Jessmin Begum hält ein in Plastik verschweißtes Herrenhemd aus dem Supermarkt in ihrer Hand. Es hat zehn Euro gekostet. Sie reißt die Packung auf, nimmt das weiße Hemd heraus, prüft mit fachmännischem Blick, wie der Kragen gemacht ist. Dann sucht sie in der Innenseite das kleine Schild, auf dem steht, wo es produziert wurde. Die 26-jährige Näherin aus Bangladesch kennt diese Hemden genau. Sie arbeitet in einer Fabrik, die überwiegend Hemden herstellt.
Ich muss in einer Stunde 120 Kragen nähen. Wenn ich kleine Fehler mache, dann beschimpft mich der Aufseher. Wenn ich mich eine Minute verspätet habe, bekomme ich einen Tag Lohnabzug.
Jessmin Begum ist mit einer Kollegin nach Deutschland gekommen, um von ihrer Arbeit in der Fabrik zu erzählen. Die zierliche Frau arbeitet seit 10 Jahren in Textilfabriken, darunter waren auch Zulieferer des Discounters Lidl.
"Jeden Tag arbeite ich 12 bis 14 Stunden. Mein Grundlohn reicht nicht für mich und meine Familie. Ich muss deshalb Überstunden machen. Ich kann abends nicht einfach nach Hause gehen. Ich arbeite mindestens bis 20 Uhr und oft sogar bis 22 Uhr."
Mit den Überstunden verdient sie umgerechnet 50 Euro im Monat. Davon muss sie den Unterhalt für ihre Familie zahlen. Das sind ihr zweijähriger Sohn, ihre Mutter, ihr behinderter Bruder sowie ihr zehnjähriger Neffe. Es reicht aber nicht. Allein die Miete für die Wohnung, die nur aus einem Zimmer besteht, kostet 25 Euro pro Monat. Die Hälfte ihres Lohns. Zu dem geringen Verdienst kommen die Arbeitsbedingungen hinzu, die in der engen, stickigen Halle herrschen.
"Es gibt keine Belüftung in den Fabriken, es ist sehr heiß, das kommt von den Maschinen und der Körperwärme und von der Beleuchtung. Alles ist voller Dreck, wir atmen ständig Flusen und Staub ein."
Schwangere Frauen bekommen keine leichtere Aufgabe, sondern müssen genauso viel arbeiten wie die anderen. Und wer nach Urlaub fragt, läuft Gefahr, entlassen zu werden. Discounter beteuern oft, dass bei ihren Zulieferern die Sozialstandards eingehalten werden. In einer Untersuchung bei vier Lieferanten von Lidl sei jedoch herausgekommen, dass das nicht immer zutreffe, sagt Gertraud Gauer-Süß von der der "Kampagne für saubere Kleidung". Deswegen brauche man verbindliche Regeln für Unternehmen:
"Wir fordern von Lidl, dass das Marktgebaren bei den Zulieferern so ist, dass entsprechend die festgeschriebenen Regeln eingehalten werden können. Dass zum Beispiel existenzsichernde Löhne gezahlt werden und dass zum Beispiel Kinderarbeit verhindert wird."
Jessmin Bengum ist traurig – und wütend. Weil sie bis zur Erschöpfung arbeitet, aber kaum Geld dafür bekommt. Sie hofft, dass ihre Reise nach Deutschland zur Aufklärung beiträgt.
"Die Leute hier haben keine Ahnung, unter welchen Bedingungen wir diese Artikel produzieren. Sie haben keine Ahnung, welchen Lohn wir dafür kriegen. Deswegen glaube ich, sie müssen mehr darauf achten, was sie kaufen: Sie müssen Fragen stellen. Zum Beispiel, ob die Arbeiterinnen genug Lohn bekommen, um davon leben zu können. Nur dadurch wird sich unsere Lage in Bangladesch verbessern."
Ich muss in einer Stunde 120 Kragen nähen. Wenn ich kleine Fehler mache, dann beschimpft mich der Aufseher. Wenn ich mich eine Minute verspätet habe, bekomme ich einen Tag Lohnabzug.
Jessmin Begum ist mit einer Kollegin nach Deutschland gekommen, um von ihrer Arbeit in der Fabrik zu erzählen. Die zierliche Frau arbeitet seit 10 Jahren in Textilfabriken, darunter waren auch Zulieferer des Discounters Lidl.
"Jeden Tag arbeite ich 12 bis 14 Stunden. Mein Grundlohn reicht nicht für mich und meine Familie. Ich muss deshalb Überstunden machen. Ich kann abends nicht einfach nach Hause gehen. Ich arbeite mindestens bis 20 Uhr und oft sogar bis 22 Uhr."
Mit den Überstunden verdient sie umgerechnet 50 Euro im Monat. Davon muss sie den Unterhalt für ihre Familie zahlen. Das sind ihr zweijähriger Sohn, ihre Mutter, ihr behinderter Bruder sowie ihr zehnjähriger Neffe. Es reicht aber nicht. Allein die Miete für die Wohnung, die nur aus einem Zimmer besteht, kostet 25 Euro pro Monat. Die Hälfte ihres Lohns. Zu dem geringen Verdienst kommen die Arbeitsbedingungen hinzu, die in der engen, stickigen Halle herrschen.
"Es gibt keine Belüftung in den Fabriken, es ist sehr heiß, das kommt von den Maschinen und der Körperwärme und von der Beleuchtung. Alles ist voller Dreck, wir atmen ständig Flusen und Staub ein."
Schwangere Frauen bekommen keine leichtere Aufgabe, sondern müssen genauso viel arbeiten wie die anderen. Und wer nach Urlaub fragt, läuft Gefahr, entlassen zu werden. Discounter beteuern oft, dass bei ihren Zulieferern die Sozialstandards eingehalten werden. In einer Untersuchung bei vier Lieferanten von Lidl sei jedoch herausgekommen, dass das nicht immer zutreffe, sagt Gertraud Gauer-Süß von der der "Kampagne für saubere Kleidung". Deswegen brauche man verbindliche Regeln für Unternehmen:
"Wir fordern von Lidl, dass das Marktgebaren bei den Zulieferern so ist, dass entsprechend die festgeschriebenen Regeln eingehalten werden können. Dass zum Beispiel existenzsichernde Löhne gezahlt werden und dass zum Beispiel Kinderarbeit verhindert wird."
Jessmin Bengum ist traurig – und wütend. Weil sie bis zur Erschöpfung arbeitet, aber kaum Geld dafür bekommt. Sie hofft, dass ihre Reise nach Deutschland zur Aufklärung beiträgt.
"Die Leute hier haben keine Ahnung, unter welchen Bedingungen wir diese Artikel produzieren. Sie haben keine Ahnung, welchen Lohn wir dafür kriegen. Deswegen glaube ich, sie müssen mehr darauf achten, was sie kaufen: Sie müssen Fragen stellen. Zum Beispiel, ob die Arbeiterinnen genug Lohn bekommen, um davon leben zu können. Nur dadurch wird sich unsere Lage in Bangladesch verbessern."