Die Lackierhalle des Lokomotivenwerks in Bellinzona: Arbeiter in orangefarbener Schutzkleidung sitzen auf Klapp-Holzbänken und schauen erwartungsvoll auf einen Mann: Gianni Frizzo. Gepflegter weiß-grauer Bart, weiche Gesichtszüge, die dunklen Augen blicken klug. Der Vorsitzende des Streikkomitees wirkt bedächtig. Gutmütig. Der Eindruck täuscht. Zumindest wenn es um die Interessen der Arbeiter und Angestellten hier in der Werkstatt der Schweizer Bundesbahnen geht, ist mit Gianni Frizzo nicht zu spaßen. "Giu le mani dalle officine", "Finger weg vom Lokomotivenwerk", lautet der Schlachtruf.
"Unser Werk schreibt schwarze Zahlen, sagt Frizzo: Wir haben hochqualifizierte Arbeiter und alle Voraussetzungen, um hier so weiterzuarbeiten wie bisher. Wir verlangen, dass die Reparatur und Wartung der Lokomotiven wie bisher hier stattfindet und dass die Bundesbahnen auf ihre Privatisierungspläne bei der Wartung von Güterwaggons verzichten."
Das heißt: Es soll alles so bleiben, wie es ist. SBB-Chef Andreas Meyer soll die Gütertransportsparte woanders gesund sparen, nicht in Bellinzona. Was die Tessiner Bahnarbeiter besonders aufregt, ist die mangelnde Kommunikation und Transparenz beim Vorgehen der SBB. Die Nachricht von der geplanten Schließung traf sie völlig überraschend. Deswegen fühlen sie sich an die vertraglich vereinbarte Friedenspflicht nicht mehr gebunden.
"Wir fühlen uns betrogen, die gesamte Bevölkerung des Tessins fühlt sich betrogen. Deshalb ist unsere Reaktion angemessen. Diese Manager der Bundesbahnen und auch der Bundesrat mit Moritz Leuenberger als Verkehrsminister sollten sich fragen, ob dieses Vorgehen richtig war, und die Situation neu bewerten."
Gianni Frizzo und die anderen Unia-Gewerkschafter im Werk haben bereits klar gemacht, dass sie aufs Ganze gehen und im schlimmsten Fall sogar die Gleise blockieren wollen. Jene Gleise, die den Norden mit dem Süden verbinden, die Gotthardtstrecke, eine der wichtigsten Verkehrsachsen für den Personen- und Güterverkehr in Europa. Davon wären dann auch ausländische Reisende und internationale Transportfirmen betroffen. So etwas gab es bisher noch nicht in der Schweiz.
"Hier geht es um das Gleichgewicht zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen. Jemand setzt den Profit, den Markt, über alles andere und vergisst darüber die sozialen Aspekte und das Interesse eines ganzen Kantons, einer Region."
Die Region steht hinter den Arbeitern aus dem Lokomotivenwerk in Bellinzona. Geschlossen.
"Mit dem Lokomotivenwerk identifizieren sich die Menschen hier im Kanton Tessin. Es existiert seit mehr als 100 Jahren. Fast jede Familie im Tessin hat einen Verwandten, der hier gearbeitet hat oder noch hier arbeitet."
Matteo - Kurzhaarschnitt, modische Brille, Jeans - wird morgen bei den Verhandlungen mit der Delegation der SBB zu den Vertretern der Gewerkschaft Unia gehören. Für ihn hat der Arbeitskampf im Lokomotivenwerk auch eine symbolische Bedeutung.
"Das was hier passiert, oder zu passieren droht, passiert im Tessin, in der Schweiz, in ganz Europa."
Bellinzona als Exempel. Die Schweiz erlebt mit einiger Verspätung, was anderswo bereits Alltag geworden ist: Privatisierungen, Firmenschließungen, Schock-Sanierungen. Der Ton wird unfreundlicher zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die friedliche Sozialpartnerschaft scheint auch hier ein Auslaufmodell zu werden.
"Unser Werk schreibt schwarze Zahlen, sagt Frizzo: Wir haben hochqualifizierte Arbeiter und alle Voraussetzungen, um hier so weiterzuarbeiten wie bisher. Wir verlangen, dass die Reparatur und Wartung der Lokomotiven wie bisher hier stattfindet und dass die Bundesbahnen auf ihre Privatisierungspläne bei der Wartung von Güterwaggons verzichten."
Das heißt: Es soll alles so bleiben, wie es ist. SBB-Chef Andreas Meyer soll die Gütertransportsparte woanders gesund sparen, nicht in Bellinzona. Was die Tessiner Bahnarbeiter besonders aufregt, ist die mangelnde Kommunikation und Transparenz beim Vorgehen der SBB. Die Nachricht von der geplanten Schließung traf sie völlig überraschend. Deswegen fühlen sie sich an die vertraglich vereinbarte Friedenspflicht nicht mehr gebunden.
"Wir fühlen uns betrogen, die gesamte Bevölkerung des Tessins fühlt sich betrogen. Deshalb ist unsere Reaktion angemessen. Diese Manager der Bundesbahnen und auch der Bundesrat mit Moritz Leuenberger als Verkehrsminister sollten sich fragen, ob dieses Vorgehen richtig war, und die Situation neu bewerten."
Gianni Frizzo und die anderen Unia-Gewerkschafter im Werk haben bereits klar gemacht, dass sie aufs Ganze gehen und im schlimmsten Fall sogar die Gleise blockieren wollen. Jene Gleise, die den Norden mit dem Süden verbinden, die Gotthardtstrecke, eine der wichtigsten Verkehrsachsen für den Personen- und Güterverkehr in Europa. Davon wären dann auch ausländische Reisende und internationale Transportfirmen betroffen. So etwas gab es bisher noch nicht in der Schweiz.
"Hier geht es um das Gleichgewicht zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen. Jemand setzt den Profit, den Markt, über alles andere und vergisst darüber die sozialen Aspekte und das Interesse eines ganzen Kantons, einer Region."
Die Region steht hinter den Arbeitern aus dem Lokomotivenwerk in Bellinzona. Geschlossen.
"Mit dem Lokomotivenwerk identifizieren sich die Menschen hier im Kanton Tessin. Es existiert seit mehr als 100 Jahren. Fast jede Familie im Tessin hat einen Verwandten, der hier gearbeitet hat oder noch hier arbeitet."
Matteo - Kurzhaarschnitt, modische Brille, Jeans - wird morgen bei den Verhandlungen mit der Delegation der SBB zu den Vertretern der Gewerkschaft Unia gehören. Für ihn hat der Arbeitskampf im Lokomotivenwerk auch eine symbolische Bedeutung.
"Das was hier passiert, oder zu passieren droht, passiert im Tessin, in der Schweiz, in ganz Europa."
Bellinzona als Exempel. Die Schweiz erlebt mit einiger Verspätung, was anderswo bereits Alltag geworden ist: Privatisierungen, Firmenschließungen, Schock-Sanierungen. Der Ton wird unfreundlicher zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die friedliche Sozialpartnerschaft scheint auch hier ein Auslaufmodell zu werden.