Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv


Arbeiten und studieren

Jobben im Studium, für die meisten ist das eine Notwendigkeit: Die finanzielle Unterstützung von Staat und Eltern reicht oft nicht, um über die Runden zu kommen. Vor allem dann nicht, wenn der Studienort teuer ist und Köln heißt. Hier gibt es mit 78 Prozent die höchste Erwerbsquote unter Studierenden in ganz Deutschland. Jobangebote für die Arbeitswilligen finden sich an allen Ecken.

Von Regina Brinkmann | 15.09.2008
    "Die Masse der Jobs ist nicht gut bezahlt… Ich verdiene 8 Euro und das ist noch ganz gut,

    Ich arbeite zurzeit als studentische Hilfskraft bei meinem Professor in Soziologie und erledige da so Aufgaben wie Literaturrecherche. Ich komm klar. Ich arbeite jetzt 10 Stunden die Woche, das ist vergütet mit 8 Euro 52, aber nur weil ich noch BAföG bekomme, ansonsten wäre das knapp."

    Aber selbst mit Nebenjob und BAföG lebt Nicole immer noch am Limit. Zwar würde die Soziologiestudentin die eine oder andere finanzielle Lücke gerne mit zusätzlichen Jobs schließen, aber als BAföG-Empfängerin darf sie nicht mehr als 400 Euro monatlich dazuverdienen. Doch auch Studierende ohne BAföG-Anspruch müssen bei der Jobsuche darauf achten, dass sie nicht zu viel arbeiten und verdienen. Maximal 20 Arbeitsstunden pro Woche während der Vorlesungszeit sind erlaubt.

    Alles was darüber hinausgeht und mehr als 400 Euro monatlich einbringt, rechnet sich je nach Höhe des Verdienstes am Ende des Jahres nicht. Zum Beispiel, wenn Sozialversicherungsbeiträge und Steuern fällig werden. Doch gut bezahlte Jobs, mit denen sich Verdienstgrenzen leicht sprengen lassen, seien die Ausnahme, berichten viele Kölner Studierende. Um an Jobs mit höheren Stundenlöhnen zu kommen, haben inzwischen mehr als 500 Studierende den neuen Nebenjob-Service der Kölner Fachschule in Anspruch genommen. Arbeitsangebote zu Dumping-Preisen nimmt Beraterin Annegret Sanecke deshalb erst gar nicht in ihre Kundendatei auf:
    "Das ist ein Punkt, der ist uns wichtig, dass wir sagen, wir nehmen hier nur Jobs, die nicht unter 8 Euro 40 liegen. Diesen Mindestlohn haben wir mit dem ASTA abgesprochen und der ist für uns Minimum und da achten wir sehr darauf, dass es dabei bleibt. "

    Nach oben gibt es natürlich keine Grenzen. Viele der 200 Unternehmen, die hier ihre Jobs anbieten, zahlen sogar deutlich mehr als 8 Euro 40. Dafür suchen sie Bewerber mit hohen fachlichen und praktischen Qualifikationen:

    "Der ungewöhnlichste Job, den wir momentan anbieten ist eine Jongleursstelle, die wir aber bislang noch nicht vermitteln konnten…Ansonsten haben wir sehr interessante anspruchsvolle Stellen bei Unternehmen im Bereich Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, BWL, Banking und Finance, quer durch alle Fakultäten, die hier an der FH studieren bieten wir auch Stellen an. "

    Seit neun Monaten unterstützen Annegret Sanecke und ihre Kollegin Studierende bei der Jobsuche und schließen damit eine Lücke, die die Bundesagentur für Arbeit hinterlassen hat: Peter Schink, Geschäftsführer des Kölner Studentenwerkes erinnert sich:

    "Wir haben 2006 den Sachverhalt gehabt, dass die Bundesagentur Arbeitsvermittlung nur für Arbeitssuchende durchführt: Das heißt die Studierenden sind seither durch dieses Raster gefallen und dann war natürlich die Frage: Gibt es hier eine Fortsetzung Jobvermittlung hier am Standort Köln. "

    Für die Gründung der Jobbörse holte sich Peter Schink Rat bei seinen Kollegen vom Studentenwerk Siegen. Die hatten bereits ein solches Angebot auf die Beine gestellt. Von den insgesamt 58 Studentenwerken haben bis heute weniger als die Hälfte diesen Schritt unternommen:

    "Man kann eben nicht sagen, dass alle Studentenwerke etwas anbieten. Es sind nur 21 die das tun. Wir gehen davon dass der Face to Face Kontakt wie wir ihn anbieten nicht in allen Studentenwerken möglich ist. Wir wissen von der Uni hier, dass man über ein Online Portal zu Jobs kommen kann, aber das ist eben eine ganz andere Form als die persönliche Beratung."

    " Nebenjobservice, Fachhochschule Köln, Sanecke Guten Tag es geht um die Stellenanzeige in ihrem Büro im Bereich Vermessungsarbeiten. Ist die Stelle noch frei? Gut ich habe hier eine Studierende sitzen, die Frau Tang, die studiert Bauingenieurwesen, ist fast fertig, macht ihre Diplomarbeit momentan und interessiert sich für die Stelle. "

    Auch der Architekt am anderen Ende der Leitung ist interessiert und möchte die Stellenbewerberin am Tag später zum Vorstellungsgespräch einladen. So schnell kann es also gehen. Noch vor einer halben Stunde hat Annegret Sanecke mit der chinesischen Studentin eine Art persönliches Stellenprofil erarbeitet. Zum Schluss der Beratung wirft sie noch einen Blick auf die Bewerbungsunterlagen. Dabei weist sie ihre Klientin darauf hin, sich auch die Erfahrungen als Minijobberin in Form von Zeugnissen dokumentieren zu lassen. Darüber hinaus sei es sinnvoll, auch bei studentischen Nebenjobs über seine Arbeitsrechte im Bilde zu sein:

    "Es mag Unternehmen geben, wo das Wort noch etwas wert ist, wo es auch ohne Vertrag läuft, aber ich würde mich als Bewerber, als Angestellter immer darauf berufen, dass ich grundsätzlich ein Recht auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag habe."

    Denn nur so können sich auch studentische Minijobber Ansprüche auf Urlaub oder Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall sichern.