Im Zentrum liegt die Plaza de Mayo. Um den Platz herum wurde Buenos Aires. planmäßig in Quadraten aufgebaut. Hier wurde im Mai vor 200 Jahren die Unabhängigkeit von Spanien erklärt. Und hier ziehen seit 33 Jahren jeden Donnerstag die "Mütter" der Plaza de Mayo" um den Brunnen in der Mitte herum. Auf den Plakaten steht: Wo sind unsere Kinder? Auf 30.000 wird die Anzahl der "desparecidos" -der Verschwundenen, Verschollenen - geschätzt. Stoßtrupps der Militärdiktatur unter Videla griffen zwischen 1976 und 83 Menschen auf der Straße auf, die sie als "subversive Kräfte" einschätzten; entführten, folterten, ermordeten.
"Die Vergangenheit ist nach meiner Definition niemals vergangen. Es ist das, was jetzt passiert, die Vergangenheit", "
sagt der argentinische Schriftsteller Alan Pauls. Die Gegenwart der Vergangenheit spürt man besonders auf der Plaza de Mayo. Den "Müttern" gegenüber kampieren Veteranen des Falklandkrieges. Sie klagen über zu geringe Kriegsopferrenten und um Anerkennung. Ein Roman von Fogwill mit dem Titel "Die unterirdische Schlacht" dreht sich um diese Niederlage, die zum Ende der Militärdiktatur führte.
Im Brennpunkt der literarischen Öffentlichkeit aber steht die Schreckenszeit unter den Militärs. Selbst wenn der Autor Leopoldo Brizuela ein historisches Melodram über das Lissabon der 40er-Jahre schreibt, denkt er an die aktuellen Folgen der Diktatur: Ein Konsul verhilft da Menschen zur Flucht:
" "Die Figur des Konsuls, die ich erfunden habe, ist inspiriert von einem toten Sohn. Die Figur ist so eine Art Wächter der Erinnerung. Das wollte ich erkunden, wie ein Toter einen Lebenden kontrollieren kann."
Vermeintlich Tote werden zu Gespenstern. Die Trauerarbeit kann nicht richtig geleistet werden. Denn die Unsicherheit besteht, ob der Verschwundene vielleicht irgendwo weiterlebt. Und dann gibt es in Argentinien so viele Fälle von Zwangsadoptionen. Babys von getöteten "Terroristen", die an irgendwelche Militärs oder Freunde der Militärs weitergereicht wurden. Großmütter, "abuelas" oder Verwandte, die die Spuren dieser Zwangsadoptierten verfolgen und erst nach 20, 30 Jahren fündig werden.
"Die Debatte wird nicht über das Erinnern an sich geführt, sondern darüber wie diese konkrete Vergangenheit die Gegenwart anruft. Die Großeltern von der Plaza de Mayo, die etwa 100 Fälle aufgedeckt haben, zeugen von dieser Gültigkeit der Vergangenheit."
Martin Kohan hat einen Roman über den Alltag unter der Junta geschrieben. "Zweimal Juni" sein Titel. Im Zentrum steht ein Rekrut, der sich nicht erweichen lässt durch das Flehen einer Mutter. Ihr Baby soll gefoltert werden.
Die Schriftstellerin Laura Alcobar hat die Gewaltherrschaft am eigenen Leib erfahren. Sie war acht Jahre alt, als ihre Eltern in den Untergrund gingen. Die Kämpfer versteckten sich selbst samt Kind und Druckerei hinter einem Kaninchenstall. Der Vater wurde gefasst, landete im Gefängnis, die Mutter konnte fliehen, ging nach Paris ins Exil, die Tochter wurde zu den Großeltern verfrachtet. Mit zehn Jahren kam Laura Alcobar schließlich auch nach Paris. Wo sie noch heute lebt. Sie schreibt ihre Erinnerungen auf Französisch:
"Es ist der Terror. Das Mädchen weiß es. Das Mädchen muss sich an das Leben im Untergrund gewöhnen, an eine Situation, die nicht meinem Alter entsprach. -Ich hatte das Gefühl, ein zu weites Kleid zu tragen - ich musste Sicherheitsmaßnahmen beachten. Wenn ich einen Fehler begangen hätte, hätte ich alle in Gefahr bringen können."
Die argentinische Gegenwartsliteratur wird beherrscht von diesem Blick zurück auf die 70er-Jahre.
"Die Vergangenheit ist nach meiner Definition niemals vergangen. Es ist das, was jetzt passiert, die Vergangenheit", "
sagt der argentinische Schriftsteller Alan Pauls. Die Gegenwart der Vergangenheit spürt man besonders auf der Plaza de Mayo. Den "Müttern" gegenüber kampieren Veteranen des Falklandkrieges. Sie klagen über zu geringe Kriegsopferrenten und um Anerkennung. Ein Roman von Fogwill mit dem Titel "Die unterirdische Schlacht" dreht sich um diese Niederlage, die zum Ende der Militärdiktatur führte.
Im Brennpunkt der literarischen Öffentlichkeit aber steht die Schreckenszeit unter den Militärs. Selbst wenn der Autor Leopoldo Brizuela ein historisches Melodram über das Lissabon der 40er-Jahre schreibt, denkt er an die aktuellen Folgen der Diktatur: Ein Konsul verhilft da Menschen zur Flucht:
" "Die Figur des Konsuls, die ich erfunden habe, ist inspiriert von einem toten Sohn. Die Figur ist so eine Art Wächter der Erinnerung. Das wollte ich erkunden, wie ein Toter einen Lebenden kontrollieren kann."
Vermeintlich Tote werden zu Gespenstern. Die Trauerarbeit kann nicht richtig geleistet werden. Denn die Unsicherheit besteht, ob der Verschwundene vielleicht irgendwo weiterlebt. Und dann gibt es in Argentinien so viele Fälle von Zwangsadoptionen. Babys von getöteten "Terroristen", die an irgendwelche Militärs oder Freunde der Militärs weitergereicht wurden. Großmütter, "abuelas" oder Verwandte, die die Spuren dieser Zwangsadoptierten verfolgen und erst nach 20, 30 Jahren fündig werden.
"Die Debatte wird nicht über das Erinnern an sich geführt, sondern darüber wie diese konkrete Vergangenheit die Gegenwart anruft. Die Großeltern von der Plaza de Mayo, die etwa 100 Fälle aufgedeckt haben, zeugen von dieser Gültigkeit der Vergangenheit."
Martin Kohan hat einen Roman über den Alltag unter der Junta geschrieben. "Zweimal Juni" sein Titel. Im Zentrum steht ein Rekrut, der sich nicht erweichen lässt durch das Flehen einer Mutter. Ihr Baby soll gefoltert werden.
Die Schriftstellerin Laura Alcobar hat die Gewaltherrschaft am eigenen Leib erfahren. Sie war acht Jahre alt, als ihre Eltern in den Untergrund gingen. Die Kämpfer versteckten sich selbst samt Kind und Druckerei hinter einem Kaninchenstall. Der Vater wurde gefasst, landete im Gefängnis, die Mutter konnte fliehen, ging nach Paris ins Exil, die Tochter wurde zu den Großeltern verfrachtet. Mit zehn Jahren kam Laura Alcobar schließlich auch nach Paris. Wo sie noch heute lebt. Sie schreibt ihre Erinnerungen auf Französisch:
"Es ist der Terror. Das Mädchen weiß es. Das Mädchen muss sich an das Leben im Untergrund gewöhnen, an eine Situation, die nicht meinem Alter entsprach. -Ich hatte das Gefühl, ein zu weites Kleid zu tragen - ich musste Sicherheitsmaßnahmen beachten. Wenn ich einen Fehler begangen hätte, hätte ich alle in Gefahr bringen können."
Die argentinische Gegenwartsliteratur wird beherrscht von diesem Blick zurück auf die 70er-Jahre.