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Aquakultur auf hoher See

Die Shrimps-Zucht in Strande an der Ostsee bei Kiel hat nach zwei Jahren gute Erfolge zu verzeichnen. Innerhalb von sechs Monaten wachsen marktreife Tiere bis zu einer Länge von 25 Zentimetern heran. Dabei haben die Züchter erfahren, dass Shrimps auch in nicht so salzhaltigem Wasser und selbst bei kälteren Temperaturen gut gedeihen. Zweimal im Jahr kann bisher geerntet werden. Voraussetzung für eine gute und gesunde Produktion ist für Dr. Dirk Kuhlmann vom Aquakulturbetreiber Ecomares in Büsum allerdings die Zucht der Elterntiere:

Von Annette Eversberg |
    Das ist das A und O. Wenn man auf Wildfänge zurückgreifen muss, dann ist das Prinzip einer kontrollierten Produktion nicht gegeben. In den USA und in anderen Ländern gibt es dafür streng zertifizierte Zuchtbetriebe. Von denen beziehen wir im Augenblick die Larven. Parallel bauen wir in Deutschland so einen Betrieb auf, um dann von dort aus die weitere Expansion der Shrimps-Kultur zu beschreiten.

    Die strenge Larvenzucht garantiert, dass keine Bakterien eingeschleppt werden, die in Asien die Shrimps in den küstennahen Teichen regelmäßig befallen und mit Antibiotika bekämpft werden müssen. Meistens dann, wenn sie geerntet werden. Nach wie vor kommt der Löwenanteil der Produktion der Pacific White Shrimps aus Asien. Dagegen nimmt sich die Zucht in Deutschland noch bescheiden aus. Dennoch blicken die Produzenten in Asien schon längst auch auf den Betrieb in Büsum. Hier wird mit Hilfe von Meerwasser in einer Kreislaufanlage eine nachhaltige Zucht betrieben. Dirk Kuhlmann:

    Insgesamt sehen wir, dass die gesamtökologische Entwicklung auch in alle Lebensmittelproduzierende Märkte hineinwandert. Ein Ereignis war es im letzten Jahr, als die USA und Europa starke Exportbestimmungen erlassen und umgesetzt haben und Riesenschiffsladungen zurückgehen mussten. Das bringt natürlich ein Aufwecken in den produzierenden Ländern, so dass die gezwungen sind, ihre Produktion ökologisch-nachhaltig aufzubauen. Das ist für uns von Vorteil als Technikvertreiber. Wir sind zum Beispiel dabei, im arabischen Raum solche Anlagen für Auftraggeber zu entwickeln, auch in Mittelamerika und Asien.

    Green and clean - grün und sauber - ist auch die Muschelzucht im Offshore-Bereich der Nordsee, wie sie das Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven erprobt hat. Dort wachsen sie an Leinen im offen Meer. Anders als bei den Muschelkulturen am Boden heften sich die Larven von selbst dort an. In der Wassersäule, die im Offshore-Bereich ständig ausgetauscht wird, können die Muscheln sich dauernd ernähren, weil sie niemals trocken fallen, wie das im Wattenmeer der Fall ist. Das fördert das Wachstum, was auch davon abhängt, wie hoch die Zahl der Parasiten ist, die bei den Bodenkulturen vorkommen. Bei Muscheln, die frei im Wasser hängen, dagegen nicht. Die Vorteile dieser Offshore-Produktion hat der Biologe Bela Buck auch für die Zucht von Großalgen genutzt. Kleinste Stadien dieser Algen wurden zunächst in Behältern an einem Seil angesiedelt:

    Bei einer Größe von einem Millimeter schon, was nach zwei, drei Wochen der Fall ist, kann man dieses Seil nach draußen bringen. Um so eher man es schafft, die Algen nach draußen zu bringen, um so eher man schafft, die Algen starken Strömungen auszusetzen, um so widerstandsfähiger werden sie gegen Offshore-Kräfte.

    Für diese Form der Aquakultur sieht der Wissenschaftler gute Chancen, weil zum Beispiel Muschelkulturen im Bereich der Offshore-Windparks angelegt werden können. Mit den technischen Versorgungsschiffen für die Anlagen könnte man dann gleichzeitig die Muschelernte einbringen. Auch dies ist eine saubere Sache. Im Gegensatz zu den Offshore-Fischzuchten im Golf von Mexiko, in denen die Tiere immer gefüttert werden müssen. Außerdem kann nicht verhindert werden, dass Zuchtfische ins Ökosystem entweichen und dieses negativ beeinflussen. Bela Buck:

    Man kann nur versuchen, das Risiko einzudämmen. Aber abgesichert gegenüber einer Flucht eines Fisches kann man grundsätzlich nicht sein. Wenn es aber keine Fischzucht, sondern eine Miesmuschel- oder Algenzucht ist, so handelt es sich ja um eine Ansiedlung von Larven, die ja selbst im Wasser dort stattfindet. Also ich würde nie einen Organismus, den ich woanders gezüchtet habe, in der Nordsee einbringen. Das ist in diesem Fall nicht erforderlich.