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Zoologie.- In Makakengruppen werden die Weibchen von den Männchen dominiert, meist von einem Alphamännchen. Dieses ist aber nicht automatisch der Vater aller Kinder. Das kann unterschiedliche Gründe haben, wie Göttinger Forscher nun berichten.

Von Michael Stang |
    Im Nordosten Thailands leben die Assamese-Makaken, in der Regel in kleineren Gruppen. Ihr Erkennungszeichen ist neben dem kurzen, meist gelbbraunem Fell das rötliche, unbehaarte Gesicht mit langer Schnauze. Obwohl die Weibchen den Männchen körperlich unterlegen sind, haben sie im Laufe der Evolution Einfluss auf den Erzeuger ihrer Kinder gewinnen können. Das war zumindest die Überlegung von Wissenschaftlern der Universität Göttingen.

    Bei ihren Beobachtungen hatten sie zwar wie erwartet gesehen, dass die Männchen um die paarungsbereiten Weibchen konkurrieren. Dabei verhielten sie sich jedoch ungewöhnlich - sie bildeten Koalitionen. Grund ist ein Phänomen, das auch von Menschen – vor allem in Frauen-Wohngemeinschaften - bekannt ist: die automatische Gleichschaltung des Fruchtbarkeitszyklus über Hormone, sagt Julia Ostner.

    "Aber sie sind auch noch, das haben wir gestestet, überzufällig synchron."

    Die Forscher hatten von allen erwachsenen Weibchen der Gruppe Kotproben gesammelt und anhand von Hormonanteilen deren Fruchtbarkeit bestimmt. Dadurch wussten sie, wann die Weibchen für die Männchen attraktiv sind. Zum Erstaunen der Forscher waren sie es alle zur selben Zeit. Ob als Auslöser der Mond oder Hormone in Frage kommen, ist noch nicht geklärt. Durch die synchrone – also gleichzeitige - Fruchtbarkeit der Weibchen wird für die Männchen damit das ohnehin schmale Zeitfenster der Empfängnisbereitschaft noch kleiner.

    "Wenn viele Weibchen synchron sind, kann ein einzelnes Männchen sie nicht für sich monopolisieren. Wenn die Weibchen alle schön hintereinander kommen, dann schafft das auch ein einzelnes Männchen. Und bei uns ist das genau dieser schwierige Fall für die Männchen: die Weibchen sind sehr geballt fruchtbar. Ein einzelnes Männchen schafft das nicht mehr und das führt dann auf lange Sicht eben auch genau zu diesen Koalitionen."

    Die Koalitionen seien Resultat eines Wettlaufs zwischen Männchen und Weibchen um die beste Fortpflanzungsstrategie, so Julia Ostner. Kooperationen zwischen den Männchen seien Dank synchroner Weibchen die einzige Erfolg versprechende Strategie für sie, um den eigenen Reproduktionserfolg zu erhöhen.

    "Sie gehen zusammen und sie koalieren in aggressiven Auseinandersetzungen mit einem dritten Männchen oder auch zwei gegen zwei und so weiter. Und was wir messen können ist: Je mehr Koalitionspartner ein Männchen hat, desto größer ist nachher sein Vaterschaftserfolg."

    Ein Problem besteht für die Männchen aber auch nach erfolgreicher Paarung mit einem Weibchen, die sogenannte Spermienkonkurrenz. Da sich die Weibchen in der Regel mit allen Männchen verpaaren, bleibt für die Männchen nur, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Da ein Alphamännchen in der Regel häufiger bei den Weibchen ist, erfährt es auch als erstes, wann ein Weibchen fruchtbar ist. Dann kann das Männchen zum richtigen Moment kopulieren und seine Spermien haben mehr Chancen als die eines Konkurrenten, der vielleicht schon vor oder erst nach dem Eisprung seine Chance bekommt. Um wenigsten kurz vor oder nach dem Alphamännchen an die Reihe zukommen, bleibt Julia Ostner zufolge den rangniederen Männchen nur die Möglichkeit der Koalition.

    "Natürlich aus der Not geboren, alleine schaffen sie es eben nicht. Das ist dann wieder eine Tugend eben in dem Sinne, dass, je mehr sie kooperieren, desto mehr Jungtiere werden sie zeugen. Also die Männchen, die keine Freunde haben, keine Alliierten, die werden nachher weniger Kinder zeugen als die, die sozial stark integriert sind und viele Freunde haben, viele Koalitionspartner."

    Die Weibchen sind mit ihrer synchronen Fruchtbarkeit ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Kooperationsbereitschaft der Männchen. Und da dieser mit einem Reproduktionserfolg gekoppelt ist, erhöht eine Kooperation automatisch die Chancen auf eine Vaterschaft.