Jaime Caldron sieht erschöpft aus: Acht Stunden hat sein Flug von Mexiko nach Düsseldorf gedauert:
"Der Flug war ok, aber es ist niemals schön zu fliegen, finde ich. Also ich habe immer Angst, jetzt habe ich mehr Angst gekriegt!"
"Warum haben Sie jetzt mehr Angst bekommen?"
"Weil sie gesagt haben, dass manchmal die Piloten einschlafen während des Flugs!"
Sie, das sind drei Piloten der Vereinigung Cockpit. Über mehrere Wochen laufen immer wieder Mitglieder der Gewerkschaft über deutsche Flughäfen. Sie suchen die Unterstützung der Passagiere, sammeln Unterschriften, machen auf ihre Situation aufmerksam: Ein neues europäisches Gesetz soll ihre Flugdienstzeiten verändern. Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA wird dafür im Spätsommer einen Gesetzentwurf vorlegen – und was davon bisher bekannt ist gefällt Piloten und Kabinenpersonal überhaupt nicht: Schon jetzt bewegen sich ihre Arbeitszeiten fernab von üblichen Acht-Stunden-Schichten, erklärt Thomas Mildenberg. Der Vize-Vorsitzende der Vereinigung Cockpit ist seit zwölf Jahren Kapitän.
"Das gesetzliche Maximum geht tagsüber bis zu 14 Stunden, und nachts sind es fast zwölf Stunden. Das ist viel zu viel Arbeit und es ist noch mehr, wenn sie so viele Leben in ihren Händen haben."
Seit 2008 werden die Flugdienstzeiten auf europäischer Ebene einheitlich geregelt. Seitdem wurden etliche wissenschaftliche Untersuchungen von der Flugsicherheitsbehörde in Auftrag gegeben. Es sollte geprüft werden, welche Arbeitszeiten angemessen sind und inwiefern sie angepasst werden müssen, je nach dem, ob die Piloten lange Strecken fliegen oder Kurzstrecken mit mehreren Starts und Landungen an einem Tag. Die Ergebnisse der Untersuchungen seien jedoch in dem neuen Gesetzesentwurf kaum beachtet worden, bemängelt Kapitän Thomas Mildenberg:
"Die Wissenschaftler haben gesagt, dass man nachts nicht länger als zehn Stunden arbeiten sollte. Dass man tagsüber nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen – bestimmte Zeiten des Beginns, Anzahl der Starts und Landungen – maximal 13 Stunden arbeiten sollte. Und wenn man mehr als einmal landet, sollte entsprechend Flugdienstzeit abgezogen werden zwischen 30 und 40 Minuten. Und das finden wir in dem gegenwärtigen Gesetzesentwurf nur sehr unvollkommen wieder."
Tatsächlich bestätigt die Flugsicherheitsbehörde in einem schriftlichen Statement an den Deutschlandfunk, dass entgegen des Rats der Wissenschaftler die Arbeitszeiten für Piloten nachts nicht zehn, sondern elf Stunden betragen werden. Im Vergleich zur momentanen Lage, in der die Besatzungsmitglieder nachts bis zu zwölf Stunden tätig sein durften, sei dies jedoch eine Verbesserung. Zudem würde die Flugsicherheitsbehörde nun auch den Anstrengungen mehrerer Starts und Landungen Rechnung tragen, heißt es weiter in dem Statement.
"Im Einklang mit dem wissenschaftlichen Gutachten werden mehrere Starts und Landungen während eines Flugdienstes als ermüdender betrachtet als ein einzelner Langstreckenflug. Aus diesem Grund wird ab dem dritten Start und Landung die Flugdienstzeit um 30 Minuten verkürzt."
Die Vereinigung Cockpit warnt: Schon jetzt sei die Belastung für die Besatzung zu hoch. Die Gewerkschaft machte eine Umfrage unter ihren Mitgliedern. Rund jeder dritte Pilot hat darin eingeräumt schon einmal unbeabsichtigt eingeschlafen zu sein. Was aber ist die Ursache für die Pläne der EASA? Stellen Sie die wirtschaftlichen Interessen der Fluggesellschaften vor die Sicherheit der Passagiere und Besatzungen? Ein Beispiel: Wenn die Flugdienstzeiten verkürzt würden, müsste mehr Personal her und das wiederum hätte Folgen für die Ticketpreise. Mit einer Erhöhung im einstelligen%bereich könnte dann gerechnet werden.
"Wenn ich dafür überlebe, finde ich das einen fairen Preis."
Der Preis fürs Fliegen. Durch die Billigflieger wurde die Branche in den letzten Jahren kräftig durcheinandergewirbelt. Der Kostendruck steigt, nicht nur auf die Fluggesellschaften und ihre Besatzungen, sondern auch auf die Passagiere: Gebühren für Kreditkartenbuchungen, Aufpreis fürs Gepäck und kein kostenloser Tomatensaft mehr. Das ist nicht mehr nur bei den klassischen Billigfliegern so. Ärgerlich für die Passagiere wird es, wenn sich die Flüge verspäten oder von der Fluggesellschaft ganz annulliert werden müssen. Eigentlich stehen dem Fluggast dann Schadenersatzzahlungen zu – aber Anfragen von Passagieren werden oftmals einfach ausgesessen. In Deutschland sollen solche Fälle bald vor eine neue Schlichtungsstelle für den Luftverkehr gebracht werden können. Ob die Fluggesellschaften sich auch daran beteiligen, können sie aber selber entscheiden. Es geht eben ums Geld, keine Frage. Übrigens auch für die Passagiere. Mit ihrer Nachfrage nach billigen Flügen, sind sie nicht ganz unbeteiligt am Spardruck der Fluggesellschaften.
"Der Flug war ok, aber es ist niemals schön zu fliegen, finde ich. Also ich habe immer Angst, jetzt habe ich mehr Angst gekriegt!"
"Warum haben Sie jetzt mehr Angst bekommen?"
"Weil sie gesagt haben, dass manchmal die Piloten einschlafen während des Flugs!"
Sie, das sind drei Piloten der Vereinigung Cockpit. Über mehrere Wochen laufen immer wieder Mitglieder der Gewerkschaft über deutsche Flughäfen. Sie suchen die Unterstützung der Passagiere, sammeln Unterschriften, machen auf ihre Situation aufmerksam: Ein neues europäisches Gesetz soll ihre Flugdienstzeiten verändern. Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA wird dafür im Spätsommer einen Gesetzentwurf vorlegen – und was davon bisher bekannt ist gefällt Piloten und Kabinenpersonal überhaupt nicht: Schon jetzt bewegen sich ihre Arbeitszeiten fernab von üblichen Acht-Stunden-Schichten, erklärt Thomas Mildenberg. Der Vize-Vorsitzende der Vereinigung Cockpit ist seit zwölf Jahren Kapitän.
"Das gesetzliche Maximum geht tagsüber bis zu 14 Stunden, und nachts sind es fast zwölf Stunden. Das ist viel zu viel Arbeit und es ist noch mehr, wenn sie so viele Leben in ihren Händen haben."
Seit 2008 werden die Flugdienstzeiten auf europäischer Ebene einheitlich geregelt. Seitdem wurden etliche wissenschaftliche Untersuchungen von der Flugsicherheitsbehörde in Auftrag gegeben. Es sollte geprüft werden, welche Arbeitszeiten angemessen sind und inwiefern sie angepasst werden müssen, je nach dem, ob die Piloten lange Strecken fliegen oder Kurzstrecken mit mehreren Starts und Landungen an einem Tag. Die Ergebnisse der Untersuchungen seien jedoch in dem neuen Gesetzesentwurf kaum beachtet worden, bemängelt Kapitän Thomas Mildenberg:
"Die Wissenschaftler haben gesagt, dass man nachts nicht länger als zehn Stunden arbeiten sollte. Dass man tagsüber nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen – bestimmte Zeiten des Beginns, Anzahl der Starts und Landungen – maximal 13 Stunden arbeiten sollte. Und wenn man mehr als einmal landet, sollte entsprechend Flugdienstzeit abgezogen werden zwischen 30 und 40 Minuten. Und das finden wir in dem gegenwärtigen Gesetzesentwurf nur sehr unvollkommen wieder."
Tatsächlich bestätigt die Flugsicherheitsbehörde in einem schriftlichen Statement an den Deutschlandfunk, dass entgegen des Rats der Wissenschaftler die Arbeitszeiten für Piloten nachts nicht zehn, sondern elf Stunden betragen werden. Im Vergleich zur momentanen Lage, in der die Besatzungsmitglieder nachts bis zu zwölf Stunden tätig sein durften, sei dies jedoch eine Verbesserung. Zudem würde die Flugsicherheitsbehörde nun auch den Anstrengungen mehrerer Starts und Landungen Rechnung tragen, heißt es weiter in dem Statement.
"Im Einklang mit dem wissenschaftlichen Gutachten werden mehrere Starts und Landungen während eines Flugdienstes als ermüdender betrachtet als ein einzelner Langstreckenflug. Aus diesem Grund wird ab dem dritten Start und Landung die Flugdienstzeit um 30 Minuten verkürzt."
Die Vereinigung Cockpit warnt: Schon jetzt sei die Belastung für die Besatzung zu hoch. Die Gewerkschaft machte eine Umfrage unter ihren Mitgliedern. Rund jeder dritte Pilot hat darin eingeräumt schon einmal unbeabsichtigt eingeschlafen zu sein. Was aber ist die Ursache für die Pläne der EASA? Stellen Sie die wirtschaftlichen Interessen der Fluggesellschaften vor die Sicherheit der Passagiere und Besatzungen? Ein Beispiel: Wenn die Flugdienstzeiten verkürzt würden, müsste mehr Personal her und das wiederum hätte Folgen für die Ticketpreise. Mit einer Erhöhung im einstelligen%bereich könnte dann gerechnet werden.
"Wenn ich dafür überlebe, finde ich das einen fairen Preis."
Der Preis fürs Fliegen. Durch die Billigflieger wurde die Branche in den letzten Jahren kräftig durcheinandergewirbelt. Der Kostendruck steigt, nicht nur auf die Fluggesellschaften und ihre Besatzungen, sondern auch auf die Passagiere: Gebühren für Kreditkartenbuchungen, Aufpreis fürs Gepäck und kein kostenloser Tomatensaft mehr. Das ist nicht mehr nur bei den klassischen Billigfliegern so. Ärgerlich für die Passagiere wird es, wenn sich die Flüge verspäten oder von der Fluggesellschaft ganz annulliert werden müssen. Eigentlich stehen dem Fluggast dann Schadenersatzzahlungen zu – aber Anfragen von Passagieren werden oftmals einfach ausgesessen. In Deutschland sollen solche Fälle bald vor eine neue Schlichtungsstelle für den Luftverkehr gebracht werden können. Ob die Fluggesellschaften sich auch daran beteiligen, können sie aber selber entscheiden. Es geht eben ums Geld, keine Frage. Übrigens auch für die Passagiere. Mit ihrer Nachfrage nach billigen Flügen, sind sie nicht ganz unbeteiligt am Spardruck der Fluggesellschaften.