"Der ARD-Hörspielpreis 2007 geht an die SWR-Produktion 'Enigma Emmy Göring' von Werner Fritsch. Unter der Regie des Autors entwickelt die Schauspielerin Irm Hermann in der Rolle der Gattin Hermann Görings einen furiosen Monolog. Wir hören einer lebenslang in sich selbst und im Schreckenssystem des Nationalsozialismus verfangenen Schokoladenfabrikantentochter, Gretchendarstellerin und fanatischen Machtanbeterin beim verlogenen Erinnern zu. Die meisterhafte Komposition von Text und Stimme, Geräusch und Musik setzt uns mit beklemmender Intensität der Spannung zwischen Kitsch und Terror aus."
Während Hannah Arendt von der "Banalität des Bösen" schrieb, entlarvt die Frau von Hermann Göring in diesem ursprünglich für die Bühne geschriebenen Monolog die abgründige Verlogenheit der Barbarei. Eine Ikone aus dem Kino des Rainer Werner Fassbinder, nämlich Irm Hermann spricht Emmy Göring.
Frau Hermann, wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Ich muss gestehen, dass ich über Emmy Göring nicht sehr viel gelesen haben, weil ich mich einfach auf diesen Text einlassen wollte. Das, was mich gereizt hat an diesem Text, ist das Fiktive und diese sprachliche Überhöhung, die der Werner Fritsch da geschaffen hat. Das ist ja ein fiktiver Monolog. Es ist die Darstellung dieser grauenhaften Person in künstlicher Sprache.
Mussten Sie sich einfühlen in diese grauenhafte Person oder hatten sie eine Distanz zu ihrer Figur?
Natürlich hatte ich eine Distanz zu dieser Figur. Ich kann mich auch nicht in sie einfühlen und trotzdem kann ich, wenn ich das lese, mir sie als simpel gestrickte Frau vorstellen, die natürlich auch auf eine Karriere aus und vom Theater besessen war. Sie wollte ja immer alle großen Rollen spielen. Und sie hat in Hermann Göring ihre große Chance gewittert.
Wie war die Arbeit im Studio?
Ich habe erst einmal angeboten, den ganzen Monolog in einem zu lesen. Mit meiner intuitiven Art habe ich den Text so gebracht, wie ich mir das denke. Davon waren eigentlich alle im Studio ganz angetan. Vielleicht hätte man das auch so lassen können. Dann wäre da etwas anderes bei herausgekommen, vielleicht sogar etwas schrägeres. Es ging natürlich wieder nicht, weil die Ansprüche des Senders, der Hörer so sind. Da muss man detaillierter arbeiten. Wir haben dann den Text Stück für Stück erarbeitet. Werner Fritsch hat sich seine Zeit erbeten. Wir hatten also nicht nur zwei Tage, sondern eine ganze Woche. Wir haben täglich nur drei, vier Stunden gearbeitet. Mehr ging gar nicht. Sich in diese Emmy Göring hineinzubohren kostet viel Kraft.