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WM-Visum für Hajo Seppelt
"Ich muss mir das in den Einzelheiten genau anschauen"

Russland hat das Einreiseverbot für den ARD-Journalisten und Dopingexperten Hajo Seppelt aufgehoben. Im Falle einer Einreise will ihn das Staatliche Ermittlungskomitee allerdings vernehmen. Hintergrund sind die Ermittlungen gegen den ehemaligen Direktor des russischen Anti-Doping-Labors Grigorij Rodtschenkow.

Von Daniela Müllenborn | 15.05.2018
    Der deutsche ARD-Journalist und Doping-Experte Hajo Seppelt
    Der Doping-Experte Hajo Seppelt (dpa /Jean-Christophe Bott/KEYSTONE)
    Das Einreiseverbot ist aufgehoben - Hajo Seppelt erhält ein Visum, darf nun doch zur Fußball-WM nach Russland reisen. Für den ARD-Doping-Experten eine überraschende Wendung. Immerhin war er von Russland zur unerwünschten Person erklärt worden:
    "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich das so schnell wieder ändern würde. Gleichwohl müssen wir uns jetzt erst mal sortieren, und ich muss mir das in den Einzelheiten genau anschauen. Und wir werden das in der ARD jetzt sicherlich genau intern diskutieren und abstimmen, wie das weitere Vorgehen jetzt sein wird in dieser Angelegenheit."
    Eines hat die russische Justiz nämlich schon angekündigt: Falls Hajo Seppelt zur WM kommen sollte, werde sie ihn vernehmen, zu seinen Enthüllungen über angebliches Doping befragen. Aussagen, die nachdenklich machen.
    "Wenn es tatsächlich so ist, dass ein staatliches Untersuchungskomitee mich einvernehmen will als Journalist, dann müssen wir schon genau prüfen, die Hintergründe dazu und was es damit auf sich hat."
    Grindel und Infantino im Gespräch
    Hajo Seppelt hatte mit seinen Recherchen die Aufdeckung des russischen Doping-Systems ins Rollen gebracht. Vergangene Woche hatten die russischen Behörden dann seine bereits vorhandene Arbeitserlaubnis für den Zeitraum der Fußball-WM für ungültig erklärt, was die Bundesregierung scharf kritisierte. Sie forderte Moskau auf, das Einreiseverbot aufzuheben. Auch DFB und FIFA hatten sich für den Journalisten eingesetzt, berichtete DFB-Präsident Reinhard Grindel am Rande der Pressekonferenz zur Nominierung des vorläufigen deutschen WM-Kaders:
    "Ich habe heute Morgen mit dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino gesprochen und habe auch noch einmal den Eindruck gewonnen, dass er mit allem Nachdruck darauf dringt, dass die Regeln, die wir zwischen dem Land, das eine WM austrägt und dem Veranstalter auch eingehalten werden."
    Ganz allgemein gilt, dass Ausrichter von internationalen Sportveranstaltungen im sogenannten Gastgeber-Vertrag die freie Einreise und Berichterstattung von Journalisten staatlich garantieren müssen. Dies scheint auch zwischen WM-Gastgeber Russland und der FIFA der Fall zu sein. Trotzdem war das von der ARD beantragte und bereits ausgestellte Visum für Hajo Seppelt in der vergangenen Woche für ungültig erklärt worden.