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Arglos am PC

Sorglosigkeit und Ignoranz kennzeichnen die Einstellung deutscher Jugendlicher zum Thema "Sicherheit im Internet." Das sagt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Die Behörde beruft sich dabei auf eine Studie, für die 800 Jugendliche repräsentativ befragt wurden. BSI-Sprecher Michael Dickopf.

von Holger Bruns |
    Die Jugendlichen nutzen das Internet zwar sehr intensiv, aber das Thema Sicherheit in der Informationstechnik interessiert sie arg wenig. Erschreckend wenig. Sie sind erst dann daran interessiert, wenn das Kind quasi in den Brunnen gefallen ist. Also wenn was passiert ist. Wenn sie auf einmal im Dialerprogramm geendet sind und unerhört hohe Rechnungen zu zahlen haben oder wenn sie sich einen Computervirus, einen Trojaner oder Wurm oder sonstiges eingefangen haben.


    Aussagen, die sich unabhängig von der BSI-Studie belegen lassen. Der Entwicklungspsychologe Professor Thomas Leithäuser von der Universität Bremen untersuchte, wie das Internet die Identitätsbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beeinflusst.

    Wenn man überlegt, dass diese Jugendlichen im Internet spielen wollen, dann denken sie natürlich weniger darüber nach, was alles für Schwierigkeiten auftreten können, wie Viren und wie zuviel Geld ausgeben und so weiter. Denn dieser Ernst der Realität widerspricht ein bisschen diesem Spielerischen dieser Jugendlichen. Und dann vergisst man den Ernst der Lage häufig.


    Mit durchaus fatalen Konsequenzen. Hat man sich zum Beispiel einen Porno-Dialer unterjubeln lassen, kann die nächste Telefonrechnung zum finanziellen Desaster werden. Michael Dickopf.

    Zum Beispiel kann man sagen, dass nur jeder dritte überhaupt das Thema IT-Sicherheit kennt und entsprechende Möglichkeiten, was man da zu tun hat. Wobei da sogar noch ein Unterschied ist zwischen Mädchen und Jungens. Bei Mädchen ist es halt nur jedes vierte und bei Jungens immerhin jeder zweite, der irgendwas mit dem Thema IT-Sicherheit anfangen kann, also der schon mal gehört hat, dass es zum Beispiel einen Virenscanner oder sonstige Maßnahmen gibt.


    Im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sieht man dies mit Skepsis. Aus Sicht der Jugendlichen würden Computerviren zum Internet dazugehören wie eine Erkältung im Winter.

    Ich kenn das selber auch. Aus dem Freundes- und Bekanntenkreis hat es gestern noch, wo mir Freunde erzählten, dass ihre Kinder wild im Internet rumsurfen und sich eine Sache nach der anderen einfangen.


    Dabei ist die Hälfte aller Jugendlichen mindestens einmal pro Woche online.


    Es ist nun mal so, dass grade bei denen die Internetnutzung im Vordergrund steht. Sie chatten. Sie E-Mailen. Sie laden sich Dinge runter, zum Teil auch unerlaubt. Und wenn das Kind dann in den Brunnen gefallen ist, dann ist eventuell Papas PC am Ende und das ist dann ärgerlich für den Papa. Aber die Kids wissen ja, die Eltern werden es richten. Aber unsere Idee ist es, die Jugendlichen schon dann heranzuführen an das Thema IT-Sicherheit, damit sie dann, wenn sie wirklich später auch irgendwelche Dinge mit ihrem PC machen, die irgendwelche Auswirkungen haben können, wie zum Beispiel E-Banking, dass sie nicht so unbedarft an das Thema herangehen.


    Gerade beim E-Banking gehören PIN-Codes und Transaktionsnummern nicht auf die Festplatte, weil sie dort über das Internet ausgespäht werden können. Solche Sicherheitsempfehlungen für die 12- bis 18jährigen will das BSI über ein Jugendportal verbreiten, das Anfang Mai ans Netz geht und das etwas peppiger und zielgruppengerechter sein soll als die offiziellen Seiten des BSI, die alle wichtigen Sicherheitstipps natürlich heute schon enthalten.