Nachdem dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt anfänglich die Einreise zur WM verweigert wurde, lenkte die russische Regierung nun ein und hat das Einreiseverbot gegen den Journalisten aufgehoben.
Seppelt selbst hat keine Erklärung für das plötzliche Einlenken der russisschen Regierung, wie er im Gespräch mit @mediasres erzählt. Klar sei für ihn allerdings, dass die Bundesregierung Schritte unternommen und sich eingemischt habe, weil sie die Sitation auch nicht als angemessen oder richtig empfunden habe: "Und insofern hörte ich von Kontakten zwischen der Bundesreigerung und der Botschaft der russischen Föderation in Berlin und Kontakten natürlich auch zur deutschen Botschaft in Moskau, wo die Lage sondiert worden sein soll."
"Beraten intern, wie wir mit dieser Situation umgehen"
Darüber hinaus vermutet Seppelt auch, dass die FIFA einen Teil zur Genehmigung seines Visums beigetragen habe: "Die Russen hätten gegen die vertraglichen Verpflichtungen des Ausrichterlandes verstoßen, wenn sie den freien Zugang für Journalisten zur Fußball-WM nicht gewährleistet hätten."
Ob er nun auch zur WM fahre, könne er allerdings noch nicht sagen, so Seppelt. Das Ganze sei noch so frisch, dass man sich jetzt erstmal sortieren müsse. Natürlich habe man das Visum beantragt vor dem Hintergrund, dass er als Berichterstatter zur WM fahre. Die Situation müsse jetzt aber neu geprüft werden. Denn: "Ein staatliches Untersuchungskommittee will mich einvernehmen und Mittel dazu ergreifen, wie ich gelesen habe. Und das führt natürlich schon dazu, dass wir intern beraten müssen, wie wir mit dieser Situation umgehen."
Seppelt befürchte außerdem, "dass wir unter gehöriger Beobachtung stehen würden, wenn wir in Russland recherchieren und unterwegs sind. Das muss man jetzt genau prüfen, bevor man sich überlegt, was wir machen und wie wir damit umgehen."
Visumsverweigerung "eine neue Dimension"
Dass einem Journalisten zu einem sportlichen Großereignis ein Einreiseverbot erteilt worden ist, ist für Seppelt ein absolutes Novum - er könne sich an keinen ähnlichen Fall erinnern, so der Journalist im Dlf. "Erstmal weil es, wie gesagt, gegen die Verträge ist und zweitens, weil es ein massiver Eingriff in die Pressefreiheit ist."
Es habe in einigen Ländern in den letzten Jahren Menschen gegeben, die mit seinen Doping-Recherchen und seiner Berichterstattung aus subjektiver Sicht nicht einverstanden gewesen seien, "aber selbst in China beispielsweise 2008, wo wir durchaus auch Dinge gemacht haben, die den chinesischen Machthabern gar nicht gefallen haben, kam keiner auf die Idee, ein Visum zu verweigern. Das ist eine neue Dimension."