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Arbeiten von Zuhause
Wie Homeoffice besser gelingen kann

Kein langer Anfahrtsweg, flexible Arbeitszeiteinteilung, entspannte Atmosphäre: Homeoffice hat viele Vorteile. Dennoch fällt es vielen Menschen schwer, ihren Arbeitstag zuhause zu strukturieren. Mit ein paar einfachen Tricks ist das aber gar nicht so schwer. Einer davon: Raus aus dem Schlafanzug.

Von Lena Sterz |
    Eine Frau arbeitet am 05.07.2015 in Stuttgart (Baden-Württemberg) in einem Homeoffice.
    Es sei vor allem wichtig, den Homeoffice-Tag zu strukturieren, raten Experten (dpa / Daniel Naupold)
    "Ich hab da am Anfang auch viel falsch gemacht. Man fängt morgens vielleicht erst einmal mit Sport an, weil das Wetter gut ist und man Rennrad fahren will – aber man macht da eine Menge Fehler."
    Frank Berzbach hat selbst schon viel im Homeoffice gearbeitet und viele Erfahrungen dabei gemacht. Mittlerweile gibt er in seinen Büchern Tipps, was man richtig und falsch machen kann, wenn man von zu Hause arbeitet. Das Wichtigste für ein gelingendes Home Office ist aus seiner Sicht:
    "Sich selbst bewusst eine Struktur zu geben: Regelmäßig aufstehen, nach dem Aufstehen erst einmal rausgehen und dann als ein anderer sein eigenes Büro zu Hause wieder betreten. Und so den Arbeitstag auch wieder beenden."
    Wegfall des Arbeitswegs hat nicht nur Vorteile
    Viele sind erst einmal froh, wenn der zeitraubende Arbeitsweg wegfällt. Aber laut Frank Berzbach, der an der Technischen Hochschule Köln Psychologie unterrichtet, hat das Wegfallen des Arbeitswegs auch Nachteile:
    "Leute, die viel im Homeooffice arbeiten, haben morgens oft das Problem, dass die Innenlichtverhältnisse nicht ausreichen, um die innere Uhr auf Tag zu stellen. Das heißt, viele, die zu Hause arbeiten haben morgens erst einmal das Problem, dass sie müde sind oder frieren – nicht, weil sie zu wenig geschlafen haben, sondern weil die innere Uhr ungenau geht und Sonnenlicht braucht zur Synchronisation. Leute mit Hunden haben da einen Vorteil, die müssen morgens raus."
    Eine Viertelstunde draußen, der Fußweg zum Bäcker etwa, würde schon reichen, meint Frank Berzbach. Wenn man dann mit einer Ladung Tageslicht zurück in seine Wohnung kommt und seinen Arbeitstag beginnt, solle man Folgendes beachten:
    "Für Ruhe und Konzentration sorgen, unbedingt frühstücken, am besten morgens früh anfangen in einem regelmäßigen Rhythmus arbeiten. Nicht dem Mythos folgen, dass man nachts besser arbeiten könnte.
    Also man redet sich das ein, das ist aber vom Rhythmus her und von der Leistungsfähigkeit her nicht das Beste. Man muss nicht um sechs oder um sieben Uhr anfangen, das kann auch halb zehn sein - aber man sollte auf jeden Fall morgens anfangen, und zwar mit dem wichtigsten."
    Kleinkram hinterher erledigen
    Auch wenn uns die Intuition oft sage: Eben noch die Spülmaschine ausräumen und dann noch kurz einkaufen – danach kann ich ja immer noch anfangen zu arbeiten. Für die Konzentration sei es besser, den Kleinkram hinterher zu erledigen. Es gebe aber auch Menschen, die einfach nicht gut darin seien, sich selbst zu strukturieren – für die sei Homeoffice einfach nicht die richtige Lösung. Einfacher fiele es meistens denjenigen, die schon viele Berufsjahre hinter sich haben.
    "Es ist sehr schwer für Berufseinsteiger, die aus dem Studium kommen, sofort zu Hause diszipliniert zu arbeiten. Das führt entweder zu zu viel Arbeit oder zu zu wenig Arbeit und beides ist relativ schlecht."
    Die richtige Arbeitsatmosphäre schaffen
    Das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin "Inc" hat mehr als 400 Homeoffice-Erfahrene nach ihren Tipps gefragt. Sie haben ganz ähnliche Tipps wie Frank Berzbach. Zum Beispiel, dass man versuchen sollte, sich eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, auch wenn man kein Arbeitszimmer zu Hause hat.
    "Die Psyche mag da einfache Tricks. Man kann, wenn man arbeitet, den Sessel oder den Stuhl andersrum hinstellen, man kann gegen eine andere Wand gucken, man kann an einem festen Arbeitsplatz immer nur arbeiten. Der Albtraum für Arbeitspsychologen ist der Laptop im Bett."
    Die in den USA befragten Homeoffice-Arbeiter waren der gleichen Meinung: Bloß nicht im Schlafanzug anfangen zu arbeiten. Außerdem empfehlen viele, sich zeitlich zu strukturieren, indem man einen Online-Zeitmesser wie "toggl" benutzt. In dem Programm kann man erfassen, wie lange man was an gearbeitet hat, das soll bei der Strukturierung des Arbeitstages helfen - und Struktur ist ja laut Frank Berzbach das Wichtigste im Home Office.