Freitag, 10. Mai 2024

Westjordanland
ARD-Team von israelischen Soldaten bedroht

Ein Team der ARD ist nach eigenen Angaben von israelischen Soldaten vorübergehend festgehalten und bedroht worden. Demnach hatten die Journalisten über Gewalt gegen Palästinenser im Westjordanland recherchiert.

06.11.2023
    Soldaten bedrohen die im Auto sitzenden ARD-Reporter im Westjordanland
    Soldaten bedrohen die im Auto sitzenden ARD-Reporter im Westjordanland / Screenshot Tagesschau.de/BR (Tagesschau/BR)
    Der ARD-Korrespondent Kitzler war mit einem palästinensischen Mitarbeiter und einer deutschen Mitarbeiterin auf dem Rückweg nach Israel, als sie von israelischen Soldaten südlich der palästinensischen Stadt Hebron gestoppt wurden, berichtet Kitzler in der Sendung @mediasres des Deutschlandfunks. Die Soldaten hätten sich den Journalisten gegenüber überaus aggressiv verhalten, obwohl diese sich als akkreditierte Pressevertreter ausweisen konnten. Kitzler sprach von einer sehr bedrohlichen Situation. Mehrfach seien Waffen in das Auto gehalten worden.
    ARD-Mitarbeiterin als Verräterin beschimpft
    Bei den Soldaten handelte es sich nach Angaben Kitlzers vermutlich um Siedler aus der Gegend, die nun als Reservisten eingezogen wurden. Sie waren mit einem Privatfahrzeug unterwegs und trugen zivile Kopfbedeckungen. "Die Soldaten haben uns mit ihren Waffen bedroht und uns gefragt, ob wir Juden seien. Unsere Kollegin wurde als Verräterin beschimpft", wird Korrespondent Kitzler zudem zitiert. Erst nach mehr als einer Stunde habe sich die Situation entspannt, nachdem weitere Soldaten und auch Polizisten hinzugezogen worden seien.
    BR: Angriff auf die Pressefreiheit
    Der Bayerische Rundfunk, der das ARD-Studio Tel Aviv betreibt, betrachtet den Vorfall als Angriff auf die Pressefreiheit. "Für uns ist es der zweite Vorfall innerhalb einer Woche. Unser Team hat sich klar als akkreditierte Pressevertreter ausgewiesen und war fernab militärischer Sicherheitsbereiche", sagte der Leiter des ARD-Studios, Limpert. Das israelische Militär erklärte auf Anfrage, den Bericht zu prüfen.
    Der Verband der Auslandspresse in Israel hatte bereits Ende Oktober die israelische Armee aufgerufen, die Sicherheit von Journalisten zu gewährleisten, und von zwei Vorfällen im Westjordanland berichtet, bei denen Soldaten Reporter bedrängt hätten.
    Auswärtiges Amt: "Pressefreiheit ist hohes Gut"
    Auch das Auswärtige Amt mahnte die Einhaltung der Pressefreiheit an. In einer so angespannten Situation, in der man sich aktuell befinde, sei die Pressefreiheit ein hohes Gut, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Für ihre Berichterstattung müsse Pressevertretern vor Ort freier Zugang gewährt werden.
    Diese Nachricht wurde am 06.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.