerät eine Betriebssoftware zu entwickeln, ist schon ein sehr hoher Aufwand. Da sind die Unternehmen, die von der PC-Seite auch herkommen vielleicht besser aufgestellt als diejenigen, die von der Seite der Telefone, der Mobilfunkgeräte kommen. Ganz konsequent hat das ja Apple gemacht. Die haben ihr Betriebssystem ja ausschließlich für ihre Apple-Produkte weiterentwickelt.

    Kloiber: Herr Pasch, circa zehn Betriebssysteme sind im Moment noch am Start. Was wird am Ende übrig bleiben?

    Pasch: Also ich denke, auf jeden Fall das iOS von Apple, auch so lange wie Apple eben attraktive Geräte herstellt. Die Software ist sehr weit vorne. Also Apple fordert immer noch die Konkurrenz heraus. Dann ist ganz klar: Android. Das ist ja mit Sicherheit auch zukunftssicher, weil breit aufgestellt. Auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eines fragmentierten Herstellermarktes kann Android sehr passend eingehen. Ja und Microsofts Windows Phone 7 hat bestimmt auch noch einen Platz. Da ist der Deal mit Nokia schon sehr hilfreich, vielleicht sogar die Überlebenschance für Microsoft in diesem Bereich.