Von Hagens: Ja
So einsilbig die Antwort des Plastinators sein mag, so richtig ist sie. Reinhard Papst, Professor für Anatomie an der Medizinischen Hochschule Hannover, kurz MHH, einer der Podiumsdiskutanten:
Es gibt in der Frage eigentlich keine große Diskrepanz, dass man auch Plastinate in der Lehre einsetzen kann.
Doch hier endet die Einmütigkeit auch schon. Bereits über das didaktische Wie gehen die Meinungen deutlich auseinander, genauso wie über die ethische Rechtfertigung der Plastinat-Ausstellung. Gunther von Hagens jedenfalls sieht in seinen Modellen etliche Vorzüge für angehende Mediziner:
Sie können insbesondere am ganzen Körper die Lagebeziehungen der Organe untereinander studieren, so wie es an der nassen Präparierleiche nicht möglich ist. Sie können insbesondere in den Vitrinen gesund und krank vergleichen, was im Medizinstudium immerzu auseinander gerissen wird, erst lernt man die Anatomie und dann lernt man die Pathologie, die krankhaften Befunde, und hat alles schon wieder vergessen.
Falsch, meint Reinhard Papst. Plastinate seien nur bei sehr seltenen Anomalien günstig, so habe die MHH bspw. einen "Situs Inversus", die spiegelverkehrte Lage aller inneren Organe, plastiniert und so für viele Jahrgänge bewahrt. In der alltäglichen Anatomie genügen jedoch Modelle, Abbildungen oder das eigene Sezieren. Zudem hänge der pädagogische Wert von der jeweiligen Plastination ab, wie sich in der Körperwelten-Ausstellung in Hamburg zeige.
Von hier aus sind zwei verschiedene Gruppen von Studenten nach Hamburg gefahren, sie haben mir Beispiele gezeigt, wo sie sagten, halten sie für ungeeignet, didaktisch schlecht oder nicht günstig, und das halte ich auch weiter an Kritik an der Ausstellung aufrecht.
Viele der ausgestellten Plastinate gewähren keinen freien Blick in den Körper, oft seien die Positionen äußerst unnatürlich – und außerdem scheinen einige juristische Fragen um die plastinierten Leichen ungeklärt. Entsprechend sehen viele der angehenden hannoverschen Mediziner die von Hagensschen Modelle nebst notwendiger Technik differenziert.
Ich finde es schon ziemlich wichtig, dass für einige Sachen wirklich Präparate da sind, weil nur Tafeln helfen einfach nicht. Und es gibt ja auch wirklich andere Methoden, dieses Präparat herzustellen, es muss ja nicht unbedingt Plastination sein.
Bei mir spielt das Nervensystem eine ganz entscheidende Rolle in der Lehre, das konnte man nämlich im Kurs immer nicht so gut darstellen, und da finde ich die Plastination eine wirklich geeignete Methode, und solche Plastinate sollte man stärker in die Lehre integrieren.
Ich denke, bestimmte Präparate sind für die Lehre durchaus sinnvoll, die Frage ist nur, ob es der MHH je möglich sein wird, ein solches Präparat in irgendeiner Form ausstellen zu können.
Bei den aktuellen Preisen, so der Vorsitzender des MHH-AStA Björn Bühler, wohl kaum: 40.000 Euro für ein Ganzkörpermodell aus von Hagens Werkstatt – unerschwinglich, nicht nur für kürzungsgebeutelte niedersächsische Unis wie die MHH. Von Hagens rät deswegen zur Eigeninitiative: Die medizinischen Lehrstätten sollten die gewünschten Schaustücke einfach selbst plastinieren, häufiger, als sie das derzeit ohnehin schon tun. Dann können die Mediziner auch gleich alle ethischen und juristischen Fragen nach eigenen Vorstellungen lösen.
So einsilbig die Antwort des Plastinators sein mag, so richtig ist sie. Reinhard Papst, Professor für Anatomie an der Medizinischen Hochschule Hannover, kurz MHH, einer der Podiumsdiskutanten:
Es gibt in der Frage eigentlich keine große Diskrepanz, dass man auch Plastinate in der Lehre einsetzen kann.
Doch hier endet die Einmütigkeit auch schon. Bereits über das didaktische Wie gehen die Meinungen deutlich auseinander, genauso wie über die ethische Rechtfertigung der Plastinat-Ausstellung. Gunther von Hagens jedenfalls sieht in seinen Modellen etliche Vorzüge für angehende Mediziner:
Sie können insbesondere am ganzen Körper die Lagebeziehungen der Organe untereinander studieren, so wie es an der nassen Präparierleiche nicht möglich ist. Sie können insbesondere in den Vitrinen gesund und krank vergleichen, was im Medizinstudium immerzu auseinander gerissen wird, erst lernt man die Anatomie und dann lernt man die Pathologie, die krankhaften Befunde, und hat alles schon wieder vergessen.
Falsch, meint Reinhard Papst. Plastinate seien nur bei sehr seltenen Anomalien günstig, so habe die MHH bspw. einen "Situs Inversus", die spiegelverkehrte Lage aller inneren Organe, plastiniert und so für viele Jahrgänge bewahrt. In der alltäglichen Anatomie genügen jedoch Modelle, Abbildungen oder das eigene Sezieren. Zudem hänge der pädagogische Wert von der jeweiligen Plastination ab, wie sich in der Körperwelten-Ausstellung in Hamburg zeige.
Von hier aus sind zwei verschiedene Gruppen von Studenten nach Hamburg gefahren, sie haben mir Beispiele gezeigt, wo sie sagten, halten sie für ungeeignet, didaktisch schlecht oder nicht günstig, und das halte ich auch weiter an Kritik an der Ausstellung aufrecht.
Viele der ausgestellten Plastinate gewähren keinen freien Blick in den Körper, oft seien die Positionen äußerst unnatürlich – und außerdem scheinen einige juristische Fragen um die plastinierten Leichen ungeklärt. Entsprechend sehen viele der angehenden hannoverschen Mediziner die von Hagensschen Modelle nebst notwendiger Technik differenziert.
Ich finde es schon ziemlich wichtig, dass für einige Sachen wirklich Präparate da sind, weil nur Tafeln helfen einfach nicht. Und es gibt ja auch wirklich andere Methoden, dieses Präparat herzustellen, es muss ja nicht unbedingt Plastination sein.
Bei mir spielt das Nervensystem eine ganz entscheidende Rolle in der Lehre, das konnte man nämlich im Kurs immer nicht so gut darstellen, und da finde ich die Plastination eine wirklich geeignete Methode, und solche Plastinate sollte man stärker in die Lehre integrieren.
Ich denke, bestimmte Präparate sind für die Lehre durchaus sinnvoll, die Frage ist nur, ob es der MHH je möglich sein wird, ein solches Präparat in irgendeiner Form ausstellen zu können.
Bei den aktuellen Preisen, so der Vorsitzender des MHH-AStA Björn Bühler, wohl kaum: 40.000 Euro für ein Ganzkörpermodell aus von Hagens Werkstatt – unerschwinglich, nicht nur für kürzungsgebeutelte niedersächsische Unis wie die MHH. Von Hagens rät deswegen zur Eigeninitiative: Die medizinischen Lehrstätten sollten die gewünschten Schaustücke einfach selbst plastinieren, häufiger, als sie das derzeit ohnehin schon tun. Dann können die Mediziner auch gleich alle ethischen und juristischen Fragen nach eigenen Vorstellungen lösen.