Archiv


Argentinien gegen England - das wohl brisanteste Spiel der Vorrunde

Meurer: Bei der Fußballweltmeisterschaft startet heute um 13:30 Uhr unsere Zeit im japanischen Sapporo das wohl brisanteste Spiel der Vorrunde: Argentinien gegen England. Hüben wie drüben scheinen schon die Messer gewetzt zu werden, wird an den Falklandkrieg erinnert und an die Hand Gottes, mit der Maradona 1986 ein irreguläres Tor, aber anerkanntes Tor erzielte. In Berlin begrüße ich nun Peter Bild, britischer Journalist. Guten Tag, Herr Bild.

    Bild: Guten Tag und Hola.

    Meurer: Und in Südkorea Esteban Bayer, argentinischer Sportjournalist. Guten Tag, Herr Bayer.

    Bayer: Ja, guten Morgen und Good Morning.

    Meurer: Um mit Ihnen anzufangen, Herr

    Bayer: Sie schauen sich gleich das Spiel Paraguay gegen Spanien an, aber mit dem Herzen sind sie vermutlich schon bei der Partie Argentinien gegen England?

    Bayer: Ja natürlich. Ich muss zwar heute über das andere Spiel berichten, aber ich werde mich beeilen, damit ich mir rechtzeitig noch in aller Ruhe das Spiel der Vorrunde angucken kann.

    Meurer: Herr Bild, was ist aus englischer Sicht wichtiger - ein Match gegen Deutschland oder eine Partie gegen Argentinien?

    Bild: Das sind natürlich unsere großen Rivalen. Wahrscheinlich ist es noch wichtiger für die Engländer, natürlich für die Mannschaft, natürlich für die Fußballer, vor allem für individuellen Fußball, gegen Argentinien zu gewinnen, denn es ist leider so, dass man noch ein bisschen diese Verachtung als Imperialmacht und vor Argentinien eigentlich nicht so viel Respekt hat. Obwohl wir - so sagt man - die Argentinier hassen, was eigentlich gar nicht der Fall ist, gab es mindestens zwei sehr beliebte argentinische Fußballer in England, nämlich Oswaldo Ardiles, der noch immer in England ist und Ricky Villa. Also, wichtig ist natürlich, dass wir Argentinien schlagen und die Zeitungen sind heute natürlich voll davon, wie wir Argentinien schlagen werden.

    Bayer: Wenn ich kurz einhaken darf, hier aus Korea: Ich glaube, es ist fußballerisch gesehen zwischen Argentinien und England immer eine Hassliebe gewesen. England war ja der Lehrmeister von Argentinien - die ersten Vereine in Argentinien wurden ja von Engländern gegründet - und als es Argentinien irgendwann mal zum ersten Mal geschafft hatte, England zu schlagen, das war natürlich die große Stunde, und seitdem sind sie eben Klassiker geworden. Das ist das Pikante an diesem Spiel zwischen diesen beiden Mannschaften.

    Bild: Esteban, ich muss eines sagen: Wenn ihr irgendwann einmal die Malvinas zurückhaben wollt, dann sollt ihr uns nicht daran erinnern, dass ihr uns jemals geschlagen habt.

    Bayer: Nein, ich denke, es ist halt nicht nur fußballerisch ein Treffen ohne Gleichen. Ich glaube, das Politische wird auf dem Spielfeld kaum eine Rolle spielen. Es geht da wirklich um Fußball, und, man hat es ja in der Geschichte gesehen: Die Hand Gottes, Maradona, oder auch eine ganz besondere Situation beim letzten Treffen vor vier Jahren bei der letzten Weltmeisterschaft, als Beckham vom Platz gestellt worden ist durch eine Provokation eines Argentiniers. Ich glaube, das ist das, was dieses Fußballspiel ausmacht, fußballerisch zu sehen, wer die bessere Mannschaft ist. Dazu gehört aber auch ein bisschen Schlauheit seitens der Argentinier. Sie sind jetzt schon cleverer, können auch ein Tor mit der Hand schießen oder so sehr provozieren, dass ein Engländer vom Platz gestellt wird.

    Bild: Uns ist natürlich viel lieber, dass wir ein Tor entweder mit dem Fuß oder mit dem Kopf machen als dass ihr eines mit der Hand macht.

    Bayer: Das ist natürlich sehr, sehr fair, und das hat die Engländer immer ausgezeichnet. Ich glaube, heute wird es ein sehr faires Spiel bleiben. Ich gehe davon aus, dass es sehr sachlich, sehr sportlich zugehen wird. Ich glaube, dieses Mal sind beide Mannschaften so auf das Weiterkommen konzentriert. Und Sie wissen, das ist das Spiel dieser Vorrunde, bei dem sich alles für beide Mannschaften entscheiden wird. Ich glaube, es wird sehr, sehr sportlich heute sein.

    Bild: Das wäre für die Engländer natürlich heute ein Vergnügen. Du redest gerade von Hand Gottes, und in der Sun heute habe ich gerade gelesen, spricht man von einer zweiten Hand Gottes. Veron wird da interviewt und meint auch, dass Gott da wieder auf Seiten der Argentinier intervenieren wird. Hoffentlich nicht mit der Hand.

    Bayer: Nein, ich glaube, heute werden wir es nicht nötig haben. Heute wird es fair bleiben. Wollen wir es hoffen. Ich glaube, dass die Argentinier da einen sehr großen Respekt haben. Sie wissen, dass die englische Mannschaft sehr, sehr stark und sehr schnell ist. Davor haben sie Angst. Sie sind auch sehr kopfballstark. Davor haben sie Angst, oder nicht Angst, eher Respekt.

    Meurer: Ganz zum Schluss noch eine Frage an Sie beide. Esteban Bayer vielleicht, der argentinische Sportjournalist in Südkorea: Ihr Tipp heute für die Partie - wie geht sie aus?

    Bayer: Ich glaube, entweder bleibt es bei einem Unentschieden 1:1, oder mit einem knappen Vorsprung 2:1 für Argentinien.

    Meurer: Peter Bild?

    Bild: Ich würde sehr gerne widersprechen, ich kann es leider nicht.

    Bayer: Ist genehmigt.

    Meurer: Herr Bild, ich bin froh, dass sie nicht 5:1 gesagt haben.

    Bild: 5:1 das wäre schön, aber das ersparen wir uns. Das verdienen nur die Deutschen.

    Meurer: Ich bedanke mich bei Peter Bild, britischer Journalist, in Berlin zugeschaltet, und in Südkorea bei Esteban Bayer, argentinischer Sportjournalist in Diensten vom spanischen Dienst vom DPA. Herr Bild, Herr Bayer, schönen Dank und viel Spaß beim Fußball heute Nachmittag.

    Link: Interview als RealAudio