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Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien

Die erneuerbaren Energien, also Strom aus Wind, Wasser oder Biomasse beispielsweise sind teurer, verglichen mit der etablierten Konkurrenz aus Kohle, Öl oder Gas. Aber sie sind zweifelsfrei umweltfreundlicher. Nur: dieser Umweltgedanke zählt nicht mehr so viel in Zeiten, in denen es nicht mehr heißt: Hamster und Arbeitsplätze, sondern Hamster oder Arbeitsplätze. Und deshalb fühlen sich auch die Unternehmen der Erneuerbaren-Energien-Branche gemüßigt, nicht nur die Ökologie, sondern auch die Ökonomie herauszustellen. Heute hat die Branche in Berlin über die Arbeitsplätze in diesem Bereich informiert, wie viele in den vergangenen Jahren geschaffen wurden und wie sich die Zahl der Jobs in den nächsten Jahren entwickeln wird.

Von Dieter Nürnberger | 04.07.2005
    Die aktuelle Situation, die aktuellen Zahlen sind ja weitgehend bekannt - heute arbeiten rund 130.000 Beschäftige in der Branche der Erneuerbaren Energien. Die größten Arbeitgeber sind Unternehmen, die in Windkraft investieren, hier sind bisher 50.000 Arbeitsplätze entstanden, gefolgt von der Solarbranche mit 30.000 Beschäftigungsverhältnissen und schließlich den Bioenergieunternehmen, auch hier sind es bislang rund 50.000 Arbeitsplätze. Und die Aussichten für die nächsten sechs Jahre, bis 2010 also, die sind innerhalb dieser Branche weiterhin recht optimistisch. Das zeigt eine Umfrage des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, Milan Nitschke, der Geschäftsführer:

    " Die Unternehmen wollen bis 2010 deutlich mehr Arbeitsplätze schaffen. Wir haben über 300 Unternehmen unserer Branche, darunter auch die wichtigsten, befragt. Davon wollen über 70 Prozent neue Arbeitsplätze schaffen. Und jedes fünfte Unternehmen davon will die Beschäftigtenzahl sogar verdoppeln. "

    Die Umfrage wurde im Mai und Juni durchgeführt und ebenso wie die Beschäftigungsprognosen gehen auch die Umsatzerwartungen der Firmen nach oben. So erwarten dreiviertel der Unternehmen das der 2010 zu erwirtschaftende Umsatz deutlich höher sein wird als 2004. Hier schloss die Branche mit einem Gesamtumsatz von 11,5 Milliarden Euro ab, das ist der bisherige Rekord. Und zu den Aussichten ganz genereller Art gehört auch die Erwartung, dass der Anteil des Exportes am Umsatz weiterhin steigen werde. Die Branche ist ja auch ein wenig im Umbruch - es wird ja unter anderem erwartet, dass sich nun langsam auch die Großen aus der Energiebranche verstärkt bei den Erneuerbaren Energien engagieren werden. Milan Nitschke:

    " Also die Großen der Branchen sind bisher nur in einem geringen Umfang eingestiegen - beispielsweise die großen Stromerzeuger. Anders ist es bei den Mineralölkonzernen, da sind beispielsweise "Shell" und "BP" schon stärker eingestiegen. Aber "EO.N" oder auch "RWE" als Stromerzeuger kündigen bislang eher nur an. Und wenn, dann fast nur im ausländischen Geschäft. In Deutschland wollen sie sich nicht das Geschäft mit Kohle und Kernenergie kaputt machen lassen, und steigen deshalb nur sehr moderat ein. Die Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien sind fast ausschließlich in kleinen und mittelständischen Unternehmen entstanden. "

    Der Bundesverband hat heute auch Mitgliedsunternehmen hier nach Berlin gebracht. Das sind Unternehmen, deren Namen noch nicht so bekannt sein dürften - die aber durchaus Erfolg in dieser noch recht jungen Branche haben. "Q-Cells" beispielsweise produziert bei Wolfen in Sachsen-Anhalt in die Solarenergie. Daniel Cintolesi ist der Vertriebschef:

    " Man muss wissen, dass wir erst 1999 gegründet wurden. Und 2001 wurde die erste Solarzelle hergestellt. Und wir sind in diesem Jahr bereits unter den drei größten Firmen der Welt. Und man muss ganz offen sagen: Das hat das Erneuerbare-Energie-Gesetz erlaubt, ohne das EEG hätten wir das nie geschafft. "

    Man ist also zuversichtlich, allerdings hänge diese Zuversicht auch mit den politischen Rahmenbedingungen zusammen. Konkret: Man erwartet von einer möglichen neuen Bundesregierung im Herbst, dass das Erneuerbare-Energie-Gesetz erst mal so bleibt, wie es ist. Damit sich denn auch diese positiven Prognosen für die Beschäftigung erfüllen, sagt der Bundesverband.

    Auch Gerrit Holz sagt dies, er ist von der "Biogas Nord GmbH", ein richtiger Mittelständler, die Firma ist auch gerade mal 5 Jahre alt. Man produziert Biogas-Anlagen für die Landwirtschaft. Und im Moment stellt man im Schnitt zwei neue Leute pro Monat ein:

    " Die letzte Änderung beim EEG ist ja erst im August vergangenen Jahres gemacht worden. Und unser Wachstumsmotor läuft eigentlich auch erst seit August 2004. Und somit hoffen wir natürlich, dass es weitergeht. Dass war zumindest zwei Jahre Ruhe vor politischen Änderungen haben. "

    Der Jobmotor brumme also, sagt der Bundesverband Erneuerbare Energien. Und man hofft, dass diese heute vorgelegten Prognosen natürlich auch eine mögliche neue Bundesregierung überzeugen werden.