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Arbeitnehmerrechte
Gewerkschaften legen Schwarzbuch Telekom vor

In den Tochterunternehmen der Deutschen Telekom im Ausland liegt Gewerkschaftsumfragen zufolge einiges im Argen: Mitarbeiter würden unter Druck gesetzt, die Gewerkschaftsarbeit werde behindert. Der Konzern in Deutschland kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen.

13.12.2013
    Die beschauliche Musik aus dem Internetvideo der amerikanischen Gewerkschaft CWA passt nicht so recht zu den Aussagen der T-Mobile-Mitarbeiter, die darin zu Wort kommen. Angestellte eines Metro-PCS-Ladens in Harlem, New York – der zu T-Mobile gehört – erheben darin schwere Vorwürfe gegen die Telekom.
    Man habe sich eine Gewerkschaft suchen wollen, man habe nur seine Rechte eingefordert. T-Mobile USA habe dann aber auf schlimme Art und Weise reagiert. Stundenlang habe das Spitzenmanagement die Mitarbeiter zu Einzelgesprächen in einen Keller gebeten und dort Druck ausgeübt, auf die Gründung einer Mitarbeitervertretung zu verzichten. Von der Deutschen Telekom gibt es hierzu keine Stellungnahme. Für die CWA und die deutsche Gewerkschaft Verdi war der Vorfall ein klarer Rechtsbruch.
    Der Vorwurf: Die Telekom gewähre den Mitarbeitern ihrer Auslandsgesellschaften zu wenige Rechte – im Gegensatz zur Situation in Deutschland. Lothar Schröder sitzt für Verdi im Aufsichtsrat der Telekom, er ist dort stellvertretender Vorsitzender:
    "Das passt nicht zusammen. Die Deutsche Telekom leistet sich einen nicht erklärbaren Doppelstandard. Natürlich streiten wir uns in Deutschland auch. Aber wir haben Bedingungen, dies in einer Art und Weise auszutragen, bei der man nicht wechselseitig die Existenz in Frage stellt. Und wir wundern uns auch, dass man das im Ausland anders praktiziert."
    Zusammen mit dem internationalen Gewerkschaftsdachverband UNI hat Verdi heute das sogenannte Schwarzbuch Telekom veröffentlicht. Darin wird eine eigene Umfrage ausgewertet. 1800 Mitarbeiter aus Telekom-Ländern wie den USA oder Griechenland habe man befragt. Über die Hälfte der Befragten in den USA habe gesagt, dass sie durch ihre Arbeit krank geworden seien. Der Bericht listet Depressionen auf, Panikattacken, Bluthochdruck.
    Befragt wurden übrigens auch Mitarbeiter von Firmen, an denen die Telekom nur mit einer Minderheit beteiligt ist. Das Management dieser Firmen bekommt daher keine direkten Weisungen aus der Telekom-Zentrale in Bonn.
    Andrea Vey ist Sprecherin bei dem Unternehmen. Die Vorwürfe von Verdi und CWA weist sie entschieden zurück. Die Ergebnisse der Studie…
    "…können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Wir haben natürlich auch selber eigene Befragungen. Wir befragen alle Mitarbeiter weltweit, mindestens einmal, meistens zweimal im Jahr. Da haben bei der letzten Befragung 126.000 Menschen mitgemacht und das Ergebnis ist, dass 70 Prozent von diesen sagen, dass sie gerne für die Telekom arbeiten und die Telekom auch gerne weiterempfehlen würden."
    Auch den Vorwurf, dass man die Bildung von Gewerkschaften behindere, weist Vey zurück. Man halte sich an die entsprechenden nationalen Gesetze und sei in den USA zur Neutralität verpflichtet.
    Dass Verdi und die CWA ausgerechnet jetzt mit dem Schwarzbuch herauskommen, das ist kein Zufall. Bald stehen in Deutschland neue Tarifverhandlungen an, und außerdem wird in wenigen Wochen Tim Höttges der neue Vorsitzende der Telekom. Lothar Schröder:
    "Wir möchten diese Pressekonferenz auch als Appell verstanden wissen an Herrn Höttges, einen Neuanfang zu machen in den Sozialbeziehungen im Ausland."
    Übrigens: Die Telekom-Mitarbeiter von Harlem haben am Ende ihr Ziel erreicht. In einer geheimen Abstimmung sprach sich im September eine Mehrheit für die Repräsentanz durch die Gewerkschaft CWA aus.