Archiv


Archivierte Boten aus dem All

Geologie. - Meteorite gewähren Forschern nicht nur Einblicke in die Frühzeit des Universums, sondern geben auch geochemische Einzelheiten von Planeten wie dem Mars preis, die selbst Bohrungen von Robotern vor Ort nicht liefern können. Deshalb dienen Meteoritenarchive als Referenzdatenbanken, in denen Wissenschaftler an der Vulkanologie und Geochemie von Mars und Mond forschen - so auch am Frankfurter Meteoritenarchiv.

Von Michael Stang |
    " Da gibt's also alle Varianten. Ich zeige ihnen jetzt gerade mal Allende, solche Individuen, wie man das nennt. "

    Allende ist der Name eines Meteoriten, den es 1969 am Himmel zerriss, eher er in Mexiko nahe des Ortes Allende zu Boden ging.

    " Die haben glatte Oberflächen, im Idealfall diese schwarzen Schmelzkrusten und wenn man sie dann ansägt, sieht man hier im inneren dieses Grau. "

    In der Außenstelle des Forschungsinstituts Senckenberg in Frankfurt befindet sich unter der Obhut von Jutta Zipfel eine der größten und wissenschaftlich wertvollsten Meteoritensammlung im Land.

    " Also, prinzipiell kann man die natürlich daran erkennen, dass die alle so eine schöne Schmelzkruste haben. "

    1900 Eisen- und Steinmeteorite lagern im zweiten Stock des alten Gebäudes. Da die Himmelskörper nicht nur einen wissenschaftlichen, sondern auch finanziellen Wert haben, bringen manchmal mehrmals pro Woche Menschen Funde bei Jutta Zipfel vorbei - in der Hoffnung, dass es sich dabei tatsächlich um einen Meteoriten handelt.

    " Na ja, ich muss sagen was so prinzipiell hier gefunden wurde von Leuten hat sich bisher noch nie herausgestellt, dass ein Meteorit darunter war. Also das ist schon mal eine Enttäuschung, für den Anfang. Die Wahrscheinlichkeit, hier in unserem Gelände wirklich einen Meteoriten zu finden, ist sehr, sehr klein. "

    Das macht die seltenen Funde umso wertvoller. An manchen Meteoriten kann man noch die Fallrichtung erkennen, sagt Jutta Zipfel und wuchtet zum Beweis den medizinballgroßen und noch schwereren Horace hoch, der im amerikanischen Kansas gefunden wurde. Mit seinem Gewicht macht er der zierlichen Forscherin etwas zu schaffen.

    " Das ist so ein flugorientiertes Stück. Was passiert beim Durchgang durch die Atmosphäre, dass man richtig sieht, wie die Schmelze nach hinten weggedrückt wird und das macht dann so wunderschöne Strukturen an der Oberfläche. "

    Während Meteorite mehrere, manchmal Hunderte von Millionen Jahren durch das Weltall fliegen, ist ihre irdische Überlebensdauer Dank ihres hohen Eisenanteils begrenzt.

    " Gerade die alten Stücke, die rosten sehr, sehr gerne. Also deswegen haben wir viele der empfindlichen Stücke, zum Beispiel diese Toluca-Scheiben hier vorne in solchen Exsiccatoren untergebracht, unten mit einem Trockenmittel rein, damit die Feuchtigkeit möglichst direkt entzogen wird und dass das nicht so stark rostet. "

    In großen luftdichten Glasbottichen, die an Bowleschüsseln erinnern, versuchen die Forscher Funde wie etwa die Überreste des Toluca-Meteoriten, der 1776 von spanischen Konquistadoren in Mexiko entdeckt wurde, vor der Verwitterung zu schützen. Nur für wissenschaftliche Untersuchungen nimmt Jutta Zipfel sie heraus oder wenn sie kleine Stücke absägen will, um im Tausch mit anderen Archiven die eigene Sammlung zu vergrößern.
    Meteoriten stammen von Mars, Mond und so genannten Kleinplaneten aus dem Kleinplanetengürtel zwischen Jupiter und Mars. Der Beweis, dass ein Fund vom Mond stammt, ist seit den Apollomissionen, die Vergleichsstücke zur Erde gebracht haben, einfach. Für Marsmeteoriten gibt es das erst seit kurzem.

    " Der erste direkte Beweis der kam war bei den Vikingmissionen auf der Oberfläche von Mars wurde die Atmosphärenzusammensetzung gemessen und in diesen Marsmeteoriten wurden dann später eben Glaseinschlüsse gefunden, die genau diese atmosphärischen Gase eingeschlossen hatten. "

    Obwohl Marsmissionen zunehmen und die Untersuchungen vor Ort immer präziser werden, können solche Analysen noch lange nicht die Daten liefern, die Forscher für geochemische Marsmodelle benötigen. Grundlagenforschung findet daher in Archiven wie dem in Frankfurt statt. Aber nicht nur wegen ihres wissenschaftlichen Werts schätzt Jutta Zipfel die Boten aus dem All, manchmal auch wegen ihrer Schönheit.

    " Das hier ist jetzt eine Scheibe von einem so genannten Pallasit, ein Stein-Eisen Meteorit. Und für mich sind das die ästhetischen, wirklich ästhetischen Stücke unter den Meteoriten. Es ist also ganz fein verteiltes Eisen, Nickellegierung, also dieses Metall. Und eingebettet in diesen Metallen, die miteinander verbunden sind, sitzen Olivinkristalle. Und wenn man die gegen das Fenster hält, dann fällt das Licht durch die Olivinkristalle und wir haben also wie so ein Kirchenfenster. "