Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv

Argentinien und seine Gläubiger
Ende des Streits in Sicht

Es gab eine Zeit, da gehörte Argentinien zu den reichsten Ländern der Welt. Zur Wirtschaftsgeschichte des Landes gehören aber auch heftige Abstürze. 2001 kam es zur Staatspleite. Und mit den Folgen dieser Pleite kämpft Argentinien bis heute. Nach 15 Jahren Streit hat sich das Land nun weitgehend mit diesen Gläubigern geeinigt.

Von Brigitte Scholtes | 17.02.2016
    Mauricio Macri
    Der argentinische Präsident Mauricio Macri geht auf die Gläubiger des Landes zu. (picture alliance / dpa / David Fernandez)
    Es könnte der erhoffte Durchbruch für Argentinien sein. So jedenfalls werten Beobachter die Einigung mit einer Gruppe von Sammelklägern gegen das Land. Die hatten zwar nur relativ geringe Forderungen, aber vor einigen Tagen vorgelegte Angebot der Regierung unter dem neuen Präsidenten Mauricio Macri sei sehr gut, meint Leef Dierks, Professor für Finanzierung und Internationale Kapitalmärkte an der Fachhochschule Lübeck: Macri wolle 6,5 der ausstehenden 9 Milliarden Dollar an Schulden zahlen:
    "Keiner dieser Hedgefonds hat die hier betreffenden Anleihen für dieses Niveau gekauft. Die haben bei deutlich günstigeren Preisen zugeschlagen. Die Zahlen, die hier im Raume stehen, die sind teilweise unter 40 Prozent. Das heißt, wenn ich ein Wertpapier bei 40 Prozent seines Wertes kaufe und mir jemand 72 Prozent dafür zurückgibt, dann wäre das durchaus interessant. Ich kann mir vorstellen, was wir hier beobachten, ist lediglich die letzte Phase eines Pokerspiels, dass man sagt, bei 75 Prozent, da wären wir durchaus dabei."
    Das sieht offenbar auch der New Yorker Bezirksrichter Thomas Griesa so, der diesem Angebot unter anderen zustimmen muss, sagt Dierks:
    "Das hat dazu geführt, dass der Richter seine Sichtweise gedreht hat und den Hedgefonds eine Frist bis morgen gesetzt hat, ihm zu erklären, was denn dagegen spräche, Argentinien hierfür grünes Licht zu geben und den Zugang zu den Kapitalmärkten wieder zu eröffnen."
    Die großen Hedgefonds wie NML Capital und Aurelius haben bisher alle Umschuldungsangebote aus Buenos Aires abgelehnt. Ein Grund, warum Macris Vorgängerin Cristina Kirchner gegen die Hedge Fonds gewettert und sie als Geierfonds bezeichnet hatte, so wie etwa bei einer Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen vor knapp anderthalb Jahren:
    "Geierfonds streuen in unserem Land Gerüchte, sie verbreiten Diffamierungen und Verleumdungen sowohl über Personen als auch über Wirtschaft und Finanzen. So destabilisieren sie die Wirtschaft, und das entspricht fast einer Art des wirtschaftlichen und finanziellen Terrorismus."
    Die amtierende argentinische Regierung aber ist kompromissbereiter, aus gutem Grund, sagt Argentinien-Experte Dierks
    "Argentinien hat schon wieder Zinszahlungen in Höhe von vier Milliarden Dollar, die zu leisten sind, die schon wieder verspätet sind. So ein bisschen wächst auch hier der Druck, dass die neue Regierung einfach als Zeichen des guten Willens den Kapitalmarktzugang wiedererlangt, die Gläubiger entsprechend bezahlt. Und ich denke, die neugewählte Regierung bzw. die Mehrheit im Parlament, die hat das sehr genau verstanden, dass sie diese Politik, die die Vorgängerregierung pflegte, nicht fortsetzen kann, weil sie zu einer zunehmenden Isolierung nicht nur in Lateinamerika, sondern auch weltweit geführt hatte."
    Macri hatte Mitte Dezember schon die Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben, der Peso hatte dadurch gegenüber dem Dollar um ein knappes Drittel abgewertet. Das erleichtert der argentinischen Exportwirtschaft den Absatz ihrer Produkte.