berichtet Hannes Griebel, Vorstandsmitglied der Mars Society Deutschland. Manchmal sind die ungewöhnlichen Ideen die naheliegendsten. Während "MarsExpress" um den Mars herumfliegt und die beiden Rover auf ihm herumfahren, werden auf beiden Seiten des Atlantiks längst die nächsten Sonden zu unserem Nachbarn im All geplant. Sigmar Wittig, der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Es gibt natürlich ein Programm bei der Esa - das nennt sich Aurora -, das also weiter auf die Mars-Erkundung zielt. Aber vorher arbeiten wir auch noch mit unseren amerikanischen Kollegen enger zusammen und versuchen, kleinere Geräte auch da zum Mars zu schicken.
Und da böte sich sogar ein sehr leichtes Gerät an: ARCHIMEDES nämlich - der erste Mars-Ballon. Der Physiker Archimedes von Syrakus lebte im dritten Jahrhundert vor Christus und entdeckte das später nach ihm benannte Archimedische Prinzip. Dieses besagt, dass die Auftriebskraft eines Körpers stets genau so groß ist wie die Gewichtskraft der vom Körper verdrängten Flüssigkeitsmenge. Dieses Prinzip lässt Schiffe schwimmen und Ballone aufsteigen.
Das gestaltet sich auf dem Mars insofern sehr schwierig, als dass Mars eine dünne Atmosphäre hat. Der Ballon ist sicherlich das technisch einfachste aller Luftfahrzeuge und soll in diesem Fall in der Mars-Atmosphäre auch als Forschungsballon eingesetzt werden, so dass man zum ersten Mal aus der Luft Messungen machen kann und über eine größere Distanz hinweg, als das etwa Landefahrzeuge oder Rover oder Stationen überhaupt können,
erklärt Hannes Griebel das Vorhaben ARCHIMEDES, dessen Anfangsbuchstaben in der Übersetzung für "fliegende Langstreckensonde" stehen, welche eine hochauflösende Kamera dabei hat, ein magnetometrisches Experiment und direkte Umweltsensoren.
Der Mars hatte also in der Vergangenheit womöglich ein Magnetfeld, wie es die Erde hat. Heutzutage hat er keins mehr. Man kann aber ein sehr fragmentiertes, also ein sehr bruchstückhaftes, schwaches Magnetfeld, welches sich über die Oberfläche verteilt, heute noch messen. Von außerhalb der Atmosphäre kann man das Magnetfeld aber überhaupt nicht messen. Das liegt an den Eigenschaften der Ionosphäre. Ein Ballon kann das sehr viel besser, weil der natürlich klar unterhalb der Ionosphäre schwebt und natürlich dichter dran ist und deshalb die räumliche Auflösung sehr viel besser gewährleisten kann. Das ist das, was die Planetologen im wesentlichen interessiert, um die Geschichte der Kruste des Mars nachvollziehen zu können.
ARCHIMEDES wird von einem deutsch-finnischen Konsortium unter Federführung der Universität der Bundeswehr in München vorgeschlagen und könnte bereit 2007 als Sekundärnutzlast bei einem herkömmlichen Raketenstart platz- und kostensparend abheben. Eine hochauflösende Kamera sowie die anderen Messinstrumente würden dabei unterhalb des Ballons in einer Gondel platziert.
Natürlich ist eine Kamera auch ein wissenschaftlich sehr interessantes Experiment, da man gerade hier Aufnahmen aus einer schrägen Perspektive machen und damit Berge und Täler aufnehmen kann, die aus dem Weltraum nicht sichtbar sind. Und die halten für Geologen doch wesentliche Schlüsselinformationen bereit, die wir heute noch nicht wahrnehmen können.
Auch die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA denkt derzeit über Ballons auf dem Mars nach, möchte diese aber motorisieren und von der Erde aus steuern können. Während ARCHIMEDES nur eine Lebensdauer von zehn Tagen hätte, da die Ballonhaut dann den extremen Temperaturunterschieden auf dem Mars nicht länger gewachsen wäre, soll das NASA-Projekt hundert Tage durchhalten und den gesamten Planeten aus dem Ballon filmen.