Es lebe die deutsch-chinesische Freundschaft. Die Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau, der längst zu einer Repräsentationsfläche für die auswärtigen Kulturbeziehungen geworden ist, ist glanzvoll und mit archäologischen Kostbarkeiten nur so gespickt. Auch das Wort "Sensationsfunde", das schon in der Ankündigung prangt und das die Kuratoren oft und gern wiederholen, ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man damit den Erhaltungszustand der oft jahrtausendealten Grabfunde meint, die in der Ausstellung zu sehen sind.
Die klimatischen und geografischen Bedingungen in und rund um die riesige Taklamakan-Wüste im äußersten Westen Chinas haben dafür gesorgt, dass selbst Textilien in einer farblichen Pracht erhalten sind, die erstaunlich ist. Auch spektakuläre Funde sind zu sehen unter den 171 Exponaten: Die prachtvolle Maske und das herrliche Gewand eines Verstorbenen vermutlich aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert; die Mumie eines Kleinkindes, 2800 Jahre alt und so anrührend-liebevoll in Leinenstoff gehüllt, dass sich vor allem Besucherinnen zu spontanen Ausrufen genötigt fühlen. Oder der nicht minder eindrucksvolle Bootsfriedhof, mitten in der Wüste ausgegraben, mit Gräbern in Form von Nachen, die an Stegen festgemacht haben. Um 1100 vor Christus befand sich am Fundort noch der grosse Lop-Nor- See, dessen Zuflüsse aus dem umliegenden Hochland jedoch längst versiegt sind und der bald danach selbst verschwand.
In diesem riesigen Grabungsareal der autonomen Provinz Xinjiang, anderthalb mal so groß wie die Bundesrepublik und heute eine faszinierende Einöde im Hinterland, befand sich einst zweifellos einer der wichtigsten Knotenpunkte der erst später so genannten Seidenstraße. Die einst reichen Weidegründe wurden in der Antike von zahlreichen und wechselnden Völkerschaften bewohnt. Hier gab es weite Handelswege in alle Richtungen, mit chinesischen Waren und Kunsthandwerk, lange bevor sich das chinesische Reich weiter nach Westen ausdehnte. Die Ausstellung dokumentiert dann mit ihren Funden eine Zeitspanne, die bis in jene Zeit des ersten Jahrtausends nach Christus hineinreicht, in der sich die erste Globalisierungswelle der Wirtschaftswelt vollzog; in der organisierte Händler aus dem Iran und dem Mittelmeerraum hier hindurchzogen, sich eigene Handelsstationen aufbauten und den Warenaustausch mit China professionalisierten. Zu dieser Zeit sammeln sich Ethnien und Beigaben verschiedenster Herkunft in den Gräbern, Totenmasken nach westlicher Tradition werden angelegt, Totenkulte gehen über in einen sonderbaren Synkretismus, der Stile und Riten miteinander mischt.
Diese Erkenntnisse selbst sind natürlich nicht neu. Der Grund für diese Ausstellung sind die Exponate selbst und die Tatsache, dass sie den guten Stand der deutsch-chinesischen Beziehungen symbolisieren sollen. Ausstellungen dieser Art, in denen Kulturschätze gewissermaßen die Begleitmusik zu politischen Entwicklungen abgeben, gibt es in Berlin immer wieder, seit die Bundesregierung hier ihren Sitz hat. In diesem Fall ist es besonders sinnfällig, weil die "Erneuerung der Seidentrasse" längst zu einem ganz heutigen geopolitischen Slogan geworden ist. Er umschreibt die heutigen Wirtschaftbeziehungen der EU mit Asien unter Umgehung des russischen Territoriums: Pipelines aus dem Kapischen Meer, Georgien als NATO-Vorposten gegenüber Iran, China und Indien als Boom-Märkte in Fernost Passenderweise haben die Außenminister beider Länder die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen. Von Tibet, das übrigens an das Grabungsgebiet von Xinjiang angrenzt, oder dem Besuch des Dalai Lama bei Kanzlerin Merkel, der kürzlich für heftige Verstimmung auf chinesischer Seite sorgte, redet man bei dieser Gelegenheit natürlich lieber nicht, diese Ausstellung war ja auch schon viel länger geplant. Auch nicht von den Protesten von Exiltibetern, als vor einem halben Jahr die Staatlichen Museen Berlin Tibetische Tempelschätze ausstellten, die natürlich von der chinesischen Regierung ausgeliehen worden waren. Die unsichtbaren Hintergründe dieser Ausstellung sind also mindestens genauso interessant wie die schönen alten Grabungsfunde selbst.
Die klimatischen und geografischen Bedingungen in und rund um die riesige Taklamakan-Wüste im äußersten Westen Chinas haben dafür gesorgt, dass selbst Textilien in einer farblichen Pracht erhalten sind, die erstaunlich ist. Auch spektakuläre Funde sind zu sehen unter den 171 Exponaten: Die prachtvolle Maske und das herrliche Gewand eines Verstorbenen vermutlich aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert; die Mumie eines Kleinkindes, 2800 Jahre alt und so anrührend-liebevoll in Leinenstoff gehüllt, dass sich vor allem Besucherinnen zu spontanen Ausrufen genötigt fühlen. Oder der nicht minder eindrucksvolle Bootsfriedhof, mitten in der Wüste ausgegraben, mit Gräbern in Form von Nachen, die an Stegen festgemacht haben. Um 1100 vor Christus befand sich am Fundort noch der grosse Lop-Nor- See, dessen Zuflüsse aus dem umliegenden Hochland jedoch längst versiegt sind und der bald danach selbst verschwand.
In diesem riesigen Grabungsareal der autonomen Provinz Xinjiang, anderthalb mal so groß wie die Bundesrepublik und heute eine faszinierende Einöde im Hinterland, befand sich einst zweifellos einer der wichtigsten Knotenpunkte der erst später so genannten Seidenstraße. Die einst reichen Weidegründe wurden in der Antike von zahlreichen und wechselnden Völkerschaften bewohnt. Hier gab es weite Handelswege in alle Richtungen, mit chinesischen Waren und Kunsthandwerk, lange bevor sich das chinesische Reich weiter nach Westen ausdehnte. Die Ausstellung dokumentiert dann mit ihren Funden eine Zeitspanne, die bis in jene Zeit des ersten Jahrtausends nach Christus hineinreicht, in der sich die erste Globalisierungswelle der Wirtschaftswelt vollzog; in der organisierte Händler aus dem Iran und dem Mittelmeerraum hier hindurchzogen, sich eigene Handelsstationen aufbauten und den Warenaustausch mit China professionalisierten. Zu dieser Zeit sammeln sich Ethnien und Beigaben verschiedenster Herkunft in den Gräbern, Totenmasken nach westlicher Tradition werden angelegt, Totenkulte gehen über in einen sonderbaren Synkretismus, der Stile und Riten miteinander mischt.
Diese Erkenntnisse selbst sind natürlich nicht neu. Der Grund für diese Ausstellung sind die Exponate selbst und die Tatsache, dass sie den guten Stand der deutsch-chinesischen Beziehungen symbolisieren sollen. Ausstellungen dieser Art, in denen Kulturschätze gewissermaßen die Begleitmusik zu politischen Entwicklungen abgeben, gibt es in Berlin immer wieder, seit die Bundesregierung hier ihren Sitz hat. In diesem Fall ist es besonders sinnfällig, weil die "Erneuerung der Seidentrasse" längst zu einem ganz heutigen geopolitischen Slogan geworden ist. Er umschreibt die heutigen Wirtschaftbeziehungen der EU mit Asien unter Umgehung des russischen Territoriums: Pipelines aus dem Kapischen Meer, Georgien als NATO-Vorposten gegenüber Iran, China und Indien als Boom-Märkte in Fernost Passenderweise haben die Außenminister beider Länder die Schirmherrschaft für die Ausstellung übernommen. Von Tibet, das übrigens an das Grabungsgebiet von Xinjiang angrenzt, oder dem Besuch des Dalai Lama bei Kanzlerin Merkel, der kürzlich für heftige Verstimmung auf chinesischer Seite sorgte, redet man bei dieser Gelegenheit natürlich lieber nicht, diese Ausstellung war ja auch schon viel länger geplant. Auch nicht von den Protesten von Exiltibetern, als vor einem halben Jahr die Staatlichen Museen Berlin Tibetische Tempelschätze ausstellten, die natürlich von der chinesischen Regierung ausgeliehen worden waren. Die unsichtbaren Hintergründe dieser Ausstellung sind also mindestens genauso interessant wie die schönen alten Grabungsfunde selbst.