Ein einfacher Schuppen aus Wellblech am Rand der Landstraße Nummer 123, mitten in der nordargentinischen Provinz Corrientes. Auf den ersten Blick gleicht der Ort eher einem Rummelplatz als einer Kultstätte: Kein schmuckvoller Kuppelbau, keine andächtige Stille. Stattdessen preisen Verkäufer lautstark Souvenirs an, aus Lautsprechern dröhnt scheppernd Cumbia-Musik. Die Menschen tanzen zu den Rhythmen der Band, sie trinken Alkohol aus Plastikflaschen und schütten kleine Schlucke auf den Altar. Schließlich soll auch der Gaucho nicht durstig bleiben. An einem Stand neben der Kultstätte verkauft Sergio Deismundo den Gläubigen Devotionalien: Amulette mit dem Konterfei des Gauchos, kleine Figuren, Rosenkränze.
"Seit etwa 15 oder 20 Jahren haben die Geschäfte hier sehr zugenommen. Früher sind die Leute einfach nur hergekommen, um für die Erfüllung ihrer Wünsche zu danken, eine Kerze anzuzünden und eben einfach da zu sein: Um Gitarre zu spielen, zu tanzen, den Tag zu verbringen und Grillfleisch zu essen."
Dinge, die dem Gaucho damals mit Sicherheit auch gefallen hätten. Historisch belegt ist, dass er Mitte des 19. Jahrhunderts in Corrientes gelebt hat. Davon abgesehen ranken sich um seine Person zahlreiche Legenden. So wie die, die Sergio Deismundo zu erzählen hat. Danach war der Gaucho Deserteur im Bürgerkrieg und lebte seitdem als eine Art argentinischer Robin Hood ständig auf der Flucht vor der Polizei. Als die ihn schließlich doch zu fassen bekam, machten sie ihm kurzen Prozess.
"Bevor er starb, sagte er zum Henker, dass dieser zu Hause seinen Sohn sterbenskrank vorfinden und dass er sich dann noch an seine Worte erinnern würde. Er sagte ihm, dass er für ihn bitten solle, um die Gesundheit seines Sohns zu retten. Und so war es auch. Genau so ist es dem Henker geschehen und er erinnerte sich an die Worte, die ihm der Gauchito Antonio Gil gesagt hatte."
Der Henker soll der erste gewesen sein, der dem Gaucho an der staubigen Landstraße zwischen Mercedes und Goya einen Altar aufgestellt hat. An diesen Ort kommen heute die Menschen, um den Gaucho um etwas zu bitten oder ihm für einen erfüllten Wunsch zu danken. Geht man von der Menge und Vielfalt der Geschenke aus, die im kleinen Museum neben dem Schrein ausgestellt sind, muss der Gaucho schon viele Wünsche erfüllt haben. Der Raum gleicht einem Trödelladen: Von der Decke hängen Brautkleider, Fußballtrikots und Fahrräder, die Wand ist mit Autokennzeichen und Fotos gepflastert. Sogar ein Ultraschallbild von einem Ungeborenen findet sich dort. Yanina Faccio steckt ein kleines Briefchen an der Wand fest. Im Grunde war die Wohnungsnot in der Großstadt der Auslöser für ihren Besuch in Mercedes, erzählt die Studentin aus Buenos Aires.
"Ich bin dieses Jahr umgezogen. Zwar habe ich im Mai eine Wohnung gefunden, die mir sehr gefallen hat, aber in Buenos Aires ist es sehr schwer, Wohnungen zu mieten und ich hatte Angst, dass es mit dieser Wohnung nicht klappen würde. Ich saß also in einem Café und hatte ein kleines Heiligenbild vom Gauchito Gil in meinem Kalender dabei. Ich schaute es an und sagte, also, Gauchito, wenn sie mir diese Wohnung geben, verspreche ich dir, nach Mercedes zu fahren, noch bevor der Winter endet."
Yanina scheint nicht die einzige zu sein, die dem Gaucho für etwas zu danken hat. Dicht an dicht stehen die Menschen am Schrein und zünden Kerzen an. Viele sind in Zwiesprache mit dem Gaucho vertieft. Die katholische Kirche hat den Gauchito Gil bisher nicht als Heiligen anerkannt. Trotzdem wächst die Gemeinde des Gaucho unaufhörlich und längst nicht mehr nur in Corrientes und den Nachbarprovinzen. Yanina Faccio glaubt, dass es gerade der Mangel an religiösen Dogmen ist, der die Menschen zum Gaucho hinzieht.
"Wenn man mit ihm kommuniziert, dann geschieht das ohne einen Vermittler. Es gibt keine Regeln darüber, wie man mit ihm kommunizieren sollte oder wie man ihn um etwas bitten sollte und darum ist das etwas, das sehr stark von jeder einzelnen Person abhängt. Es ist eine direktere Beziehung, so als ob man mit einem Freund reden würde."
Die Schreine mit den blutroten Fahnen schmücken mittlerweile die Fernstraßen im ganzen Land und der Besucherandrang in Mercedes könnte so manchen Pastor neidisch machen. Am 8. Januar, dem Todestag des Gaucho, pilgern jedes Jahr mehr Menschen zur Kultstätte des Gaucho. Dieses Jahr waren es fast eine halbe Million.
"Seit etwa 15 oder 20 Jahren haben die Geschäfte hier sehr zugenommen. Früher sind die Leute einfach nur hergekommen, um für die Erfüllung ihrer Wünsche zu danken, eine Kerze anzuzünden und eben einfach da zu sein: Um Gitarre zu spielen, zu tanzen, den Tag zu verbringen und Grillfleisch zu essen."
Dinge, die dem Gaucho damals mit Sicherheit auch gefallen hätten. Historisch belegt ist, dass er Mitte des 19. Jahrhunderts in Corrientes gelebt hat. Davon abgesehen ranken sich um seine Person zahlreiche Legenden. So wie die, die Sergio Deismundo zu erzählen hat. Danach war der Gaucho Deserteur im Bürgerkrieg und lebte seitdem als eine Art argentinischer Robin Hood ständig auf der Flucht vor der Polizei. Als die ihn schließlich doch zu fassen bekam, machten sie ihm kurzen Prozess.
"Bevor er starb, sagte er zum Henker, dass dieser zu Hause seinen Sohn sterbenskrank vorfinden und dass er sich dann noch an seine Worte erinnern würde. Er sagte ihm, dass er für ihn bitten solle, um die Gesundheit seines Sohns zu retten. Und so war es auch. Genau so ist es dem Henker geschehen und er erinnerte sich an die Worte, die ihm der Gauchito Antonio Gil gesagt hatte."
Der Henker soll der erste gewesen sein, der dem Gaucho an der staubigen Landstraße zwischen Mercedes und Goya einen Altar aufgestellt hat. An diesen Ort kommen heute die Menschen, um den Gaucho um etwas zu bitten oder ihm für einen erfüllten Wunsch zu danken. Geht man von der Menge und Vielfalt der Geschenke aus, die im kleinen Museum neben dem Schrein ausgestellt sind, muss der Gaucho schon viele Wünsche erfüllt haben. Der Raum gleicht einem Trödelladen: Von der Decke hängen Brautkleider, Fußballtrikots und Fahrräder, die Wand ist mit Autokennzeichen und Fotos gepflastert. Sogar ein Ultraschallbild von einem Ungeborenen findet sich dort. Yanina Faccio steckt ein kleines Briefchen an der Wand fest. Im Grunde war die Wohnungsnot in der Großstadt der Auslöser für ihren Besuch in Mercedes, erzählt die Studentin aus Buenos Aires.
"Ich bin dieses Jahr umgezogen. Zwar habe ich im Mai eine Wohnung gefunden, die mir sehr gefallen hat, aber in Buenos Aires ist es sehr schwer, Wohnungen zu mieten und ich hatte Angst, dass es mit dieser Wohnung nicht klappen würde. Ich saß also in einem Café und hatte ein kleines Heiligenbild vom Gauchito Gil in meinem Kalender dabei. Ich schaute es an und sagte, also, Gauchito, wenn sie mir diese Wohnung geben, verspreche ich dir, nach Mercedes zu fahren, noch bevor der Winter endet."
Yanina scheint nicht die einzige zu sein, die dem Gaucho für etwas zu danken hat. Dicht an dicht stehen die Menschen am Schrein und zünden Kerzen an. Viele sind in Zwiesprache mit dem Gaucho vertieft. Die katholische Kirche hat den Gauchito Gil bisher nicht als Heiligen anerkannt. Trotzdem wächst die Gemeinde des Gaucho unaufhörlich und längst nicht mehr nur in Corrientes und den Nachbarprovinzen. Yanina Faccio glaubt, dass es gerade der Mangel an religiösen Dogmen ist, der die Menschen zum Gaucho hinzieht.
"Wenn man mit ihm kommuniziert, dann geschieht das ohne einen Vermittler. Es gibt keine Regeln darüber, wie man mit ihm kommunizieren sollte oder wie man ihn um etwas bitten sollte und darum ist das etwas, das sehr stark von jeder einzelnen Person abhängt. Es ist eine direktere Beziehung, so als ob man mit einem Freund reden würde."
Die Schreine mit den blutroten Fahnen schmücken mittlerweile die Fernstraßen im ganzen Land und der Besucherandrang in Mercedes könnte so manchen Pastor neidisch machen. Am 8. Januar, dem Todestag des Gaucho, pilgern jedes Jahr mehr Menschen zur Kultstätte des Gaucho. Dieses Jahr waren es fast eine halbe Million.